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kath 2:30 Dies DominiDies domini – Zweiter Fastensonntag, Lesejahr B

Manchmal begegnet einem im Internet beim Besuch etwas besonderer Seiten ein freundlich dreinblickender, ersichtlich mit sich im Reinen befindlicher älterer Herr, der ein wenig skeptisch aus seinem Biedermeier-Ohrensessel blickt. Man sollte meinen, er könne nicht bis drei zählen, aber liest man dann sein „Hirtenwort“ „Lasst Euch nicht so schnell aus der Fassung bringen“, merkt man, da ist man einem Geistesheroen begegnet, der es faustdick hinter den Ohren hat.

Denn er kennt sich nicht nur in der Kirchengeschichte aus: Er weiß, dass der Aufschwung der Orden im 19. Jahrhundert nicht mit dem Rückgang der Kindersterblichkeit bei noch mangelhafter Versorgungssituation für die vielen Kinder auf den Höfen zu tun hatte, sondern mit dem Blut der Märtyrer in der französischen Revolution, das der Samen für neue Christen sei.

Er ist auch Exeget erster Expertise, der weiß, dass eine Predigt über Migration und Sozialkonflikte nur „Gott-“ los genannt werden kann, da doch nirgendwo in der Bibel von diesen Themen die Rede ist. Jesus greift die Fragen von Besatzung, Armut und Nächstenliebe ja nirgendwo auf.  Und er ist auch Pastoraltheologe reinsten Wassers, der uns erläutert, dass die Kirchen durch diese heutigen selbstgemachten Liturgen und gottlosen Regenwaldprediger sich leeren müssen und die Menschen stattdessen in Scharen zu den der Tradition verbundenen Gemeinschaften wechseln. Schließlich: wer erkennt eine Kirche Jesu Christi schon in katholischen Akademien, Sekretariaten von Bischofskonferenzen oder Zentralkomiteen von Katholiken. Da muss man sich doch schaudernd zu den Piusbrüdern wenden, die sicher durch die Schaffung eines „Generalsekretärs“ der Bischofskonferenz und auch noch der Beförderung einer Frau, horribile dictu, auf diesen Posten demnächst aus allen Nähten platzen werden.


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kath 2:30 Dies DominiKann man fasten, wenn der Verzicht zur Normalität geworden ist? Die Corona-Pandemie hält weiter an. Das Land befindet sich im zweiten Lockdown. Gastronomie und Einzelhandel – alles geschlossen. Kultur und Schulen – alles dicht. Die Fastenangebote der letzten Jahre erscheinen da als reiner Luxus. Erinnern Sie sich noch, wie da zu Heilfasten, Autofasten und Digitalfasten aufgerufen wurde? Das alles erscheint in Zeiten, in denen die Restaurants geschlossen haben, Fernreisen virusbedingt nicht angesagt sind und die digitale Kommunikation das Gebot der Stunde ist, unwirklich. Im Überfluss lässt es sich leicht fasten. Aber wenn der Verzicht nicht mehr freiwillig, sondern allgemein verordnet ist, dann kann man mit Fasten niemanden beeindrucken. Es ist ja nichts Besonderes mehr. Ist dieser Verzicht womöglich die neue Normalität, von der so viel gesprochen wird? Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDie domini – 6. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Der moderne Mensch hat das Warten verlernt. Alles muss schnell wieder so funktionieren, wie er es gewohnt ist. Bestenfalls sind kleine Variationen der vermeintlichen Normalität gewünscht – kleine, feine Dissonanzen, die dem Alltag Würze geben, den gewohnten Trott aber nicht allzu sehr stören. Die Normalität an sich aber soll im Großen und Ganzen fortdauern. Jede größere Veränderung aber bedeutet eine Störung dieses grauen Grundrauschens wohlständiger Behäbigkeit. Der Wahlspruch des modernen Menschen westlicher Prägung lautet deshalb „Bitte nicht stören!“. Kommen da Menschen, die vor Krieg im Nahen Osten oder Dürrekatastrophen in Afrika fliehen – „Bitte nicht stören!“. Auftauender Permafrost, schmelzende Gletscher und die Ausbreitung von Wüsten führen vor Augen, dass der Klimawandel längst kein schleichender Prozess mehr ist – „Bitte nicht stören!“. Ein kleines Virus verursacht eine Pandemie, die Leben nimmt, Leben erschwert, Leben bedroht – „Bitte nicht stören!“. Solange ich nicht betroffen bin, möchte ich – bittschön! – nicht gestört werden! – das ist die Maxime des modernen Menschen westlicher Prägung. Der kognitive Aktionsradius endet am eigenen Gartenzaun. Dahinter liegen fremde, andere Welten, die einen nichts angehen. Dass aber schon der Samen des Unkrauts aus der Nachbarschaft vor den Grenzen des eigenen Gartens keinen Halt macht, dürfte schon Menetekel genug sein, dass die zwischenmenschlichen Vernetzungen selbst bei größtem Unwillen nicht zu leugnen sind. Da hilft auch kein Gezeter am Maschendrahtzaun, der Nachbar möge doch bitte sein Unkraut selbst vernichten!

Die Befindlichkeiten des gemeinen Menschen westlicher Prägung aber sind stärker. Krisen haben lösbar zu sein – und zwar stante pede! Sofort! Man möchte schließlich nicht gestört werden, in seinem Stammkaffee den gewohnten Koffeindrink zu sich nehmen, sich im Kino die Zeit vertreiben und endlich wieder dem gewohnten Trott nachgehen. Aber dann kam Corona …


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