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kath 2:30 Dies DominiDies domini – 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Vor wenigen Tagen berichteten die Medien vom „Bibelstellen-Ping-Pong“, mit denen sich einige Bischöfe im Zuge des Synodalen Wegs mit der jüngsten Pastoralinstruktion aus Rom „auf Proseminar-Niveau“ beschäftigt hätten. Solche Bibelstellen-Verwendung zur Untermauerung eigener Ansichten ist beliebt: vor einigen Wochen schilderte ein Leser der Kölner Kirchenzeitung in einem Leserbrief die Wirren und Unklarheiten, die sich daraus ergäben, dass im Neuen Testament gelegentlich von den Brüdern und Schwestern des Herrn die Rede sei, wo doch die unfehlbare Lehre der Kirche von der einzigartigen und immerwährenden Jungfräulichkeit der Gottesmutter spreche. Man sehe aber doch an Johannes 19, 25ff, dass Jesus keine Geschwister gehabt haben könne, da er doch sonst keinen Anlass gehabt hätte, Maria Johannes anzuvertrauen. Schon bald äußerte ein weiterer aufmerksamer Leser seine Befriedigung, dass nun für ihn auch dieser letzte Zweifel an der immerwährenden Vertrauenswürdigkeit der unfehlbaren Lehre der heiligen Kirche „Gott sei Dank“ ausgeräumt sei. Ja, wer seine Weltanschauung für ein filigranes, gleichsam gotisch-kristallines Weltgebäude ansieht, der muss natürlich fürchten, dass ihm eine Fiale aus dem himmlischen Jerusalem auf den Kopf fällt, wenn einer kommt, ihm einen kleinen Stein aus seinem Gewölbe der Ideen herauszubrechen. Dass diese Schlussfolgerung aus den Worten Jesu am Kreuz zu Johannes und seiner Mutter nicht zulässig ist, weil der Evangelist nicht über die Familienverhältnisse Jesu Auskunft erteilen will, ergibt sich schon im Umkehrschluss, weil ja sonst Johannes mutterlos sein müsste, um sich als der Sohn Mariens um sie zu sorgen. Schließlich spricht der Vers auch vom Anvertrauen Johannes’ an Maria. Diese These hat aber bisher wohl noch niemand vertreten.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Den lieben Gott gibt es nicht. Er wird zwar allenthalben verkündet. Vor allem Kindern gegenüber redet man oft und gerne auf diese Weise vom Höchsten, der höchstens harmlos ist. Ja, sogar in Predigten wird Erwachsenen, deren Sinne doch durch Gebrauch geübt sein sollten, Gut und Böse zu unterscheiden, und die deshalb der Zeit nach selbst schon Lehrerinnen und Lehrer sein müssten (vgl. Hebräer 5,12-14), die Banalität der Rede vom „lieben Gott“ zugemutet – eine Rede, die früher oder später in Aporien führt, wird doch die klassische Frage, warum Gott Leid zulässt, durch die Rede von einem „lieben Gott“ nicht nur leichter; sie führt die Rede vom „lieben Gott“ sogar ad absurdum. So kann es nicht wundern, dass eine solche Rede, die bei Kindern noch gut gemeint ist, schon dann nicht mehr verfängt, wenn die Kinder etwas älter sind und spätestens im Jugendalter vollends dekonstruiert wird. Tritt dann an diese Stelle keine reflektierte Weiterentwicklung der Gottesansprache, werden Gebet und „lieber Gott“ ebenso entsorgt wie der Weihnachtsmann, das Christkind und der Osterhase – alles Helden einer frühen Kindheit, über die schon der Jugendliche nur noch müde lächeln kann. Was kann man von einem solchen höchst Harmlosen schon erwarten, der einfach nur lieb ist. Helfen konnte der „liebe Gott“ offenkundig schon nicht, als der Hamster das Zeitliche segnete, das Kaninchen starb oder das Lieblingsstofftier nach intensivem Gebrauch sein Innerstes offenbarte und deutlich machte, dass vieles im Leben nicht nur vergänglich ist, sondern sich auch Stoff und Schaum offenbart.

