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kath 2:30 Dies DominiDie Freiheit ist billig geworden. Wenigstens scheint es so, wenn man die Diskussion um die Corona-Pandemie verfolgt. Deren Ende wird mit „Freedom Days“ gefeiert. Dann fallen die Masken, man verzichtet wieder auf Abstand (hoffentlich nicht auch auf den Anstand) und braucht endlich nicht mehr Hände waschen. Für manch einen scheinen das der bisher größte Freiheitsentzug des Lebens gewesen zu sein. Sicher: die Lockdowns haben vor allem für die Kreativen und Gastronomen herbe Einschränkungen und Verluste mit sich gebracht. Trotzdem konnte man sich frei bewegen, reden, seine Meinung äußern und sich – gerichtlich festgestellt – frei versammeln. Schon die kleinste Vorschrift, die zum gegenseitigen Schutz erlassen wurde, brachte aber bei manchen ein großes Protestbedürfnis zum Vorschein, das freilich frei und ungezwungen zum Ausdruck gebracht wurde. Was glauben Sie denn?

Viele erwarten jedenfalls die viel beschworene „Rückkehr zur Normalität“. Zwar weiß niemand so genau, wie „Normalität“ definiert ist. Sicher ist nur, dass man seine Freiheit wiederhaben möchte. Die Freiheit scheint eine Art Besitz geworden zu sein. Deshalb monieren ja viele, man hätte ihnen in den pandemischen Zeiten etwas gestohlen, was jetzt wieder restituiert, also wiederhergestellt werden soll. Dabei wird gerne übersehen, dass Vergangenes nicht wiederkommt. Wir können die Vergangenheit nicht wiederherstellen. Die, die am lautesten nach der Wiederherstellung ihrer geraubten Freiheit rufen, vergessen, dass etwas, das in den Dimensionen von Raum und Zeit im wahrsten Sinn des Wortes vergangen ist, nicht wiedererlangt werden kann. Es wird nicht mehr werden, wie früher. Nie mehr. Ist also alles verloren? Wurde die alte Freiheit wirklich geraubt?


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kath 2:30 Dies DominiKann man fasten, wenn der Verzicht zur Normalität geworden ist? Die Corona-Pandemie hält weiter an. Das Land befindet sich im zweiten Lockdown. Gastronomie und Einzelhandel – alles geschlossen. Kultur und Schulen – alles dicht. Die Fastenangebote der letzten Jahre erscheinen da als reiner Luxus. Erinnern Sie sich noch, wie da zu Heilfasten, Autofasten und Digitalfasten aufgerufen wurde? Das alles erscheint in Zeiten, in denen die Restaurants geschlossen haben, Fernreisen virusbedingt nicht angesagt sind und die digitale Kommunikation das Gebot der Stunde ist, unwirklich. Im Überfluss lässt es sich leicht fasten. Aber wenn der Verzicht nicht mehr freiwillig, sondern allgemein verordnet ist, dann kann man mit Fasten niemanden beeindrucken. Es ist ja nichts Besonderes mehr. Ist dieser Verzicht womöglich die neue Normalität, von der so viel gesprochen wird? Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDie Pandemie macht das Selbstverständliche zum Außergewöhnlichen. Der Espresso im Lieblingseiscafé, die herzlichen Begrüßungen, die Familienfeiern – was selbstverständlich war, ist mittlerweile nicht nur außergewöhnlich, sondern vieles sogar unmöglich geworden.

An das Selbstverständliche gewöhnt man sich schnell. Freiheit, Reisen, Gesundheit – all das ist für die gewöhnlich, die genug davon haben. Erst wenn es knapp wird mit der Freiheit, den Möglichkeiten zu reisen oder der Mensch erkrankt, wird das Selbstverständliche zum Besonderen. Das gehört für viele, die immer schon am Rand der Gesellschaft stehen, zum Selbstverständlichen ihres Lebens. Wer von Grundsicherung oder Hartz IV lebt, freut sich schon über den Kaffee beim Stadtspaziergang, für den man vorher die letzten Cent zusammenkramen muss. Was für die einen selbstverständlich ist, ist für viele jetzt schon außergewöhnlich. Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiCorona bleibt. Diese Binsenweisheit des Bonner Virologen Hendrick Streeck hat nichts Offenbarendes. Das Virus ist da. Natürlich wird man mit ihm leben müssen. Das tun wir in unserer Gesellschaft schon seit dem Frühjahr 2020. Die Frage ist nur, wie man mit diesem Virus leben lernt. Was glauben Sie denn?

