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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Weisser Sonntag, Lesejahr C

Wir haben nicht viel in den Händen, wenn wir uns selbst einmal ehrlich und rücksichtslos Rechenschaft ablegen über das Fundament unseres Glaubens. Sicher wir haben Erzählungen, Geschichten und Gebete, die uns mit einem unaufhörlichen Strom unendlicher Belege menschlicher Bemühungen, die Beziehung zu einem den Sinn des Lebens garantierenden Gott zu gestalten, verbinden. Wir wissen um die Apostel nach Ostern aus der Apostelgeschichte, wir lesen oder bekommen vorgelesen von Thomas, dem ungläubigen. Und aus noch vergangeneren Zeiten spricht uns das Alte Testament von den Anfängen unseres Gottes mit seinem Volk Israel.

Auch aus den Städten rings um Jerusalem strömten die Leute zusammen und brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte mit. Und alle wurden geheilt.“ (Apg 5,16)

„Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott.“ (Joh 20,28)

„So soll Israel sagen: Denn seine Huld währt ewig; (…)der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.“ (Ps 118,2;22)

Tiefe Gedanken und Formulierungen, die auch durch die stete Wiederholung in den Gottesdiensten ihre Bindungswirkung nicht verfehlten. Aber eben „nicht verfehlten“, also Vergangenheit. Diese Beziehungen und Verknüpfungen, diese meist frühkindlich schon eingeübten Rituale und Gebete, wo sind sie hin? Wer hört sie noch an? In wenigen Jahrzehnten sind diese Prägungen verloren gegangen. Und wer selbst noch regelmäßig zum Gottesdienst geht, dessen Kinder mögen womöglich noch an den Festen und gelegentlich der besonderen Wendepunkte ihres Lebens ihre Beziehung zur Kirche leben, wer diese alltägliche, mindestens allsonntägliche Übung nicht mehr hat, dessen Kinder werden nur schwer in eine selbstverständliche, nur selten in Frage gestellte Gemeindebindung hineinfinden.

Unter anderem das ist der Grund für die spiralige Beschleunigung der Entfremdung von der Kirche, Corona, Skandale und die fruchtlose Abwehr der Gegenwart in den Strukturen der Kirche tun ein übriges. Vielleicht hätten wir noch etwas mehr Abwehrkräfte gegen die inzwischen galoppierende Auszehrung, wenn der Zölibat nicht als das Gegenteil des Prinzips der Bestenauslese wirkte und wir auf so viele erfolgreiche und gute Seelsorger verzichten müssten.

Es fällt schwer, aus der heutigen Perspektive auf unsere römische Kirche vor Ort und in Rom auf die Zeit der Apostel zu blicken und davon zu hören, dass man die Kranken auf die Straßen hinaustrug und auf Betten und Liegen legte, damit „wenn Petrus vorüberkam, wenigstens sein Schatten auf einen von ihnen fiel.“ Welcher Glanz muss noch von der Begegnung mit dem Auferstandenen her von Petrus ausgegangen sein, dass selbst dieser Widerschein die Kranken heilte? Hier sind wir ganz nah beim eigentlichen Kern unseres Glaubens: es muss etwas ganz und gar Unglaubliches geschehen sein, als der jüdische Wanderprediger Jesus schmählich am Kreuz verendete und dann seine Jünger in die totale Verzweiflung stürzte und nach drei Tagen wieder herausholte in seine Verkündigung vom angebrochenen Gottesreich. Das war kein Menschenwerk. Kein Wunder, das Petrus strahlte und ausstrahlte. Oder doch ein Wunder?

Heute gilt wohl die Feststellung der Schriftstellerin Eva Ladipo (aus der FAZ vom 20.04.), wir alle seien Putins nützliche Idioten gewesen, nicht nur für die politische Lage, sondern ebenso für die kirchenpolitische. Was mag den Papst nur bewegen, so undeutlich zu reden und so unter jedem Niveau seine Kritiker zu beschimpfen? Nützliche Idioten in Staat und Regierung kann man wenigstens abwählen; ohne ein Mindestmaß an Verantwortung in der Kirche bleibt für viele nur der Austritt, das kann doch auch keine Lösung sein.

Thomas hat durch den Zweifel hindurch seinen Weg des Bekenntnisses gefunden:

„Mein Herr und mein Gott.“ (Joh 20,28)

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass die auch bei Ihnen grundlegenden Sehnsüchte und Hoffnungen nicht immer von der Kirche enttäuscht werden und von Zeit zu Zeit die Erinnerung erlauben an eine, wenn auch nur vermeintliche, heile Welt. Sie war es ja nie, aber hoffen darf man, vielleicht wird sie es ja noch.

Katharina Nowak

Author: Katharina Nowak

Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.

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