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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 30. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Das Evangelium dieses Sonntags führt uns das Gebot der Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe wieder einmal explizit vor Augen. Diese Gebote sind diejenigen, die Jesus benennt, als er nach dem höchsten aller Gebote, derer es schon zu seiner Zeit viele gab, gefragt wird.

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. (…) Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 22,37-39)

Eigentlich etwas, das jedem von uns bekannt ist, das alle mehr oder weniger anstreben, und doch wird der eine oder der andere Aspekt häufig „vergessen“. Da gibt es die Menschen, die eine enge Gottesbeziehung pflegen und sich für andere aufopfern, sich selbst darüber aber vergessen. Da gibt es Menschen, die zwar ein offenes Ohr und wache Augen für ihre Mitmenschen haben, auch sich selbst nicht aus dem Blick verlieren, diese Lebensweise aber quasi im luftleeren Raum vollziehen und sich nicht an Gott „festmachen“. Da gibt es Menschen, die sehr gut für sich selbst sorgen, aber für sonst nichts.

Und es gibt Menschen, die die Idee des „social freezing“ – durch den Arbeitgeber finanziert – vorantreiben.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Blutsbrüder zu sein, Blutsbrüder wie Winnetou und Old Shatterhand, das war mehr als Freundschaft. Blutsbrüder standen mit dem Leben füreinander ein. Sie waren nicht nur eines Sinnes und Geistes; sie waren eins. Über mehrere Tagesritte hinweg erahnten sie nicht nur, dass der andere in Gefahr war; sie spürten es geradezu am eigenen Leib. Der eine war der andere. Raum und Zeit waren nicht in der Lage, sie zu trennen. Auch der Tod vermochte das nicht, als der Häuptling der Apachen in den Armen des Mannes mit der sicheren Hand starb und dabei die letzten Worte haucht:

Schar-lih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!

Schar-lih, wie Winnetou Old Shatterhand nennt, hatte seinen missionarischen Auftrag als Christ erfüllt. Er hatte dem Häuptling der Apachen den Sohn des guten Manitou verkündet. Wer, wie Schar-lih, vulgo: Old Shatterhand, in Christus den Urgrund des Lebens erkannt hatte, kann da gar nicht anders. Als Blutsbruder war das für ihn wohl selbstverständlich

Keinesfalls aber ist es selbstverständlich, Blutsbruder zu werden. Die Blutsbrüderschaft muss errungen, ja erkämpft werden. Manchmal ist das gar ein Kampf um Leben und Tod. Die Loyalität der Blutsbrüder hat hier ihren Grund. Sie ist erprobt, errungen, gehärtet an Rivalität des Lebens. Wer nicht nur auf die Worte des anderen hört, sondern ihm sein Leben anvertraut und mit seinem Blut für ihn einsteht, der muss den anderen bis in die Tiefe hinein kennen lernen. Nicht das Wort „Bruder“ zählt, sondern das Leben in der Hand des anderen, während man sein Leben selbst in Händen hält. Blutsbrüder sind nicht selbstfixiert; sie leiden und leben im anderen. Deshalb sind Blutsbrüder die Guten, sie suchen das Gute, sie tun das Gute. Der Blutsbruder kennt keine Falschheit, keinen Betrug.

Wie anders stellen sich die Bruderschaften dar, von denen die Bibel erzählt: Kain und Abel, Jakob und Esau, Josef und seine elf Brüder – sie alle sind zwar dem Blut nach verwandt, aber sie suchen den eigenen Vorteil. Mord, Betrug und Verrat sind die Mittel, um die eigenen Ziele zu erreichen, Intrigen und Fallen ihre Methode. Wer solche Brüder hat, braucht wahrlich keine Feinde mehr. Blut mag dicker als Wasser sein, wahre Blutsbrüder werden sie nie werden.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 28. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Das Leben schreibt Geschichten, Erzählungen, die ein Leben überdauern können. Von manchen Menschen erzählt man noch, wenn die letzten Reste ihrer physischen Existenz längst zerfallen sind und in neue Formen irdischen Daseins aufgegangen sind. Auch wenn das Leben wird und vergeht – jeder Mensch schreibt seine Geschichte ein in das kollektive Gedächtnis der Menschheit. Und so, wie in komplexen Räderwerken die Veränderung eines noch so kleinen Parameters den Lauf der Dinge ändert, so prägt jedes Leben die Geschichte selbst. Das kollektive Gedächtnis der Menschheit bewahrt sie auf – oft unbewusst, manchmal bewusst, immer aber wirksam und wirklich.

