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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Sechster Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B

In den Schriftlesungen vom 6. Sonntag der Osterzeit ist viel von Liebe die Rede – und davon, dass wir einander lieben sollen. Liebe ist ein großes Wort, dass vielen allzu leicht über die Lippen kommt. Oft wird damit ein romantisches Gefühl verbunden oder eine Art von lieb sein, das Konflikte vermeidet. Auch Gott soll, oft als „lieber Gott“ angesprochen, möglichst anspruchslos sein, dafür aber als Vollversorger auftreten, der dem Menschen jegliche Last abnimmt. Tut er das nicht, wendet sich der Mensch enttäuscht ab und droht seinerseits mit Liebesentzug. Das ist eine fatale Vertauschung der Rollen, in der der Mensch letztlich Gott nach seinem Bild erschafft und nicht das nach dem Bild Gottes erschaffene Geschöpf ist. Wer sind wir, dass wir Gott sagen könnten, wie er uns gegenüber zu sein habe.

Kein Zweifel: Der Autor des Johannesbriefes unumwunden fest: Gott ist Liebe. Aber was ist Liebe? Zweifelsohne wohl kein romantisches oder oberflächliches Gefühl wohliger Befindlichkeit, den der Johannesbrief fährt fort:

„Darin besteht die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.“ (1 Joh 4,10)

Die Sühne für unsere Sünden ist eines von vielen Deutemöglichkeiten des Todes Jesu, die im Neuen Testament zu finden sind. Die Sünde ist das Leben in der Trennung von Gott. Und tatsächlich erscheint Gott ja zuerst fern – wäre da nicht der Kreuzestod und die Auferstehung Jesu. Jesus stirbt wie ein Gottverlassener und wird doch von Gott gerettet – was könnte das anderes bedeuten, als dass sich Gott in Jesus selbst völlig mit unserem menschlichen Sein und Schicksal identifiziert; wenn das im Tod gilt, gilt das auch in der Auferstehung. Gott leidet in Jesus aus lautet Liebe, damit wir begreifen, dass er unser Heil will. Das ist nicht nur lieb, das ist Liebe, die den Tod verachtet um der Geliebten willen. Schon im Hohelied, einem bemerkenswerten Text des altehrwürdigen Bundes, heißt es:

„Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm, denn stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt! Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen.“ (Hld 8,6)

Eine solche Liebe ist stark, groß, überwältigen – viel mehr als einfaches lieb sein. Wer so liebt, wird alles für die Geliebten tun. Nicht weniger fordert Jesus von uns, wenn er im Evangelium die Seinen auffordert:

„Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15,12)

Was für eine Zumutung: Jesus verlangt keine anbetende Verehrung, sondern eine Nachahmung seiner Liebe. Kann man das? Und was, wenn man jemanden nicht mag? Wer dem Gebot Jesu folgt, muss lernen, dass man sicher nicht alle mögen muss; man muss sie nur lieben.

Dr. Werner Kleine

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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