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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Fünfter Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A

Vor einigen Tagen hielt der emeritierte Bonner Kirchenrechtler Professor Lüdecke in Wuppertal einen Vortrag zum Thema Täuschung, in dem er eindrucksvoll nachwies, dass ein Muster die Geschichte des 20./21. Jahrhunderts durchzieht, nach dem immer, wenn der Reformdruck im Kircheninnern zu hoch wurde, ein kleines „Dialog-Ventil“ dafür sorgte, dass eine Revolution vermieden, allerdings auch die notwendige Anpassungsarbeit der Kirche an die Welt der Gegenwart nicht geleistet wurde.

War es nach dem Krieg ein Katholikentag, dann das Zweite Vatikanum, schließlich die Würzburger Synode, der unsägliche „Dialogprozess“ des, wie wir heute leider wissen, ebenso unsäglichen Erzbischofs Zollitzsch, so ist es heute der Synodale Weg, auf dem allerlei wohlwollend gnädiglich zwischen Bischöfen und engagierten Laien beraten und beschlossen, aber nichts auf den Weg gebracht wird, schon gar nichts entschieden. Das war ein lichtvoller – für die Erkenntnis -, aber leider auch sehr dunkler Abend – für die Hoffnung auf Reform. So endete der Vortrag auch mit einer schwarzumrandeten Anzeige:

„Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Aber sie stirbt.“

Durchaus traurig. Zweckoptimismus und fröhliche Gelassenheit hatten da wenig Platz, weil leider auch der Realitätsgehalt des Vorgetragenen zu hoch war. Desillusionierend hoch. Noch bedauerlicher, dass der Referent sich auf seine Rolle als wissenschaftlicher Darsteller der rechtlichen Realität zurückzog und auch auf Fragen aus dem Publikum die Rolle des Ratschläge gebenden Pastoraltheologen ablehnte. Ja, was nun?


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kath 2:30 Dies DominiDas Grundlagenpapier zur Sexualmoral in Kirche ist bei der Synodalversammlung gescheitert. Gegen die große Zustimmung der gesamten Versammlung kam die notwendige Zwei-Dritte-Mehrheit der Bischöfe nicht zustande. Ich will hier gar nicht diskutieren, ob die Vertreter des Papiers zur Sexualmoral richtig liegen, oder die, die dagegen stimmen. Ich möchte stattdessen die Aufmerksamkeit auf einen einzelnen Aspekt legen: Von der Idee her waren in der Synodalversammlung alle gemeinsam versammelt – Bischöfe und „Laien“ (also kurz: alle Ungeweihten). Schon die Gruppe der Laien stellt im Unterschied zur Zivilgesellschaft immer noch hochmotivierte und zumindest hoffnungsvolle Vertreter derselben.


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kath 2:30 Dies DominiDies domini – 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

In diesen Tagen ging in Frankfurt die vierte Vollversammlung des Synodalen Weges zu Ende. Am Beginn stand der Schock, als die Sperrminorität der Bischöfe die Zustimmung zum Reformpapier zur Sexualmoral verweigert und so den Synodalen Weg in eine Krise führte. Was von vielen befürchtet wurde, von anderen aber mit naiver im Vertrauen in die Wirkmacht der mühsam errungenen und theologisch reflektierten Texte begründeten Hoffnungsrhetorik schöngeredet wurde, war plötzlich Realität: der schön erdachte pastorale und theologische Fortschritt drohte zu scheitern.

Der Schock saß so tief, dass die Papiere an den folgenden Tagen die jeweils erforderliche Mehrheiten fanden. Man hatte dazu gelernt: Mehrheiten müssen eben besorgt werden. Konkret heißt das, dass man die zögernden Bischöfe überzeugen muss. Vor allem wurde auf einen offenen Diskurs gedrungen, d.h. es sollte keine „anonymen“ Ablehnungsvoten geben. Synodale wurden auch in den sozialen Medien aufgefordert, „ihre“ Bischöfe nach deren Abstimmungsverhalten zu fragen. Ob das die neue angst- und gewaltfreie Kommunikation ist, die sonst immer gerade von jenen Synodalen gefordert wurde, die sonst die schier übergroße Macht der Bischöfe beklagt? Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich finde die verabschiedeten Papiere wegweisend und richtig. Die Art der Kommunikation aber besorgt mich. Es ist das gute Recht auch von Bischöfen, ihr Abstimmverhalten dem eigenen Gewissen folgend zu gestalten. Wenn dann die erforderlichen Mehrheiten nicht zustande kommen, liegt das in einem Webfehler der Satzung, die den Bischöfen überhaupt eine entsprechende Sperrminorität zuerkennt – wahrscheinlich aus dem positiven Anliegen heraus, prinzipiell auf eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe und damit auf eine übergroße Unterstützung abzuzielen. War man tatsächlich so naiv, dass man nicht damit rechnete, dass solchen positiven Mehrheiten eben auch entsprechende Sperrminoritäten korrespondieren? Warum hat das ZdK überhaupt einer solchen Satzung zugestimmt?


