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kath 2:30 Dies DominiDas Kreuz ist eine Last. Was nur soll man am 26. September 2021 wählen? Manch eine wird sich dieser Last schon per Briefwahl entledigt haben und manch einer wird das Kreuz nicht auf sich nehmen wollen, die Verantwortung der Wahl zu übernehmen. Dabei ist es in einer Demokratie, in der alle Macht vom Volk ausgeht, der souveräne Akt schlechthin, zu wählen. Sicher: In Deutschland gibt es in diesem Jahr gut 60 Millionen Wahlberechtigte. Was mag da eine Stimme schon zählen? Viel, wenn man genau hinschaut. Bei der Erststimme, mit der das direkte Mandat eines Wahlkreises vergeben wird, kann schon eine einzige Stimme den Ausschlag geben, denn diejenige Kandidatin bzw. der Kandidat mit den meisten stimmen gewinnt. Es zählt also wirklich jede Stimme. Mit der aber sollte man verantwortlich umgehen.

Das Kreuz an sich aber bleibt umstritten. Manche stoßen sich bis heute daran. Der Legende nach wurde das Kreuz Jesu im Jahr 325 n.d.Z. von der Kaisermutter Helena aufgefunden. Das Fest feiern Christen jährlich am 14. September. Andere hingegen möchten das Kreuz am liebsten aus der Öffentlichkeit verbannen. Es sei anstößig. Tatsächlich ist es ein Folterwerkzeug, von den Persern erfunden und den Römern perfide perfektioniert, um Menschen auf grausamste Weise zu töten. Nicht ohne Grund heißt es in der Torah:

„Ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter“ (Deuteronomium 21,23)

Es ist kein Wunder, dass der Kreuzestod Jesu als Zeichen seines absoluten Scheiterns verstanden wurde … und verstanden wird, zumindest von denjenigen, die nicht an seine Auferstehung glauben können. Das ist in der Tat eine steile Behauptung. Deshalb muss Paulus den zweifelnden Korinthern glaubwürdige Zeugen für die Auferstehung benennen. Eines nämlich ist klar:

„Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube.“ (1 Korinther 15,14)

Genau! – wird jetzt manch ein Zweifler ausrufen. Der Glaube ist sinnlos! Hier scheiden sich eben die Geister. Auch das ist ein altes Phänomen. Nicht ohne Grund polemisiert Paulus:

„Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft.“ (1 Korinther 1,18)

Was glauben Sie denn?

Man muss sich – so oder so – zum Kreuz verhalten. Für die, die über die Jahrhunderte den Zeugen Vertrauen schenkten, wird das Kreuz zum Hoffnungszeichen. Das ist nicht so unvernünftig, wie man glaubt. Schließlich zogen die Korinther nahezu alles, was Paulus sagte, in Zweifel und ließen sich nicht mit einfachen Behauptungen abspeisen. Trotzdem überlieferten sie gleich zwei seiner Briefe – sicher nicht ohne Grund, sondern weil sie eben die im Kreuz liegende Hoffnung erkannten: Gott rettet die, die nach menschlichen Maßstäben am Kreuz als Gottverlassene enden. Das Kreuz bleibt trotzdem eine umstrittene Herausforderung.

Mach keinen Scheiß mit deinem KreuzEs ist jetzt gut vier Jahre her, dass vor der letzten Bundestagswahl eine Partei ihre Werbung direkt vor dem Katholischen Stadthaus präsentierte. Ich weiß nicht, ob es Zufall war (glaube ich nicht!) oder eine Provokation sein sollte (das hoffe ich!) – ich fand das Plakat sehr treffend: Ein breit lächelnder Herr mit Dornenkrone und weißem Gewand präsentierte seinen hochgereckten Daumen, darüber der Spruch „Mach keinen Scheiß mit deinem Kreuz!“ Manch eine fromme Seele mag sich daran gestoßen haben, ich fand und finde es treffend. Gerade die, die dem vom Kreuz Auferstandenen nachfolgen, sollten mit den Kreuzen, die das Leben bereithält, verantwortlich umgehen. Respekt und Verantwortung sind die Werte, die man den Feinden der Demokratie, entgegenstellen muss. Nehmen Sie also das Kreuz mit dem Kreuz auf sich und gehen sie wählen. Das Kreuz ist zu heilig, als dass man leichtfertig mit ihm umgehen darf.  Bei Kreuzen welcher Art auch immer geht es um nicht weniger als das Leben! Wählen Sie die Richtigen.

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der Westdeutschen Zeitung vom 17. September 2021.

Foto: Werner Kleine (CC BY-SA 3.0)

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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