Dies Domini – Christkönigssonntag, Lesejahr B
Die Welt scheint verrückt geworden. Die Clowns übernehmen die Herrschaft. In Russland schickt ein Diktator aus imperialer Eitelkeit Hundertausende in den Tod und in den USA wird bald ein neuer Präsident die Macht übernehmen, dessen erste Personalentscheidungen von seiner Vergangenheit als Protagonist einer TV-Reality-Show inspiriert zu sein scheinen. Das Fegefeuer der Eitelkeiten verspricht hohen Unterhaltungswert – würde es nicht um tatsächliche Realität gehen, in denen es für viele um vieles, wenn nicht gar die eigene Existenz gehen wird. Wo die Clowns regieren, gedeiht der Wahnsinn. Die Vernunft muss auf bessere Zeiten warten. Hoffentlich wird es nicht zu spät sein.
Auch in unserem Land stehe wichtige politische Richtungsentscheidungen an. Auch hier ist die Lust am Clownesken sichtbar. Die ohne Zweifel schwierige bis schwerfällige Ampelkoalition fand ihr Ende, weil auch hier das Eitle vor der Übernahme von Verantwortung stand. Das Ringen um die richtigen politischen Entscheidungen, die das Land in einer Situation weltweiter Krisen – angefangen vom Klima über die Kriege bis hin zu jenen Herausforderungen, die entstehen, wenn die modernen Medien selbst den Ahnungslosesten die massenhafte Verbreitung alternativer Fakten ermöglichen, und künstliche Intelligenzen Scheinrealitäten erschaffen, deren Wahrheitsgehalt kaum mehr zu überprüfen ist. Als wahr gilt, was wahr zu sein scheint – vor allem, wenn es den eigenen Vorurteilen entspricht. Wahrheit ist kein Gegenüber mehr, keine Herausforderung, um die man ringen muss. Aus dem Objektiven wird subjektiv Empfundenes. Die Wahrheit ist zu einem wandelbaren Geschöpf menschlicher oder auch künstlicher Fabulierkunst geworden, die das Auge des Betrachters so lange blendet, bis er selbst der objektiven Lüge Glauben schenkt.
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Amsterdam – das war einmal die Faszination von Tulpen, Freiheit, Hippietum. Für Menschen, die ihre Kindheit und Jugend in den 70er und 80er Jahren verbracht haben, war es oft jener Sehnsuchtsort, den die Band Cora 1984 besang:
„Komm, wir fahren nach Amsterdam. Ich weiß, dass uns nichts passieren kann.“
Dieser Traum ist für Juden spätestens seit dem 7. November 2024 zerplatzt. Die Umstände werden in den Niederlanden noch diskutiert. Wieder einmal. Anhänger des jüdischen Fußballclubs Maccabi Tel Aviv haben offenkundig eine palästinensische Fahne von einem Haus gerissen. Angeblich war das der Anlass für muslimische Jugendliche mit geringer Frustrationstoleranz für eine Hatz auf Juden durch die Straßen Amsterdams, bei denen am Boden liegende Personen getreten und auch Fußgänger überfahren wurden. Am Ende waren 30 Juden verletzt – und das alles wegen einer abgerissenen Fahne? Was glauben Sie denn?
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Dies Domini – 32. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Die Augen sehen nur das Oberflächliche. Um tiefer als das Augenscheinliche sehen zu können, bedarf es einer besonderen Form der Bildung. Dabei geht es nicht darum, den leicht kitschigen Satz, dass man nur mit dem Herzen gut sehen, zu reüssieren. Auch das Herz kann getäuscht werden und lässt sich nur allzu oft und allzu gerne täuschen. Es geht eher um den zweiten Blick, das Augenscheinliche zu hinterfragen, den Kontext zu beachten und so tiefer als das bloß Offensichtliche der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Die gegenwärtige Zeit scheint für die Lustlosigkeit, dem allzu Offensichtlichen mit einer gesunden Form der Skepsis zu begegnen, wieder einmal anfällig zu sein.
Das ist nicht neu. Auch andere Zeiten waren immer wieder davon geprägt, dass Heuchler in der Lage waren, die Menschen zu blenden – und viele ließen und lassen sich nur allzu gerne blenden. Der Titel, das Geld, das Amt – sowohl die Kirche als auch die Gesellschaft waren immer anfällig für den schönen Schein. Der Herr Pastor tut so etwas doch nicht, die Frau Ministerin hat doch einen Eid geleistet, der reiche Mäzen unterstützt doch dieses oder jenes – nur das, was hinter den Masken modert, darf nicht an die Oberfläche kommen.
Wie wenig neu die Lust am schönen Schein ist, kommt auch im Evangelium vom 32. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres B zu Sprache. Jesus spricht dort vor einer großen Menschenmenge. Es gab noch keine Möglichkeiten der elektronischen Verstärkung menschlicher Sprache. Er wird also laut geredet haben müssen, sehr laut. Wer jemals mit starker Stimme ohne elektronische Verstärkung vor einer großen Menge Menschen gesprochen hat, weiß, dass das eine sehr physische Erfahrung ist. Der ganze Körper spricht mit. Jesus spricht also laut – und mit Händen und Füßen. Es ist eine emotionale Rede – und emotional ist die Redeweise:
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