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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Sechster Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C

Man wird vermutlich auf einen breiten Konsens unter Exegeten, also Kennern des Neuen Testaments, treffen, wenn man behauptet, der vorösterliche Jesus habe mit den Heiden nicht viel im Sinn gehabt.

„Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ (Mt 15,24)

So heißt es bei Matthäus im 15. Kapitel, in dem eine kanaanäische Frau Rabatz macht, damit sie die Aufmerksamkeit Jesu erreicht und sich dann noch wenig schmeichelhafte Vergleiche mit kleinen Hunden anzuhören hat.  Ein Bild, das uns auch bei Lukas im 7. Kapitel begegnet und nahelegt, Jesus lasse sich zwar von individuellem Leid erweichen, halte aber zunächst einmal nicht so sehr viel von Nichtjuden.  

Andererseits dann nach Ostern der Missionsbefehl:

„Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,19)

Und was hatte er geboten:

„Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“ (Mt 5,18)

Also zwischen dem vorösterlichen Jesus und dem nachösterlichen gibt es da einen recht radikalen Bruch, vom Juden Jesus zum Begründer einer Weltreligion. Wann ist das geschehen? Man hört in der heutigen Lesung davon; es geht um das Apostelkonzil etwa um 48 n.Chr.:


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 11. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Durch Gewöhnung getrübt verliert die Erkenntnis an Elan. Der Fortschritt der Gedanken wird gehemmt, denn Fortschritt bedeutet Veränderung. Die Gewöhnung aber ist der Veränderung feind. Einmal an eine vermeintliche Erkenntnis gewöhnt, verstört jede Kritik die wohlige Gemütlichkeit. Deshalb wird das Gewöhnliche schnell zur Tradition erklärt, die es zu bewahren gälte. Erschreckt vor der Autorität der Tradition wird dabei freilich übersehen, dass Tradition selbst immer ein Übergang ist, ein Fortschreiten auf dem bisher beschrittenen Weg in der Treue zu den Vielen, die auf diesem Weg vorangeschritten sind und in der Verantwortung, dass auch kommende Generationen den Weg weitergehen werden. Den Heutigen obliegt es, den eigenen Teil des Weges zu gehen – eines Weges, den sie nicht begonnen haben und den sie nicht beenden werden. Den Staffelstab der Tradition haben sie übernommen, um ihn zu tragen und einst weiterzugeben. Tradition ist der Name eines Weges, eines fortschreitenden Prozesses der Erkenntnis. Tradition ist Erkenntnis. Deshalb verändert die Tradition, wird verändert und bleibt doch Tradition. So muss keine Generation von neuem anfangen, den Urgrund der Welt zu erkennen. Die Erkenntnisse und Forschungen heute bauen auf denen auf, die vergangene Entdecker und Forscherinnen gewonnen haben; und sie werden zur Basis für neue Erkenntnisse in der Zukunft werden. Das ist Tradition – kein Zustand, sondern ein Weg. Gewöhnung ist der Tradition deshalb per se fremd.

Vom Virus der Gewöhnung sind nicht selten auch der Glaube und seine Rede von Gott und Welt betroffen. Allzu schnell wird da Jesus zum Heiland und Erlöser der Welt, zum guten Mann aus Galiläa, der Kinder segnete, Kranke heilte und auch sonst für jeden nur ein gutes Wort hatte. Es müssen deshalb böse Menschen gewesen sein, die den lieben Jesus umgebracht haben. An solche einfachen Sichtweisen gewöhnt, neigen selbst Erwachsene dazu, alles und alle, die nicht sofort mit dem lieben Jesus übereinstimmen, zu verurteilen. Im besten Fall nimmt man die Apostaten noch ins Gebet. Auf jeden Fall aber kann man die, die dem lieben Jesus nicht huldigen, nicht verstehen. Selbst steht man natürlich auf der richtigen, auf der guten Seite, auf der Seite des lieben Jesus, des Heilands. In seiner Gottheit Glanz sonnt man sich und betet darum, dass diese Gnade noch wachsen möge, während man mit wohligem Schauer auf die herab schaut, die nicht in dieser Gemeinschaft leben. Tatsächlich könnte man sich in dieser Haltung auf die Worte des Paulus berufen, wie sie in der zweiten Lesung vom 11. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A verkündet werden:


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 6. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C

