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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 4. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Verstörung ergreift nicht selten die Frommen, wenn sie feststellen, das Glauben aus Taten besteht. Für manch einen Frommen sind das bloße Eseleien. Man müsse doch erst seine eigene Christusbeziehung begründen, sagen sie dann. Da diese Beziehung aber entweder nie tief genug sein kann oder man sich nicht sicher ist, ob man Christus überhaupt schon gefunden hat, steht der privatisierende Rückzug in die Pflege einer individualistischen Spiritualität ganz oben auf einer Agenda, die eitel von den Niederungen weltlicher Herausforderungen abwendet, um sich ganz dem zu widmen, der sich nicht zu schade war, schnödes weltliches Fleisch zu werden.

In dem steten Bestreben, sich weltlicher Belange zu entledigen, besteht indes eine eigenartige Allianz mit denen, die den Glauben gerne aus anderen Gründen aus der Öffentlichkeit verbannen möchten. Humanisten, Atheisten und Kirchenkritiker werden nicht müde, den Glauben bestenfalls als Privatsache abzutun. Eine öffentliche Sichtbarkeit von und ein kritischer Diskurs über und mit Religion und Glaube ist unerwünscht. Offensichtlich berühren die metaphysischen Fragen, mit denen sich der Glaubende auseinandersetzt, tiefsitzende Zweifel, denen der eine wie der andere gerne aus dem Weg gehen möchte. Es ist also besser, die Begegnung mit diesen Fragen erst gar nicht zuzulassen.

Die Forderung nach einem öffentlich gezeigten, gelebten und vernünftig gegründeten Glauben ist eine Zumutung ebenso für manche Fromme wie für viele Glaubenskritiker. Allein die Tatsache, dass Glauben und Vernunft keine Gegensätze, sondern Komplemente sind, die sich gegenseitig ergänzen und gerade darin tiefere Erkenntnis und Aufklärung ermöglichen, verstört die einen wie die anderen. Lieber wäre es beiden, wenn die Sache mit der Religion privat bliebe; dann bliebe man wenigstens vor unangenehmen Auseinandersetzungen verschont.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 3. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Die kirchlichen Medien, die Seiten katholischer „Player“ in den sozialen Netzwerken, auch die „normalen“ Tageszeitungen beschäftigen sich alle immer wieder in den letzten Tagen und Wochen mit der Frage: Führt der unterschiedliche Umgang mit Amoris Laetitia zum Schisma oder nicht? Werden die Grabenkämpfe, die es zweifelsfrei zwischen – sofern man es so bezeichnen kann – links und rechts in der Kirche (nicht im politischen, sondern nur im kirchenpolitischen Sinne gemeint) zu einem spürbaren Bruch in der römisch-katholischen Kirche führen? Und wie kann dem eigentlich vorgebeugt oder entgegengewirkt werden?

Eigentlich müsste spätestens die Lesung dieses Sonntags, dem ersten Korintherbrief entnommen, allen Beteiligten die Augen öffnen:

„Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung. Es wurde mir nämlich, meine Brüder, von den Leuten der Chloe berichtet, dass es Zank und Streit unter euch gibt. Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt: Ich halte zu Paulus — ich zu Apollos — ich zu Kephas — ich zu Christus. – Ist denn Christus zerteilt?“ (1 Kor 1,10-13)

Genau das ist der Punkt um den es auch hier geht, Diskussionen müssen möglich sein, unterschiedliche Positionen und Auslegungen auch – darauf legt ja auch allen voran Papst Franziskus großen Wert, in dem er eben keine Handlungsanweisungen gibt, sondern seine Richtung vorstellt und in seiner Diözese umsetzen lässt, aber an sich die Verantwortung in die Ortskirchen legt – ABER das Gemeinsame, das Einende, der Glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen darf dabei nicht aus dem Blick geraten, als „Lesebrille“ für alle inner- und außerkirchlichen Themen. Natürlich ist dies den Gläubigen schwer zu vermitteln, wenn es einen offen ausgetragenen Konflikt auf höchster kirchlicher Ebene gibt, nämlich innerhalb des Kardinalskollegiums mit dem Papst, der, wie durch Inhalt und Duktus des offenen Briefes der vier Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner, und die sich daran anschließende Diskussion erkennbar wird, mehr ist als ein bloßer Austausch von verschiedenen Haltungen, wenn man beispielsweise das Zitat von Kardinal Caffarra liest, dass es „selbstmörderisch“ oder im Original „suicidal“ sei, wenn der Papst das Gewissen über die Offenbarung stelle. Hier geht es um die grundsätzliche Marschrichtung der Kirche. 