Es gibt in diesen Zeiten viele Virologinnen mit Facebook-Diplom und Epidemiologen mit einem Abschluss an der Youtube-Akademie. Viele dieser Fachfrauen und -männer haben sich mittlerweile selbst Teams zugeordnet. Die einen halten zu Drosten, die anderen zu Streeck, manche fühlen sich im Team Bhakdi gut aufgehoben. Eine einfache Nachtwanderung reicht freilich als Beispiel, dass das eine zwar populäre, aber noch nicht mal populärwissenschaftliche Haltung ist. Nur im gemeinsamen Suchen, behutsamen Vortasten und Korrigieren falsch gegangener Fährten wird man den Weg finden. Wissenschaft ist Teamarbeit und kein Mannschaftswettbewerb.

Nun hält uns das Corona-Virus schon über sechs Monate auf Trab. Im Frühjahr 2020 kam das Virus nach Deutschland. In der Rückschau erscheint diese Zeit als Aufwärmphase, in der klar wurde, dass es einen Langstreckenlauf gibt. Im Sommer gab es eine kurze Entspannung. Jetzt beginnt wohl ein Langstreckenlauf, jetzt kommt es auf das Durchhalten an.


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kath 2:30 Dies DominiDies domini – Vierter Fastensonntag, Lesejahr A

Bei Abfassung dieses Textes ist es erst eine Woche her, da waren Schulen und Kindergärten noch geöffnet, Restaurants konnten ganztägig besucht werden, die Kinosäle waren voll und auch in unseren Kirchen wurden Gottesdienste und Messen gefeiert. Wir hatten „damals“ etwas über 3.000 positiv auf den Corona-Virus getestete Personen in Deutschland, mittlerweile ist diese Zahl schon über 14.000 gestiegen und da von einer exponentiellen Steigerung ausgegangen werden muss, wurden in den vergangenen Tagen viele tiefgreifende Änderungen in unserem öffentlichen Leben vollzogen.

In keiner Kirche wird in den nächsten Wochen mehr eine öffentliche Messe stattfinden, in einigen Bistümern sind die Osterfeierlichkeiten schon „abgesagt“ und auch die Erstkommunionen werden nicht stattfinden können, sondern müssen verschoben werden. Verschoben auf…irgendwann. Nicht nur für die Kinder ein großer Einschnitt. Auch im persönlichen Bereich ist eine Umstellung aller Lebensgewohnheiten gefordert. Keine Freunde treffen, kein Stammtisch, kein Kurs im Fitnessstudio, kein Singen im Chor, die Eltern und Großeltern nicht besuchen dürfen. Stattdessen: zu Hause bleiben #stayathome, wenn nicht gearbeitet oder eingekauft werden muss mit nur einem Ziel: #flattenthecurve. Das ist alles, worum es aktuell geht: die Kurve so flach wie möglich zu halten, um das Gesundheitssystem nicht zum Kollaps zu bringen. Die Bilder aus Italien machen sehr eindringlich klar, was verhindert werden muss. Unbedingt. Jetzt.


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kath 2:30 Dies DominiDer aufgeklärte Mensch der Gegenwart glaubt nichts mehr. Er hat sich aus der selbstgewählten Unmündigkeit befreit. Gott sei Dank! Aber halt: Man sollte vorsichtig mit Stoßgebeten sein. Schließlich ist der vernunftstolze Mensch seine Zweifel los. Zweifellos braucht man Gott nicht mehr. Was glauben Sie denn?

Glaube und Metaphysik haben offenkundig ausgedient. Das Prinzip von Ursache und Wirkung genügt den der Selbstentmündigung Entronnenen, um zu glauben, sie wüssten nun, was die Welt im Innersten zusammenhält. Toren aber bleiben sie vor der Frage, was denn die Ursache der Erstursache, die allgemein als „Urknall“ bezeichnet wird. Man lässt sie mit dem Hinweis einfach links liegen, darüber wisse man eben nichts. Was aber hinter der Physik liegt, heißt griechisch: Metaphysik.

Metaphysik und Theologie bewegen sich auf einer anderen Ebene als die Naturwissenschaften. Sie widersprechen sich nicht prinzipiell, sondern könnten sich gegenseitig erhellen. Des Pudels Kern tritt zutage, wenn eine der beiden Ebenen exklusiv bevorzugt wird. Theologen, die behaupten, die Bibel stünde über den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, erkennen die Schönheit der Schöpfungsidee Gottes ebenso wenig wie seine wahre Größe, von der sie offenbar glauben, dass alles, was Gott ausmacht, zwischen zwei Buchdeckel passt. Gott ist größer! Da genügt alleine schon ein Blick in das Buch Hiob, wenn sich derselbe mit Gott rechtend von dem Getadelten spöttische Fragen gefallen lassen muss:

„Wo warst du, als ich die Erde gegründet? Sag es denn, wenn du Bescheid weißt! Wer setzte ihre Maße? Du weißt es ja.“ (Hiob 38,1f)


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