Herzlich Willkommen bei kath 2:30, dem Blog der Katholischen Citykirche Wuppertal.
Hier geht es zum Videopodcast von kath 2:30.
Besuchen Sie auch die Mystagogische Kirchenführung.
Oder die Seite des Heiligen Laurentius, unter Stadtpatron Wuppertal.

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 1. Sonntag nach Weihnachten/Fest der Heiligen Familie, Lesejahr C

Es gibt Texte in der Heiligen Schrift, die so bekannt sind, dass man nach den ersten Worten schon nicht mehr genau hinhört. Man meint, schon zu wissen, worum es geht. So ergeht es vielen sicher auch bei dem Evangelium, das am Fest der Heiligen Familie im Lesejahr C verkündet wird. Es erzählt vom 12jährigen Jesus im Tempel. Das

Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? (Lukas 1,49)

sagt doch alles: Bereits der 12jährige Jesus ist weiser als die Schriftgelehrten, bereits hier wird deutlich, dass er der wahre Sohn Gottes ist. 

In der Tat: Die nur im Lukasevangelium zu findende Erzählung läuft auf diese Aussage zu. Sie findet ihre Entsprechung im lukanischen Bericht über den Kreuzestod Jesu, wenn diese besondere Beziehung zwischen Vater und Sohn ihre Erfüllung im letzten Wort Jesu findet:

Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. (Lukas 23,46)

Was bereits in der Verkündigung seiner Geburt angelegt ist, erkennt der 12jährige im Jerusalemer Tempel und erreicht seine Vollendung am Kreuz. Das ist der große Bogen, den Lukas in seinem Evangelium spannt.


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDies Domini- Zweiter Adventssonntag, Lesejahr B

Liest man die Worte der heutigen ersten Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja kommt man in Versuchung, die Trump’sche Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels im Einklang mit den Worten der Schrift zu sehen:

„Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, dass ihr Frondienst zu Ende geht, dass ihre Schuld beglichen ist.“ (Jes 40,2)

Aber dies scheint nicht die Sichtweise der christlichen Kirchenoberen zu sein, die den Präsidenten eindringlich vor jeder plötzlichen Änderung der rechtlichen Situation einer Stadt unter internationaler Verantwortung warnt, dies müsse schwere Verletzungen nach sich ziehen. Und der Psalmist nennt die Voraussetzungen einer glücklichen Entwicklung:

„Es begegnen einander Huld und Treue, Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.“

Diese Worte aus dem Psalm 85 sind geeignet, Tränen der Rührung hervorzurufen, wenn man sich die blühenden Gesellschaften ausmalt, in denen diese Prophezeiungen wahr werden, aber sie zerschellen wie eine gläserne Weihnachtsbaumkugel aus Thüringen, wenn man die weltpolitischen Realitäten in den Blick nimmt, die verhindern, dass

„Treue aus der Erde sprosst und Gerechtigkeit vom Himmel herniederblickt.“


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 7. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Selfie – die Zeitgenossen im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts werden Zeugen der Erschaffung einer neuen Instanz der menschlichen Psyche. Über-Ich, Ich, Es – das alles scheint in den Hintergrund zu rücken angesichts der Macht, das Selfie selbst zu konstruieren. Dabei stört es wenig, dass „Selfie“ linguistisch ein Diminutiv ist – also eine Verkleinerung des Selbst einschließt. Das selbstgemachte und erfundene Ich, das „Selfie“, ist bestenfalls niedlich, selbst wenn Coolness suggeriert werden soll. Das „Selfie“ offenbart nur zu schnell, dass die konstruierte Fassade nur mühsam das wahre Ich zu verschleiern vermag. Auch hier gilt: Hinter der Maske verbirgt sich das wahre Gesicht. Bleibt nur zu fragen, warum das wahre Gesicht sich eine Maske erschafft … Ist das Selbstbewusstsein tatsächlich so klein, dass es sich selbst hinter einem „Selfie“ verstecken kann?

Das Selfie soll etwas darstellen. Es ist eine tönerne Maske, in sich und an sich hohl – ein selbstreferentielles Spiegelbild eines identitären Konjunktivs: So könnte man sein, wenn es nur so wäre. Aber klingt hinter diese Maske wirklich eine Persönlichkeit?