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 2. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Ein Spielzug in drei Stationen brachte den Sieg. Toni Kroos passt auf der Höhe der Mittellinie auf André Schürrle. Der läuft an der linken Seitenauslinie bis auf Strafraumhöhe und flankt den Ball gekonnt durch zwei argentinische Abwehrspieler in den Strafraum. Dort hatte sich Mario Götze, den eigentlich unerwartbaren Ball antizipierend in Position gebracht, legt ihn sich mit der Brust auf den linken Fuß und spitzelt den Ball an Torwart Romero vorbei ins Tor. „Der kommt an … Mach ihn, mach ihn … und er macht ihn“ – überschlägt sich der Kommentator. 1:0 gewinnt die Nationalmannschaft Deutschlands das WM-Finale 2016 gegen Argentinien, weil der eine nicht nur zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war, sondern auch das Richtige tat. Es ist die Fähigkeit zur Antizipation, die den Unterschied macht.

Wer die Fähigkeit der Antizipation besitzt, erkennt Dinge, die sich noch nicht ereignet haben; er erkennt Wege, die anderen noch verschlossen erscheinen; er nimmt wahr, was vielen verborgen bleibt. In diesem Sinn kann der Antizipator nie Agnostiker sein, denn er sieht hinter das bloß sinnlich Wahrnehmbare. Erfahrung und Intuition hingegen schärfen seinen Blick für die Tiefe des Seienden, das auf der Oberfläche des Materiellen bloß ist, während das eigentliche Wesen des oberflächlich Wahrnehmbaren wesentlich tiefer reicht.

Genau das ist die Haltung des Glaubens. Der Volksmund spricht vorlaut davon, dass Glauben nicht Wissen sei. Das ist vorschnell gesagt. Der Glaube kann ja nicht gegen das Wissbare stehen. Der Glaube setzt das Wissbare voraus. Das Wissbare ist der Grund, hinter den der Glaube blickt. Echter Glaube bedient sich dabei nicht eigener Wünsche und Illusionen, Befindlichkeiten und Begierden. Im Gegenteil! Echter und fester Glaube ist das Ergebnis vernünftiger, logischer Reflexion. Nicht ohne Grund erinnert Paulus die Korinther:


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Fest Taufe des Herrn, Lesejahr A

Jahresrückblicke jedweden Genres eignet häufig die Dynamik von Diaabenden, mit denen in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts völlig neue Dimensionen des Phänomens der Langeweile erschlossen wurden. Man führte den eingeladenen Gästen meist die Fotos des letzten Urlaubs vor, Erinnerungen bestenfalls von Wert für diejenigen, die selbst dabei waren, deren wirkliche Tiefe aber durch das Betrachten laienhafter Knipsereien meist nicht wirklich reaktiviert wurden; für diejenigen aber, die das Erleben des blaustichig Konservierten nicht teilten meist nur eine Prüfung in Demut und Geduld in der Gewissheit, dass auch der längste Dia-Abend sein Ende finden wird. Diaabende, das war kultivierte Langeweile, die die Kreativität beflügelten, Ausreden zu finden, man auf entsprechende Einladungen entgegnen konnte.

Jahresrückblicke teilen das Schicksal postmoderner Diaabende – meist aber in didaktisch reziproker Weise. Während der Dia-Abend meist das Lob vergangener Erlebnisse und Heldentaten verkündete, neigen Jahresrückblicke nicht selten dazu, rückschauend Missstände und –verhältnisse aufzuführen, um dann daraus eine moralischen Apell zu formulieren. Viele gesellschaftliche und kirchliche Jahresrückblicke sahen deshalb das Jahr 2016 als Menetekel. Schockiert stellt man fest, dass zahlreiche Prominente in diesem Jahr durch das Tor des Todes in die Ewigkeit schritten – angefangen von David Bowie über Götz George, Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Guido Westerwelle bis hin zu Leonhard Cohen. Die angestimmte Klage über dieses Massensterben Prominenter in den 16er Jahren lässt fragen, ob man der Ansicht war, dass Prominenten das Schicksal der Sterblichkeit ansonsten erspart geblieben war. Wahrscheinlich war auch daran wieder Merkel schuld, wie überhaupt die Bundeskanzlerin für jedes und alles Ungemach verantwortlich gemacht wurde – jedenfalls wenn man den vielen Hatern und Hasskommentatoren, die schneller tippen als denken können und darin noch Lucky Luke überlegen sind, der immerhin schneller als sein Schatten schießen kann. Auch das war ein Thema in den Jahresrückblicken: Hass und Unmut in dem, was euphemistische „soziale Netzwerke“ genannt wird. Über allem aber liegt der Schatten des feigen Mordes vom Breidscheidplatz wenige Tage vor Weihnachten, als ein extremistischer und radikalisierter Anhänger des Islam einen LKW in friedfertige und arglosen Menschen lenkte. Die Appelle ergaben sich da von selbst: Fürchtet euch nicht! rief man engelsgleich von Kanzeln, während andernorts staatstragend davon die Rede war, dass man nun Ruhe bewahren und Härte zeigen müsse.


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