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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 31. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Kein neues Thema, sondern schon Paulus kannte dieses Phänomen, wie dem heutigen Lesungstext zu entnehmen ist:

„Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen, wenn in einem prophetischen Wort oder einer Rede oder in einem Brief, wie wir ihn geschrieben haben sollen, behauptet wird, der Tag des Herrn sei schon da!“ (2 Thess 2,2)

Offensichtlich waren also auch die Menschen damals schon mit Nachrichten konfrontiert, die keinen Wahrheitsgehalt hatten, aber dennoch in Angst und Schrecken versetzt haben. Dennoch haben die heutigen Fakenews wohl eine neue Qualität, da die Menschen damals – vermutlich – nur aus Unwissenheit und eigener Unsicherheit Unwahres verbreitet haben, dies aber heute oftmals gezielt eingesetzt wird, um Menschen zu manipulieren und die eigenen Interessen voranbringen zu können. Erschreckenderweise – dies fiel mir bei der Vorbereitung für diesen Text auf – ist der erste Treffer, wenn man in eine große Suchmaschine „fakenews“ eingibt „fake news erstellen“. Offenbar ist es inzwischen eine Art Volkssport, andere Menschen in die Irre zu führen.

Vorsicht sollte hier geboten sein, denn – auch darum geht es in einem der heutigen Texte, Gott liebt zwar alles an und in seiner Schöpfung, aber er möchte doch alles nach und nach wieder ins rechte Lot bringen, das auf einem Irrweg gelandet ist:

„Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr.“ (Weish 12,2)

Andere vorsätzlich in die Irre führen, um ihn oder der Gesellschaft zu schaden oder eigene Interessen zu verfolgen darf wohl mit Fug und Recht als Schlechtigkeit angesehen werden.

Welche gefährlichen Ausmaße die Folgen von Fakenews annehmen können – dafür benötigen wir nicht mal den Blick über den Ozean, dafür reicht ein Blick aktuell nach Thüringen mit seinen katastrophalen Wahlergebnissen. Jeder vierte Wähler dieses Bundeslandes hat sich dafür entschieden seine Stimme jemandem zu geben, der mit gezielt eingesetzter Stimmungsmache auf der Grundlage von Fehlinformationen Bürgerinnen und Bürger getäuscht hat. Einem Mann wurden hier in großer Menge Stimmen gegeben, der nach einem Gerichtsurteil als „Faschist“ bezeichnet werden darf und den eine große britische Zeitung, der Telegraph am 27.10.2019, als „new Hitler“ beschreibt. Noch ein paar Tage vor der Landtagswahl verbreitet Höcke ein erfundenes, also erlogenes, Zitat von Bundesaußenminister Heiko Maas, nachdem er zuvor bereits gerichtlich untersagt bekommen hat, Herbert Grönemeyer mit Falschaussagen zu verunglimpfen. Andere Mitglieder seiner Partei sind nicht dazu in der Lage, Zitate danach zu unterscheiden, ob sie von Björn Höcke oder Adolf Hitler stammen, von dem Höcke wiederum sagt, dass es ein großes Problem sei, dass Hitler immer als absolut böse dargestellt würde. Einem Mann, der schon 2015 auf einer Veranstaltung sagte: „Christentum und Judentum stellen einen Antagonismus dar. Darum kann ich mit dem Begriff des christlich-jüdischen Abendlands nichts anfangen.“ Das ist vier Jahre her, an seiner Haltung dürfte sich nichts geändert haben. Er versucht öffentlich, einen Keil zwischen uns Christen und unsere älteren Geschwister, die Juden, zu treiben und bekommt dafür von fast jedem vierten Thüringer Wähler seine Stimme – schlimmer noch, es gibt Glaubensgeschwister, die sich mit Kreuz und Fisch im Logo als „Christen in der AFD“ bezeichnen. Warum gibt es dazu keinen Aufschrei der Gesellschaft, mindestens der Christen? Warum wiederholen wir gebetsmühlenartig, beispielsweise nach dem Anschlag in Halle vor einigen Tagen, ein „nie wieder“ (was selbstverständlich richtig ist, nie wieder dürfen die unvorstellbaren Grausamkeiten des Nationalsozialismus wiederholt werden) aber stehen nicht auf dagegen. Auch wenn knapp 25% bei der Wahl am letzten Sonntag für die AFD, sogar den rechten Rand der AFD, gestimmt haben, haben 75% es eben nicht getan. Wir müssen uns über Partei- und Religionsgrenzen hinweg zusammenschließen und alles verhindern, was Menschen in unserem Land in Unsicherheit leben lässt. Solange nur eine einzige Synagoge, jüdische Schule oder ein jüdisches Altenheim polizeilich bewacht werden muss, dürfen wir nicht aufhören zu kämpfen für ein demokratisches und friedliches Miteinander. Genauso wenig dürfen wir tolerieren, dass andere Menschen wegen ihrer Religion, Hautfarbe, sexueller Orientierung, ihrem Finanz- oder Bildungsstand bedroht werden. An vielen Stellen entwickeln sich solche Zusammenschlüsse des gemeinsamen Aufstehens gegen Rechts und das ist gut so. Auch Hitler hat seinen Weg nicht mit dem Bau von Konzentrationslagern begonnen, sondern mit Fakenews. Lassen wir uns davon nicht beirren, seien wir wachsam, wenn der Außenblick uns schon warnt (siehe die bereits zitierte Formulierung des Telegraph) und vor allem seien wir mutig, denn der Hashtag unter dem sich viele versammeln, stimmt ja. #wirsindmehr

Und vor allem sind wir nicht nur mehr, sondern auch nicht allein. Gott ist an unserer Seite, er stärkt uns und deshalb dürfen wir auch in schweren und dunklen Stunden gewiss sein, wie es im Psalm dieses Sonntags heißt:

„Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade. Der Herr ist gütig zu allen, sein Erbarmen waltet über all seine Werke.“ (Ps 145, 8f.)

Wenn man die Psalmen liest und das große jüdische Erbe betrachtet – wie man da auf die absurde Idee kommen kann, die Rede vom christlich-jüdischen Abendland sei nicht nachvollziehbar – das wird wohl ein Rätsel bleiben. Eines das Herr Höcke allerdings gerne für sich behalten kann.

Ich wünsche uns eine mutige Woche, wir haben das Allerheiligenfest gerade gefeiert, die meisten dieser Menschen, vermutlich fast alle, derer wir da gedacht haben, haben nicht den Weg des geringsten Widerstandes gewählt, sondern haben für ihre tiefsten Überzeugungen eingestanden. Tun wir dies auch und halten uns an die Worte, die uns Konstantin Wecker mit seinem Lied „Sage nein“ gibt:

„Ob als Penner oder Sänger,
Banker oder Müßiggänger,
Ob als Priester oder Lehrer,
Hausfrau oder Straßenkehrer,
Ob du sechs bist oder hundert,
Sei nicht nur erschreckt, verwundert,
Tobe, zürne, misch dich ein
Sage nein!“
(Quelle: LyricFind, Songwriter: Konstantin Wecker, Songtext von Sage nein © BMG Rights Management)

Ihre Katharina Nowak

Author: Katharina Nowak

Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.

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