Denen jedenfalls – seien sie noch Kind, jugendlich oder erwachsen – noch an den bloß „lieben Gott“ glauben, dürfte bei den ersten Worten der ersten Lesung vom 22. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A ein gehöriger Schreck in die Glieder fahren, wenn der Prophet Jeremia verstört von der Betörung Gottes, die ihn ergriffen hat, spricht:


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kath 2:30 Dies DominiÄpfel sind Scheinfrüchte. Ob süß oder sauer, fest oder weich, ob gelb, goldig oder grün – das Fruchtfleisch gibt vor, etwas zu sein, was es nicht ist. Die eigentliche Apfelfrucht liegt als Kern verborgen im Innern. Meist wird die „Kitsche“  achtlos entsorgt. Es ist halt nur der Schein, der schmeckt. Die Frucht selbst ist zu bitter. Was glauben Sie denn?

Ob Augustinus das wusste, der am 28.8.2020 vor 1.590 Jahren starb und dessen Namenstag jährlich an diesem Tag gefeiert wird, das wusste? Er gilt als Urheber der Erbsündenlehre: Ein Apfelbiss genügte und der Mensch wurde von Natur aus zum Sünder. Diese Sichtweise war zwar schon zu seiner Zeit nicht unwidersprochen. Augustinus‘ Theologie aber wurde in den Kirchen des Westens einflussreich.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 16. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Nun also: Olaf Scholz. Der – nach Meinung seiner Parteichefin – nicht ganz aufrechte Sozialdemokrat und charismatische Volkstribun wird die SPD in die nächste Bundestagswahl führen. Dem FDP Parteichef Lindner ist das rätselhaft und so geht es mir auch etwas: hat man den letzten Schröderagenda-Exponenten aufgestellt, damit man von vornherein einen Sündenbock hat, wenn es nicht besser als bei den letzten Malen werden sollte? Oder will man einen konservativen Exponenten der „alten“ SPD als Galionsfigur, damit man desto ungehinderter in die Koalition mit der Linken zur Vorbereitung der Fusion marschieren kann? Oder will man einfach mit einem breiten Personaltableau möglichst viele Wählerschichten ansprechen? Fragen über Fragen, Rätsel und Unklarheiten. Ich hatte ja mit dem Arbeitsminister gerechnet, wie es in der ersten Lesung vom Sonntag heißt

„denn bald kommt mein Heil“ (Jes 56,1).


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kath 2:30 Dies DominiEs wird auf hohem Niveau geklagt. Während die einen die vergleichsweise kleine Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, schon lautstark als Einschränkung von Grundrechten inkriminieren, bemerken andere die fundamentale Ohnmacht, die sie angesichts der Corona-Pandemie verspüren. Dazwischen gibt es viele graue Klagetöne, die letztlich in jenem Grundtenor zusammenfinden, der viele Klagelieder eint: Warum jetzt? Warum wir? Warum bleibt’s nicht, wie es war?

Der Klagegesang wird bei weitem nicht nur von selbsternannten Wutbürgern oder Verschwörungsphantasten angestimmt. Er ist auch in gutbürgerlichen Kreisen vernehmbar, die endlich Urlaub von Corona machen wollen. Selbst Kirchenvertreter stimmen bisweilen in das Lamento mit ein. Der alten Deutung beraubt, die Katastrophen, Kriege und Seuchen einfachhin als Strafe Gottes deuten konnte, wird jetzt eine menschliche Ohnmacht besungen, das Ausgeliefertsein an höhere Gewalten. Aber stimmt das alles überhaupt? Steht der Mensch wirklich so handlungsunfähig da? Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiEs ist wieder soweit. Die Zeichen sind eindeutig und unübersehbar. In früheren Zeiten hätte man sicher dem Komet „Neowise“, der seine Bahn derzeit in der Abenddämmerung am nordöstlichen Himmel zieht, zukunftsweisende Botschaft abgerungen – wahlweise positiv oder negativ, je nach der persönlichen Präferenz astrologischer Fährtenleser. Ein Komet konnte schließlich als Ankündigung katastrophaler Gottesurteile verstanden werden. Im Buch der Offenbarung sind „fallende Sterne“ mit der Öffnung des sechsten Siegels verbunden, deren Folgen nichts Gutes für die Mächtigen bedeuten:

„Und die Könige der Erde, die Großen und die Heerführer, die Reichen und die Mächtigen, alle Sklaven und alle Freien verbargen sich in den Höhlen und Felsen der Berge.“ (Offb 6,15)

Auf der anderen Seite künden Kometen aber auch positive Ereignisse wie etwa die Geburt außergewöhnlicher Persönlichkeiten an. Nicht ohne Grund wird der Weihnachtsstern oft als Komet dargestellt. Kometen sind also in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiPräpositionen finden meist wenig Beachtung. Diese Sprachpartikel schwimmen im Sprachstrom halt irgendwie mit. Ein Nomen oder ein Verb – das ist etwas, was die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Präpositionen schaffen zwar Beziehungen in Sätzen und definieren, wann, wo, wie oder warum etwas geschieht; die gemeine Zeitgenossin und natürlich auch der Zeitgenosse behandeln sie aber in der Regel stiefmütterlich. Oft lässt man sie einfach weg. Man geht dann Schule oder Kino oder Aldi, Lidl, Edeka. Ja, die Präpositionen, diese kleinen unschuldigen Sprachteilchen haben es wirklich schwer.

Ab und zu aber feiern sie ihre kleinen Siege. Dann wird es wichtig, ob etwas mit, an oder von geschieht. Der Hobbyvirologe und die Selfmadeintensivmedizinerin, die ihr Fachwissen in der Youtube-Akademie erwerben, wissen schon genau, dass es einen Unterschied macht, ob da nun jemand „mit“ oder „an“ dem neuartigen Corona-Virus SARS-CoV-2 gestorben ist. Da wird sehr genau auf die Grammatik geachtet. Immerhin kann man auf diese Weise die Angst vor dem Virus wenigstens sprachlich eindämmen. Es ist schließlich schlimm, wenn viele Tote „an“ dem Corona-Virus sterben. Wenn sie „mit“ dem Virus vor ihren Schöpfer treten, sind sie zwar genau so tot, ja, sie hätten ohne das Virus vielleicht sogar noch länger gelebt – möglicherweise sogar sehr viel länger; aber es hört sich doch schon viel weniger schlimm an, wenn man nicht „an“ dem Virus verstirbt, sondern bloß „mit“ dem Virus. So oder so wurde „durch“ das Virus unwiederbringlich Lebenszeit geraubt. Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 11. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Frömmigkeit feit vor Fehlern nicht. Schon gar nicht, wenn sich Frömmigkeit zur Überheblichkeit eines Bewusstseins außergewöhnlicher Erwähltheit entwickelt, die lässig auf all die herabschaut, die man für weniger fromm hält, als man es selbst ist. Gerne spricht der Fromme dann von den „Heiden“ und urteilt über alles, was nicht in sein Weltbild passt als „heidnisch“, vor allem dann, wenn er es mit Menschen zu tun hat, die vermeintlich ungläubig sind.