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Ihre besten Jahre haben sie hingegeben. Sie haben sich um sie gekümmert, sie getröstet, Hausaufgaben mit ihnen gemacht. Sie haben nachts am Bett gewacht, wenn sie Fieber hatten, und in der Freizeit auf dem Sportplatz angefeuert. Sie waren stolz, wenn sie eine gute Leistung erbracht haben. Sie haben sie mit vielen kleinen und großen Sorgen ins Leben geführt. Als Mutter und als Vater haben sie sich über ihre Söhne und Töchter gesorgt. Die Natur hat das so vorgesehen, denn der Mensch braucht in seinen jungen Jahren einen besonderen Schutz. Jetzt aber, wo die Kinder flügge geworden sind, lange schon das Haus verlassen haben, möglicherweise in die Ferne gezogen sind und eine eigene Familie gegründet haben, jetzt ist die Einsamkeit manchmal groß. Auch das hat die Natur so vorgesehen, dass die Kinder gehen müssen, um selbst zu werden, wozu sie bestimmt sind. Und doch ist die Einsamkeit oft hart, das Warten auf den Anruf will kein Ende nehmen und der lang ersehnte, viel zu seltene Besuch ist doch viel zu kurz. Müssten die Kinder nicht viel dankbarer sein, wo man doch seine eigenen besten Jahre in sie investiert hat?

In diese Klage bricht jäh das Evangelium vom 23. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres C hinein:

Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben geringachtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. (Lukas 14,26)

Das kann ja wohl nicht wahr sein, was Jesus da fordert! Das kann er doch nicht wirklich gesagt haben! Wo bleibt denn da die Verantwortung für die Familie? Und überhaupt: Ist das nicht alles sehr berechnend, was Jesus da fordert? Geht es da um Investment für die Ewigkeit? Vollständiger Verzicht hier, vollkommener Gewinn dort?


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDie israelische Identität und die Unabhängigkeitserklärung
von Till Magnus Steiner

Welcher Religion jemand angehört, definiert in Israel, vielleicht mehr noch als in anderen Ländern, die Identität einer Person – und die Religion der Mitglieder der Gesellschaft definiert die Identität des Staates. In der israelischen Gesellschaft wird immer wieder heftig darüber diskutiert, ob Israel ein jüdischer Staat ist bzw. sein soll und was in diesem Falle das Adjektiv „jüdisch“ überhaupt bedeute. Nicht jeder Israeli ist Jude und nicht jeder Jude ist Israeli. Das Judentum ist sowohl eine Religion als auch ein Volk und das Adjektiv „jüdisch“ bezeichnet sowohl eine Religionszugehörigkeit als auch eine Volkszugehörigkeit – ein israelischer Freund von mir bezeichnet sich selbst als atheistischer Jude und sieht darin keinen Widerspruch. Aber das Adjektiv „jüdisch“ stellt für den Staat Israel seit der Staatsgründung notwendigerweise eine Herausforderung dar.

Die Unabhängigkeitserklärung Israels vom 14. Mai 1948 beginnt mit der klaren historischen Aussage: „Im Land Israel entstand das jüdische Volk“ – und der gesamte folgende Text rekurriert auf die Geschichte des Judentums. Aber über die Frage, ob in der Unabhängigkeitserklärung Gott genannt werden darf bzw. ob ein Gottesbezug Bestandteil des Dokuments sein soll, entbrannte ein heftiger Streit. Die religiösen Vertreter bestanden darauf, dass Gott in dem Dokument zumindest erwähnt wird, während die sozialistisch-säkularen Vertreter strikt dagegen waren. Ahron Zisling, ein Vertreter der linken Arbeiterpartei, sagte sehr deutlich: „Ich kann kein Dokument unterschreiben, dass sich in irgendeiner Art auf einen Gott bezieht, an den ich nicht glaube!“ Der Streit zwischen den beiden Lagern wurde durch einen Kompromißvorschlag gelöst. Man einigte sich auf die Bezeichnung „Fels Israels“ und formulierte den Beginn des Abschlußparagraphen folgendermaßen: „Mit Zuversicht auf den Fels Israels setzen wir unsere Namen zum Zeugnis unter diese Erklärung, […]“. Zwar nahm man damit die traditionelle und biblische Sprache des Judentums auf, aber zugleich verblieb man in einer Bildsprache, die vom Leser selbst entschlüsselt und mit Sinn gefüllt werden muss.


2 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 7. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A

Der Alltag ist der Feind des Außergewöhnlichen. Nichts scheint der moderne Mensch mehr zu fürchten als die Tristesse des Alltäglichen. Bunt soll es sein das Leben und harmonisch, frei von Not, Kampf und Auseinandersetzung. Und wo man früher das Brot im Schweiße seines Angesichts zu verdienen hatte, da hält der Supermarkt des Lebens nun allerlei Zerstreuung bereit. Und immer schwebt über allem die Außergewöhnlichkeit der eigenen kleinen Existenz, die von nichts in Frage gestellt werden soll.