Es ist daher kein Wunder, dass man über Generationen Geschichten erzählt. Kaum ein Familientreffen vergeht, ohne dass jemand mit den Worten „Wisst ihr noch …“ anhebt, eine der alten und allen bekannten Erzählungen vorzutragen – oft mit Worten, die die Zuhörer längst internalisiert haben, so dass jeder schon weiß, was als nächstes kommt und die Pointe trotzdem jedes Mal wie eine Erlösung Lachen oder Weinen auslöst. Die alten Geschichten der Ahnen schaffen Identität. Man vergewissert sich seiner Herkunft und Zugehörigkeit. Und auch, wenn mancher am Tisch die Augen ob der alten Kamellen rollt – sie gehören dazu, weil man ohne sie seine Geschichte verliert und nicht mehr weiß, warum man überhaupt zusammen gekommen ist. Es ist die Geschichte, die kollektive Erzählung, die die Menschen zusammenführt – eine Geschichte, die von Vergangenem berichtet, im Erzählen aber weiter geschrieben wird, auf dass man noch in Generationen etwas zum Reden und Weitertragen hat. Es ist die Geschichte, die dem Leben Bewusstsein verleiht.

Das Erzählen gehört zu den primären Formen menschlicher Existenz. Geschichten zu erzählen ist ein Teil des menschlichen Wesens. Es ist daher kein Wunder, dass das Wort Gottes von Anfang an Botschaft, weniger Lehre war. Das Wort Gottes wird in Kapiteln und nicht in Paragraphen erzählt. Das Wort Gottes ist erzählte Lebensgeschichte, eine Geschichte, in der Menschen Gott selbst entdeckt haben.

Man kann aus diesen Geschichten Gottes mit den Menschen sicher Folgerungen ziehen, wie der Mensch leben soll. Fängt man aber an, das lebendige Wort Gottes selbst in Regeln zu fassen, beraubt man es seines Wesens, nämlich der lebendigen Weitergabe. Das Wort Gottes kann man nicht regulieren, wohl aber erzählen und weitergeben.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 27. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Zu den Errungenschaften der Neuzeit gehören literarische Erzeugnisse, die den vielversprechenden Titel „Bedienungsanleitung“ tragen. Nicht selten sind sie der Gattung der Realsatire zuzuordnen. Manche dieser Kunstwerke sprachlicher Sparsamkeit lassen den Leser zwischen Verzweiflung und Erheiterung schwanken – vor allem dann, wenn kultur- und sprachraumübergreifend Übersetzungen zum Tragen kommen, die – damit das neu erworbene Gerät nicht durch den Einsatz menschlicher Dolmetscher verteuert wird – von einer willfährigen und allzeit bereiten Maschine mit dem viel versprechenden aber doch etwas übertriebenen Namen „Sprachcomputer“ oder „Übersetzungsprogramm“ erstellt wurde. Manch eine sprachliche Blüte entsteht auf diese Weise, lässt aber erkennen, dass die „Bedienungsanleitung“ bestenfalls ein fiktionales Gerät beschreibt, das jedenfalls nicht mit dem identisch ist, dass der gerade noch stolze Besitzer frisch ausgepackt vor sich stehen hat.

„Bedienungsanleitungen“ sind wie kaum sonst ein literarisches Erzeugnis geeignet, das Unvermögen der menschlichen Sprache aufzudecken. Man kann noch so viele Worte machen: das Eigentliche bleibt ungesagt. Es ist die Intuition des Menschen, die ein Gerät dann doch noch nutzbar macht. Es verwundert daher nicht, dass viele Produzenten mittlerweile auf die Herausgabe von Bedienungsanleitungen verzichten. Stattdessen machen sie ihre Geräte intuitiv bedienbar. Im Entdecken und Erleben erschließt sich der Gebrauch. Das Erleben geht vor der Beschreibung des Erlebens. Noch so viele Worte können das Leben selbst nicht beschreiben, sondern stellen immer nur ein unvollkommenes Abbild dar.

Die frühen Christen wussten um dieses Phänomen. Sie hatten keinen Zweifel daran, dass man nicht über das Heil reden kann; man musste Heiliges erleben und erfahren, um dadurch verändert heilig leben zu können. Die Erfahrung ging der Lehre voraus, das Sakrament stand vor der Katechese. Man war sich bewusst, dass man nicht über etwas reden kann, was man nicht erlebt hatte. Über die Bedeutung der Taufe etwa kann man viele Worte verlieren. Dass sie ein Mitsterben und Mitauferstehen mit Christus ist, wurde denen, die in der frühen Kirche getauft wurden, im Erleben der Taufe selbst unmittelbar deutlich: Das Ablegen des alten Menschen im Ablegen der Kleidung, das Hineinsteigen in das Taufbecken, das Untertauchen in das Wasser – besser: das dreimalige Untergetaucht- und Unter-Wasser-Gehalten-Werden – bis einem fast die Luft wegblieb, das dreimalige Heraufgehoben-Werden, bei dem man begierig die Luft wie neues Leben einsog, und schließlich das Anlegen der weißen Gewänder machten deutlich, dass man aus dem Taufbecken neu Geborener stieg – all das machte auf eine unmittelbare, mit Worten nicht sagbare Weise deutlich:


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