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kath 2:30 Dies DominiAuf WDR2 gibt es jeden Sonntag das härteste Rätsel der Welt. Nach und nach erfahren die Hörerinnen und Hörer vier Begriffe, deren Gemeinsamkeit sie erraten müssen. Ein Rätsel, das dort noch nicht gesendet wurde, das ich Ihnen aber heute anbieten möchte, lautet folgendermaßen: Was verbindet Winnetou, Dreadlocks, Erzbischof und Methan? Was glauben Sie denn?

Richtig: Es sind die Aufregerthemen der Gegenwart. Man ist dafür oder dagegen. Tertium non datur! Dazwischen gibt es nichts. Das kennzeichnet die Kommunikation der Gegenwart: Empörung gebiert Emporkömmlinge, deren Standpunkte fest zementiert sind. Wo es aber aufgrund der argumentativen Selbstbeschränkung keine kommunikativen Schnittmengen mehr gibt, bleibt nur das gegenseitige Abkanzeln. So wird die Gesellschaft in zwei Parteien gespalten, die ein garstig breiter und tiefer Graben trennt: Wir hier gegen die da.

Dem breiten und tiefen Graben entspricht der kommunikative Gestus: Man spricht nicht mehr miteinander, sondern brüllt sich an. Statt den Versuch zu wagen, durch Hören den anderen Standpunkt überhaupt erst einmal wahrzunehmen und zu verstehen, werden mit öffentlichen Statements oder offenen Briefen Positionen dargestellt. Oft stellt sich da die Frage, ob überhaupt eine Antwort erwartet wird, die zu einem echten Diskurs führen würde. Das Abkanzeln und Canceln ist an die Stelle des Streitens und argumentativen Ringens getreten.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 26. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Viel ist in diesen Tagen von Umkehr die Rede – und das nicht nur, weil die Kleruskongregation des Vatikan am 20. Juli 2020 die Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ veröffentlicht hat. Zur Umkehr wird auch gerne aufgerufen, wenn die Diskussionen in der Kirche zu Stellungskämpfen geronnen sind, die keinen schöpferischen Fortschritt mehr erhoffen lassen. Gefangen in den je eigenen Schützengräben werden zwar immer schwerere Geschütze aufgefahren, die die Gegenseite zur Kapitulation zwingen sollen; in der Kirchensprache wird dann auch gerne die Forderung zur Umkehr ausgesprochen, die selbstverständlich immer der Gegenseite gilt. Die anderen sollen umkehren und gefälligst ihre Positionen räumen, die wahlweise als antiquiert, verstaubt, nicht mehr katholisch oder modernistisch bezeichnet werden. Wie in Stellungskämpfen übrig, wird es so freilich keine Sieger, dafür viele Verlierer geben, Verwundete und Verletzte auf allen Seiten. Eine verheerende Verwüstung ist das, was übrig bleibt. Das Leben flieht solchen Situationen, in denen immer nur die anderen umkehren sollen. Man selbst möchte schließlich bleiben, wie man ist. Fatalerweise wähnen sich alle auf allen Seiten im Besitz einer Wahrheit, die sich aus dem Schlachtfeld ohrenbetäubender Argumente längst ins Niemandsland zurückgezogen hat. Die Wahrheit ist halt ein verschwebender Hauch. Wer sie zu besitzen glaubt, hat sie wohl schon längst verloren. Wahrheit kann man nicht haben, nur hören, ahnen, sich ihr nähern. Die Gerechten wussten das zu allen Zeiten, verloren sie ihre Unschuld doch immer dann, wenn sie der Wahrheit Recht verschaffen wollten und ihre Autorität in dem Moment zur Gewalt wurde, wo sie die Größe der Wahrheit auf das Format zu kleiner Herzen schrumpften. Das ist wohl der Moment, in dem Gott, der Herr, in der ersten Lesung vom 26. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A durch seinen Propheten Ezechiel gegen sein eigenes Volk aufbegehrt:

