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kath 2:30 Dies DominiNovember – Totenmonat. Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag. Liebevoll werden Gräber geschmückt und winterfest gemacht, Kerzen aufgestellt, die die Dunkelheit wenigstens etwas heller machen sollen. Dieser Monat ist voll von Gedenken und Tod, von Niedergang, Abschied und einer kleinen Hoffnung darauf, dass es doch irgendwie weitergehen könnte. Der Tod ist kein Weltuntergang – oder doch?

Und auch der Evangelist Lukas scheint in dieser ohnehin dunklen Zeit im Evangelium des 33. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres C zunächst wenig Hoffnung zu geben – mehr noch: Es kommt noch schlimmer! Der Tempel Jerusalems, DAS Heiligtum Israels, „mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt“, wird zerstört werden, so die Prophezeiung Jesu, „kein Stein“ wird „auf dem andern bleiben“. Und mit der Zerstörung des Tempels ist das Ende gekommen – das ist der Weltuntergang! Schlimmeres kann dem jüdischen Volk in ihrer Vorstellung kaum mehr wiederfahren. Das Ende der Zeit ist nah.

Die Frage nach dem Ende der Zeit ist wesentlich Frage nach dem Kommen des Menschensohnes in Macht und Herrlichkeit; Altes vergeht, Neues bricht an. Doch wann wird es soweit sein? Wann ist die Zeit gekommen?

Das Szenario, das Jesus den Jüngern ausmalt, ist ein grausames: Bevor die neue Zeit anbrechen kann, wird viel passieren, es wird Kriege geben und Unruhen, Erdbeben, Seuchen und Hungersnöte, Tod und Vernichtung. Die Jünger selbst werden festgenommen und verfolgt werden, ausgeliefert, gehasst und vielleicht sogar getötet. Dann werden sie Zeugnis ablegen müssen von ihrem Glauben, sodass ihnen „kein Haar gekrümmt werden“ wird. So werden sie „das Leben gewinnen“.

Zu dem Zeitpunkt, da Lukas sein Evangelium verfasst, ca. 80 bis 85 nach Christus, ist die Zerstörung des Jerusalemer Tempels bereits ein Ereignis der Vergangenheit. Jerusalem und mit ihm der Tempel wurden nach langer, verlustreicher Belagerung und Hungersnot im Jahr 70 nach Christus von den Römern unter Titus erobert und vollständig zerstört. Doch trotz dieses Verlustes weiß Lukas: Die Welt ist nicht untergegangen, das Ende der Zeit ist noch nicht angebrochen. Die Hoffnung auf die Vollendung des Einzelnen und der gesamten Schöpfung bleibt bestehen. Wir leben weiter in dieser Erwartung.

Immer noch ist es November und immer noch ist die Zeit von Tod, Dunkelheit und Verlust geprägt. Solche Endzeitgedanken muss man wohl haben, wenn draußen der Himmel grau ist und einem der Wind kalt um die Nase weht. In zwei Wochen feiern wir das Hochfest Christkönig und mit ihm das Ende des Kirchenjahres. Dann beginnt für uns Christen der Advent, die Zeit, in der wir uns auf Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu und der Menschwerdung Gottes, vorbereiten. Zugleich erinnert der Advent aber auch daran, dass wir das zweite Kommen Jesu Christi erwarten sollen.

So schließt sich hier der Kreis: Stets leben wir in der Erwartung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in denen uns die Auferstehung von den Toten und ewiges Leben verheißen ist. Darauf dürfen wir hoffen. Auch im November.

Nicole Hoffzimmer

Author: Nicole Hoffzimmer

Nicole Hoffzimmer ist katholische Theologin und Liturgiewissenschaftlerin. Ihr Interesse gilt besonders der Verbindung zwischen Kirche und Kunst.

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