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kath 2:30 Dies DominiJemand hatte die Absicht, eine Mauer zu bauen. Aber Mauern sind nicht gleich Mauern. Manche Mauern sind gleicher.  2016 etwa wollte die Stadtverwaltung die schön bepflanzte Steinmauer von Martin Michels an der Nordbahntrasse am Loher Bahnhof niederlegen. Sie hätte zu viel Potential einer Gefahr des „Anpralls von Verkehrsteilnehmern“. Letztlich durfte die Mauer bleiben – welch ein Segen für die Vielen, die sich an dem schönen Garten, den sie schützt, erfreuen. Was glauben Sie denn?

Während das Auge der Verwaltung bei einer kniehohen Mauer streng blickte, übersah man großzügig bei der haushohen Mauer am Döppersberg einiges. Falscher Stein, falscher Zeitpunkt, falsche Bauweise. Kann ja mal passieren bei so einem Millionenprojekt … Und natürlich will es niemand gewesen sein. Das war schon bei Adam und Eva so:

„Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen?“ (Genesis 3,11) – Nee, die Frau hat gesagt … nee, die Schlange hat gesagt …

Es sind immer die anderen. Aufrichtigkeit wäre ja auch etwas für Menschen mit Rückgrat.

Die scheint es nun aber nicht zu geben. Pubertierenden gleich – zu allem fähig, aber für nichts verantwortlich – sucht man nach den Verantwortlichen für das sandige Artefakt. Selbst Christo kann nun nicht mehr helfen und das Ganze mit dem Mantel des Schweigens umhüllen. Der hilft nun dem Allerhöchsten, sich noch schöner mit Himmel zu verhüllen wie mit einem Kleid.

Aber zurück zur Mauer. Die soll nun mit Netz und Gerüst gesichert werden. Vielleicht könnte man das Ganze als Kunstprojekt postmoderner Avantgarde anlegen – als „Work in Progress“ mit dem Titel „Eden oder Döpps – wir suchen noch das Paradies!“
Wie auch immer: Die Netze werden das Wüstenbussardweibchen „Pille“ wohl arbeitslos machen. Die kreiste, um Tauben zu vertreiben, die sich in den idyllischen Natursteinnischen niederließen. Dabei könnte hier der Kern des Problems liegen, ist die Taube doch Symbol jenes göttlichen Geistes, der in der Christenheit auch als Geist der Weisheit, der Erkenntnis, der Einsicht, des Rates, der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht gilt – alles Eigenschaften, die man denen ganz besonders wünscht, die in der Stadt Verantwortung tragen. Aber was soll man machen, wenn man die Tauben vertreiben lässt?

Am kommenden Sonntag feiern Christen das Dreifaltigkeitsfest: Ein Gott in den drei Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist. „Person“ kommt vom lateinischen per-sonare – hindurch sprechen. Die „Persona“ war eine Maske, durch die die antiken Schauspieler sprachen. Die hatten gleich mehrere Rollen inne und für jede Rolle eine Maske. Die Anwendung dieses Begriffs zur Umschreibung der Dreifaltigkeit sagt: Der eine Gott spricht dreifach zu den Menschen – als schöpferischer Vater, als wirkender und vermittelnder Sohn und als lebendigmachender Heiliger Geist. Immer ist es der eine Gott, über den Juden wie Christen singen:

„Der HERR ist König, bekleidet mit Hoheit; der HERR hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet. Ja, der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken.“ (Psalm 93,1)

In der christlichen Tradition wird der Heilige Geist auch als „septiformis munere“ besungen – als siebenfache Mauer. Eine Mauer soll ja schützen. Es sind jene eben genannten sieben Gaben des Geistes, die dem weisen und wissenden Menschen Schutz und Sicherheit geben. Wer sich darauf einlässt, der baut eben nicht nur Mauern; der kann sie bisweilen sogar überspringen (vgl. Psalm 18,30).

Das wäre doch mal was, wenn sich die, die wissen, dass sie Verantwortung haben, selbst überwinden und Persönlichkeit zeigen würden. Stattdessen wird mancher jetzt froh über die Maskenpflicht sein, die auch Schamesröte elegant verhüllt. Hinter der Maske aber ist das wahre Gesicht, das früher oder später zum Vorschein kommen wird.

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der WZ vom 5. Juni 2020

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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