Freilich zeugt eine solche Denkweise von einer fundamentalen Wissenslücke, bezeichnet das Wort „Heide“ in den deutschen Übersetzungen des Neuen Testamentes meist jene Menschen, die im griechischen Urtext als ἔθναι (éthnai) bezeichnet werden. Der Begriff leitet sich von ἔθνος  (éthnos) ab, der einfach „Volk“ bedeutet. Das ἔθνος τοῦ θεοῦ  (éthnos toû theoû) ist das Volk Gottes. So bezeichnet sich das Volk Israel selbst. Davon werden die ἔθναι  (éthnai) abgegrenzt – die Völker. Im Griechischen entsteht auf diese Weise ein signifikanter Unterschied, der semantisch aber doch Verwandtschaften zeigt. Theologisch hingegen liegen Welten zwischen Israel und den Völkern, wie er im Hebräischen zum Ausdruck kommt. Es ist Israel, mit dem Gott einen Bund geschlossen hat, wie es in der ersten Lesung vom 11. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A heißt:


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kath 2:30 Dies DominiJemand hatte die Absicht, eine Mauer zu bauen. Aber Mauern sind nicht gleich Mauern. Manche Mauern sind gleicher.  2016 etwa wollte die Stadtverwaltung die schön bepflanzte Steinmauer von Martin Michels an der Nordbahntrasse am Loher Bahnhof niederlegen. Sie hätte zu viel Potential einer Gefahr des „Anpralls von Verkehrsteilnehmern“. Letztlich durfte die Mauer bleiben – welch ein Segen für die Vielen, die sich an dem schönen Garten, den sie schützt, erfreuen. Was glauben Sie denn?

Während das Auge der Verwaltung bei einer kniehohen Mauer streng blickte, übersah man großzügig bei der haushohen Mauer am Döppersberg einiges. Falscher Stein, falscher Zeitpunkt, falsche Bauweise. Kann ja mal passieren bei so einem Millionenprojekt … Und natürlich will es niemand gewesen sein. Das war schon bei Adam und Eva so:

„Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen?“ (Genesis 3,11) – Nee, die Frau hat gesagt … nee, die Schlange hat gesagt …

Es sind immer die anderen. Aufrichtigkeit wäre ja auch etwas für Menschen mit Rückgrat.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Pfingstsonntag, Lesejahr A

„Wie zahlreich sind deine Werke, Herr, sie alle hast Du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von Deinen Geschöpfen. Da ist das Meer, so groß und weit, darin ein Gewimmel, nicht zu zählen: kleine und große Tiere.“ (Ps 104,24f)

Der Zwischengesang zu den Lesungen aus Psalm 104 bringt es auf den Punkt: diese Schöpfung, nicht zu zählen, nicht wirklich einzufangen, manchmal herrlich, manchmal schrecklich. Manchmal Beethovens 6. mit dem Erwachen heiterer Empfindungen auf dem Lande, manchmal Corona-Pandemie mit Tausenden – bei uns – oder Zehntausenden Toten – in anderen Weltgegenden.

Wenn Religion ein sinnvolles Manöver des menschlichen Geistes sein soll zur Kontingenzbewältigung, also dem sinnvollen Umgang mit dem Eindruck, dass der ganze Laden doch auf keinen Fall irgendwie vernünftig sein kann, dienen soll, dann läuft da gerade etwas vollkommen schief. Manchem zu schief: Hartmut Löwe, immerhin ehedem evangelischer Militärbischof, mahnt seine Oberen, doch tiefer zu schürfen und den Menschen nicht das zur Pandemie aufzutischen, was eh alle immer sagen, sondern den Zorn Gottes ebenso wie den deus absconditus, den verborgenen Gott, in den Blick zu nehmen – auch nicht einfach, einen verborgenen Gott anzusehen – und auch mal frisch und frei von der Strafe Gottes zu reden, nicht immer nur triviale Alltäglichkeiten. Das schürft immerhin so tief wie manche katholischen Ruhestandsdenker, die es gerade zum Kennzeichen wirklichen Glaubens erklären, wenn dieser ein Skandalon in der Welt ist und alles Kompatible zu unserer Neuzeit für angepassten Zeitgeistunfug erklären.


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