Ihr sagt: Der Weg des Herrn ist nicht richtig. Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Weg soll nicht richtig sein? Sind es nicht eure Wege, die nicht richtig sind? Wenn ein Gerechter sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und Unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das er getan hat, wird er sterben. Ezechiel 18,25f

Das Wähnen des Besitzes der Wahrheit wird also offenkundig schnell zum Wahn – vor allem dann, wenn man den Höchsten und Ewigen zähmen und dem eigenen Denken gefügig machen will. Wie oft hört man auch heute noch in Verlautbarungen und Predigten, was Gott vermeintlich so alles will – als hätten die Prediger – und in diesem Fall sind es in der römisch-katholischen Tradition dann tatsächlich nur Männer – morgens zum Frühstück noch persönlich mit dem Schöpfer einen Plausch gehalten. Dabei liegt auf dem Frühstückstisch die alles entscheidende Frage in der Regel offen vor Augen: Was war früher? Das Ei oder das Huhn?


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Die Zunge ist ein sensibles Organ. Nirgendwo ist die sensorische Dichte im menschlichen Leib höher als hier. Deshalb ist sie in der Lage, auch kleineste Unebenheiten aufzuspüren. Allein neun einzelne Muskeln verleihen ihr darüber hinaus eine große Beweglichkeit. Die Zunge ist ein flinkes Organ. Bei manchem übersteigt die Schnelligkeit die des eigenen Denkvermögens. Mit flotter Zunge ist schnell etwas gesagt, was nachgedacht oft bereut wird. Die Zunge zu zügeln ist eine echte Aufgabe – eine Herausforderung, die offenkundig auch der Autor des Jakobusbriefes kennt:

Wisset, meine geliebten Brüder und Schwestern: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn; denn der Zorn eines Mannes schafft keine Gerechtigkeit vor Gott. (Jakobus 1,19f)

Wer also zu schnell mit der Rede bei der Zunge ist, anstatt die Worte erst in Herz und Hirn abzuwägen, kommt ebenso flink ins Stolpern. Wenn er anders handelt, als das, was er sagt, wird er als Heuchler entlarvt; handelt sie gar nicht trotz aller großen Worte, erweist sie sich als Schwätzerin. Redet die Zunge gar bewusst Unwahres, ist ihr Träger schlicht ein Lügner. Falsche Zungen sind zwar zum Meineid, nicht aber zur Meinung fähig. Und trotzdem ist die Macht falscher Zungen groß, wie man auch in der Gegenwart immer wieder erfahren kann. Trotz erdrückender Beweise wird ein amerikanischer Präsident, der gerade als Herr der Lüge viele in seine Gefolgschaft bringt, die den falschen und alternativen Wirklichkeiten nur zu gern glauben schenken, weil sie sich nicht mit der Wahrheit auseinandersetzen möchten, von seinen Anhängern „freigesprochen“. Und im Thüringer Landtag bringt eine Partei mit Fallenstellertricks die Grundfesten der Demokratie ins Wanken – sind da wirklich Ehrenmänner und -frauen am Werk, wenn sie im Thüringer Landtag am 5.2.2020 zwar im dritten Wahlgang, in dem die Mehrheit der Stimmen zur Wahl als Ministerpräsident reicht, ins Rennen schickt, ihm dann aber keine Stimmen gibt, sondern den FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich wählt, der trotz großspuriger Versprechen, sich nicht von der AfD wählen zu lassen, die Wahl flugs annimmt anstatt sie abzulehnen. Wer sie verspricht, hat sich wohl versprochen. Kann man einem Menschen glauben, dessen Lippenbekenntnisse schon beim kleinsten Zungenschlag Ausschlag und Herpes bekommen? Mit dem Psalmisten möchte man in diesen Tagen mehr als einmal flehend rufen:


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