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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 28. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Das Evangelium dieses Sonntags stellt uns eine Erzählung vor, die sich nicht sofort erschließt. Jesus erzählt den Hohepriestern und Ältesten des Volkes – auch die Adressaten sind sicher nicht zufällig gewählt – ein Gleichnis, indem es um einen König geht, der zum Hochzeitsfest des Sohnes lädt. Die – vermutlich vornehme – Gesellschaft, die er einlädt, erscheint aber nicht. Viele interessieren sich erst gar nicht für die Einladung, einige entscheiden sich für vermeintlich wichtigeres und wieder andere greifen die Diener, die die Einladungen überbringen, sogar an und töten sie.

„Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.“ (Mt 22,5f.)

Der König wurde wütend und

„schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.“ (Mt 22,7)

Vermutlich steht die Erzählung des heutigen Evangeliums im Eindruck des zerstörten Tempels 70 n.Chr., die damit als Strafe Gottes für die Nichtannahme seiner Einladung gedeutet wurde.

Daraufhin entscheidet der König sich dafür, die Gästeauswahl zu erweitern und lässt alle einladen, die auf der Straße angetroffen werden:

„(…) die Gäste waren es nicht wert, eingeladen zu werden. Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft zur Hochzeit ein.“ (Mt 22, 8f.)

Daraufhin füllt sich der Festsaal und viele erscheinen. Einer jedoch ist ohne Festgewand bei der Hochzeit und kann auf die Frage des Königs, was der Grund hierfür wäre, auch nichts antworten, woraufhin er hinausgeworfen wird.

„Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest Du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis.“ (Mt 22, 12)

Eine wichtige Erkenntnis ist also zunächst einmal, dass es Chancen im Leben gibt, die nicht wiederkehren. So wie die Tür des Festsaales für diejenigen, die, die Einladung abgelehnt haben, nun geschlossen ist – noch schlimmer, der König hat ihre Stadt niederbrennen lassen – so schließen sich auch für uns Türen, wenn wir Chancen ungenutzt verstreichen lassen. Selbstverständlich öffnen sich bisweilen dann auch Türen, die noch zielführender sind, aber was bleibt, ist, dass man bewusste Entscheidungen treffen muss. Für oder gegen etwas. Man muss wissen, was die eigenen Vorstellungen und Prioritäten sind, um überzeugt ja – oder eben manchmal auch nein – sagen zu können.

Was das Ziel und damit die Priorität unseres Lebens sein könnte, ist eine Aussicht, die das Buch Jesaja uns in der heutigen Lesung eröffnet:

„Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. (…) An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten.“ (Jes 25, 6ff.)

Die Reaktion des Königs aber auf das fehlende Festgewand eines Hochzeitsgastes erschrickt zunächst. Da ist jemand von der Straße weg eingeladen worden und hatte vielleicht gar nicht die Zeit oder Möglichkeit sich vor Beginn der Feierlichkeiten noch umzuziehen. Oder er besitzt vielleicht ein solches Gewand gar nicht. Aber hierbei wird ein Detail übersehen, denn zur damaligen Zeit lag für jeden Gast ein Gewand bereit, man musste also vor dem Eintreffen beim Ort der Feier, noch gar nicht umgekleidet sein und selbst auch keine spezielle Kleidung besitzen. Offenbar – die genaueren Hintergründe kennen wir nicht – hat dieser Gast sich aber dagegen entschieden, das bereitgestellte Gewand anzulegen, was den König in Wut versetzt. Daran wird deutlich, dass durch die Änderung der Gästeliste dennoch nicht alles „egal“ wird, sondern gewisse Regeln nach wie vor eingehalten werden müssen.

Der Kontext dieses Bibeltextes ist die Erfahrung, dass „die geladenen Gäste“, also das auserwählte Volk Israel, nur zum Teil der Einladung – Jesus nachzufolgen und auch nach seinem Tod und seiner Auferstehung an ihn und seine Botschaft zu glauben – folgen. Daraufhin, sehr verkürzt dargestellt selbstverständlich, weitete sich der Blick und auch die Mission nichtjüdischer Völker wurde möglich, wozu Jesus auch ausdrücklich den Auftrag erteilt, wenn er die Jünger nach seiner Auferstehung auffordert, zu allen (!) Völkern zu gehen und die Menschen zu seinen Jüngern zu machen und sie zu taufen (vgl. Mt 28, 19). Vor allem in der Apostelgeschichte und der neutestamentlichen Briefliteratur ist an vielen Stellen davon zu lesen, dass genau die Fragen nach den „unveräußerlichen Regeln und Gesetzen“ im Umgang mit den Nichtjuden debattiert wurden. Wie geht man mit der Tradition des Götzenopferfleisches um, welche Reinheits- und Verhaltensregeln müssen eingehalten werden, auch von denjenigen, die zuvor nicht im Judentum beheimatet werden und viele Fragen mehr. Was aber bedeutet dies für uns?

Vielleicht die Erkenntnis, dass – und das gilt für jeden Bereich des privaten, beruflichen, politischen und kirchlichen Lebens – bei aller notwendigen Offenheit und Toleranz, doch einige Spielregeln unveränderlich sind. Zumindest auf das Grundgesetz und ich meine auch auf die zehn Gebote sollte man sich doch verständigen können.

Ich wünsche uns allen für die kommende Woche, dass wir uns mit DEM entscheidenden Festgewand – der Liebe Gottes und unserer Hoffnung auf ihn – bekleiden und diese so auch für unsere Mitmenschen spürbar, sichtbar und erlebbar machen.

Katharina Nowak

Author: Katharina Nowak

Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.

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