Es ist ein ekklesiales Drama, dass die Zeitgenossen erleben: Der Bischof von Rom stellt das Evangelium über den Katechismus. Was eigentlich kein Widerspruch sein dürfte, wird doch von manchem, der sich kirchentreu wähnt, so gedeutet. Die scheinbare Sicherheit der schwarz-weißen Katechismuswelt wird von einem, der auszieht, das Evangelium wirklich als Wort des Lebens zu verkünden, jäh gestört. Die hehren Worte, die ihre Ästhetik nicht selten daher erhielten, dass sie elfenbeinerne Ideale fern der staubigen Wirklichkeit des Lebens beschworen, werden verstört, aber sehnsüchtig zitiert – so etwa, wenn der Philosoph Robert Spaemann mit Blick auf das nachsynodale apostolische Schreiben „Amoris Laetitia“ von Papst Franziskus in einem Interview als „Bruch mit der Lehrtradition“ bewertet und verklärt feststellt:

„Johannes Paul II. erklärt die menschliche Sexualität als ‚Realsymbol für die Hingabe der ganzen Person’ und zwar ‚ohne jede zeitliche oder sonstige Begrenzung’.“ (Quelle: CNA [Stand: 30. April 2016])

Von hier aus verweist er auf die Enzyklika „Familiaris Consortio“ von Papst Johannes Paul II, die in Artikel 84 unmissverständlich feststellt, dass wiederverheiratet Geschiedene auf praktizierte Sexualität verzichten müssten:

„Eine Änderung in der Praxis der Sakramentenspendung wäre daher keine ‚Weiterentwicklung von Familiaris Consortio’, wie dies Kardinal Kasper meint, sondern ein Bruch mit ihrer wesentlichen anthropologischen und theologischen Lehre über die menschliche Ehe und Sexualität. Die Kirche hat keine Vollmacht, ohne vorherige Umkehr, ungeordnete sexuelle Beziehungen durch die Spendung von Sakramenten positiv zu sanktionieren und damit der Barmherzigkeit Gottes vorzugreifen.“ (Ebd.)

Tatsächlich hat die Kirche keine Vollmacht, das Wort Gottes an sich zu ändern. Das Wort Gottes ist ihr als Ur-Kunde in das Herz eingeschrieben. Das Wort Gottes selbst aber ist nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums Fleisch geworden und hat unter den Menschen gewohnt (vgl. Johannes 1,14). Nach Paulus ist gerade das der Wesensausweis des Neuen Bundes, der eben nicht mehr auf dem Schwarz-Weiß wie in Stein gemeißelter Buchstaben gründet; er ist vielmehr in die fleisch-lebendigen Herzen der Menschen selbst eingeschrieben. So schreibt er an die Korinther:


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 5. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A

Manch eine Beziehung leidet unter der zur Gewohnheit gewordenen Vertrautheit. Jede Geste, jedes Wort wird vorhersehbar. So braucht man einander gar nicht mehr wahrzunehmen oder zuzuhören. Man weiß doch, wie es ausgeht. Aus vollstem Vertrauen entsteht das Gefühl der Langeweile. Manch einer Liebe, die abenteuerlich begann, blüht in Ödnis. Weil die Vertrautheit keine Verheißung mehr bereit hält, geht dann manch einer auf der Suche nach Leben seine eigenen Wege.

Wer dieser Falle entgehen möchte, darf das Vertraute eben nicht zur Gewohnheit werden lassen. Das Vertraute immer neu zu entdecken die Herausforderung. Das Vertraute mit unvertrauten Augen anzusehen, so als würde man es eben zum ersten Mal sehen, die Aufgabe.

Es gibt nicht nur Menschen, die der Ödnis der Vertrautheit erliegen. Auch Texte teilen dieses Schicksal. Wie ein Reflex weiß man schon nach wenigen Worten, worum es geht. „Hat der alte Hexenmeister …“ – und schon klingt im Ohr „Walle! Walle!“ Und auch wenn manch einer bei Herrn Ribbeck an einen sakkotragenden Fußballtrainer denkt, die Birne werden viele trotzdem nicht aus dem Kopf bekommen.

Zu den Texten, bei denen man im allgemeinen schon weiß, worum es geht, gehört auch die erste Lesung vom 5. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr A. Es ist ein Text, der nicht nur dem Schicksal der Vertrautheit anheim fällt; auch die traditionelle Interpretation verhindert, ihn genauer zu betrachten, weil doch eigentlich schon alles bekannt ist. Es ist der Text von der Wahl der Sieben, die landläufig als die sieben Diakone beschrieben werden. Und genau an diesem Punkt erliegt der Leser bzw. die Hörerin dem Gift der Gewohnheit, mit dem man versucht, den Text zu zähmen.


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kath 2:30 Dies DominiDie Einheit der Christen gehört zu den in vielen Predigten und Kirchentagsreden beschworenen Zielen der modernen Jesusjünger. „Alle sollen eins sein“ – so lautet auch der Wunsch, den Jesus kurz vor seinem Tod in den johanneischen Abschiedsreden äußert (Johannes 17,21). Schaut man aber auf die Kirchengeschichte, so scheint der Drang zur Einheit nur all zu oft einer zur Verurteilung Andersdenkender neigenden schismatischen Tendenz unterlegen zu sein.

Die Zertrennung ereilte schon die früheste Kirche. Gerade eben durch das Wirken des Heiligen Geistes am 50. Tag nach der Auferstehung Jesu Christi entstanden, ist die kirchliche Einheit schon früh durch den Streit um die Heidentaufe bedroht. Das Apostelkonzil, von dem die Apostelgeschichte (Apg 15,1-35) und der Galaterbrief (Gal 2,1-10) berichten, bringen eine erste Klärung. Aber schon die Reaktion des Petrus in Antiochien zeigt, dass er Streit noch lange nicht beigelegt ist (vgl. Galaterbrief 2,11-14). Paulus, der sich bei dem Apostelkonzil zu einer Kollektensammlung in den von ihm begründeten heidenchristlichen Gemeinden für die judenchristliche Jerusalemer Urgemeinde verpflichtet hatte, sieht sein Werk wenige Jahre später grundsätzlich in Gefahr. So bittet er am Ende seines letzten von ihm erhaltenen Schreibens:

Ich bitte euch, meine Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn, und bei der Liebe des Geistes: Steht mir bei, und betet für mich zu Gott, dass ich vor den Ungläubigen in Judäa gerettet werde, dass mein Dienst in Jerusalem von den Heiligen dankbar aufgenommen wird. (Römerbrief 15,30f)


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kath 2:30 Dies DominiZu den vermeintlich unhinterfragbaren Voraussetzungen des Katholischen gehört die Ansicht, Petrus sei der erste Papst gewesen. Häufig wird hierfür der euphorische Ausruf Jesu angeführt, der sich singulär im Matthäusevangelium findet:

Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten des Hades werden sie nicht verschlingen. (Matthäus 16,18)

Jesus antwortet mit diesem Ausruf, der den Beinamen Petrus des Simon wortspielerisch aufnimmt, auf dessen Messiasbekennntis. Schon wenige Verse später ist die Euphorie schon Makulatur. Petrus, der nicht wahrhaben will, dass sich die Messianität Jesu in seinem Leiden und Sterben offenbaren wird, wird von Jesus brüsk mit folgenden Worten abgewiesen:

Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. (Matthäus 16,23)

Der Fels ist schnell erodiert. Ist eine Kirche, die auf diesem Fundament aufbaut, nicht doch auf Sand gebaut?


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kath 2:30 Dies Domini6. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C) – Apg 15,1-2;22-29, Offb 21,10-14;22-23, Joh 14,23-29

Vom Frieden – nicht von dieser Welt

Die Lesungen des heutigen Sonntags führen uns zunächst in der Apostelgeschichte mitten hinein in eine der schwersten Auseinandersetzungen der frühen Kirche: Ein ganzes Konzil – das Apostelkonzil – braucht es, um die schwierige Frage zu entscheiden, wie es mit den Heidenchristen weitergehen soll. Schließlich stand damals die kirchliche Praxis in beträchtlicher Spannung zu dem Wort Jesu, wonach erst Himmel und Erde vergehen müssten, bevor auch nur der kleinste Buchstabe des jüdischen Gesetzes geändert würde (Mt 5, 17). Jetzt kommt eine in ihrem Anspruch ungeheuerliche Wende: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen …“. Das ist wirklich ein Tusch. Es bestehen Schwierigkeiten, die Jünger Jesu, die nicht aus dem Judentum stammen, wollen eine Lösung ihrer unklaren Situation: und in gleichsam göttlicher Vollmacht entscheiden die Apostel, was man eine rheinische Lösung nennen könnte: keine Beschneidung und keine detaillierten Vorschriften, aber ein paar Grundsätze werden übernommen.


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