Vielleicht ist das das Geheimnis all der Katholiken und Kirchentage, der Parteikongresse und neuerdings auch Bloggerkonferenzen wie etwa re:publica. Unter Gleichgesinnten kann man sich ohne Gefahr die Köpfe heißreden und sich der Außergewöhnlichkeit der eigenen Gemeinschaft versichern. Wir sind besonders, weil wir wir sind. Sonst erkennt es ja keiner.

Aber auch der bunteste Kirchentag und die aufregendste Konferenz geht ihrem Ende entgegen. Und wer auf dem Katholikentag eben noch ein jubilierendes Halleluja gesungen hatte wird – wie der aus den Medien bekannte Franziskaner Bruder Paulus Terwitte twitterte – schon am Bahnschalter der gastgebenden Stadt schnell in die Realität zurückgeholt:

Kann http://ow.ly/i/5KuRa #bahn sagen, das in Rgbg #kt14 ist? Nur 2 von 5 Schaltern offen. (Quelle: Tweet Br. Paulus Terwitte)

Es ist schon bitter, wenn der Mülleimer zu Hause darauf wartet, entleert zu werden, wo man doch eindeutig zu Höherem berufen ist. Und so dürften nicht wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Katholikentages 2014 in Regensburg in wenigen Tagen den Kirchenkater verspüren, wenn sie feststellen, dass der Sonntagsgottesdienst in der Heimatgemeinde ist wie immer.


4 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Fest Darstellung des Herrn, Lesejahr A

schon wieder ist es Anfang Februar. Mehr als ein Monat ist bereits seit dem Weihnachtsfest und dem Jahreswechsel vergangen und wieder einmal frage ich mich, wo die Zeit geblieben ist. Unser Weihnachtsbaum steht immer noch in unserem Wohnzimmer und verbreitet an den langen Winterabenden heimeliges Licht – irgendwie kann ich mich wie in jedem Jahr schlecht von ihm trennen. Vor der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils 1960 endete der Weihnachtsfestkreis mit dem 2. Februar, dem heutigen Fest der „Darstellung des Herrn“, dem 40. Tag nach der Geburt Jesu, uns besser bekannt als „Mariä Lichtmess“. Unser Baum steht also noch in guter Tradition und damit nicht ganz so verkehrt da.

Heutzutage scheint das Fest „Darstellung des Herrn“ ein bisschen aus der Mode gekommen zu sein, zumindest spielt es nicht mehr die Rolle, die es einmal in der kirchlichen und weltlichen Tradition innehatte. In früherer Zeit war das Fest ein wichtiges Datum im Jahreslauf. Mit ihm verbanden sich Zahlungsfristen, zeitliche Fixierungen von Arbeitsverhältnissen sowie der Beginn des sogenannten Bauernjahres: Ab diesem Zeitpunkt wurde die Feldarbeit zum Teil wieder aufgenommen; Dienstboten und Knechte mussten sich eine neue Arbeitsstelle suchen oder ihr bestehendes um ein weiteres Jahr verlängern. In den Gegenden, in denen die alemannische Fastnacht gefeiert wird, ist Mariä Lichtmess deren Beginn.


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiEs ist eine radikale Situation, die das Evangelium vom 13. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres C berichtet. Die Anfangszeit war geprägt von großen Erfolgen. Die Speisung der Fünftausend (Lukas 9,10-17) aber auch die Erfahrung der besonderen Vollmacht Jesu, wie sie sich etwa in der Stillung des Sturmes auf dem See (Lukas 8,22-25) oder der Heilungen des Besessenen von Gerasa (Lukas 8,26-39) und der Tochter des Jaïrus (Lukas 8,40-56) erweist, dürften zu einer geradezu euphorischen Stimmung beigetragen haben. Der Ruf des Wundertäters hat sich verbreitet und Nachahmer gefunden (vgl. Lukas 9,49-50). Aber schon damals war die Halbwertzeit des Ruhmes kurz. Schon bald nach dem euphorischen Beginn, den die Exegeten den galiläischen Frühling nennen, folgt die Ernüchterung: Man nimmt die Jesusjünger in Samarien nicht auf. Jesus befindet sich auf dem Weg aus der galiläischen Provinz in die Metropole, in der das jüdische Herz schlägt, nach Jerusalem. Hier wird er zeigen, wer er wirklich ist. Hier und nirgendwo anders muss es sich erweisen – in dieser Stadt, in der der Tempel steht. Auf dem Zion und sonst nirgends soll die Herrlichkeit Gottes aufscheinen. Deshalb muss Jesus nach Jerusalem. Nur dort kann er seine Mission zu erfüllen.

Um von Galiläa nach Jerusalem in Judäa zu gelangen muss er Samarien durchqueren. Sicher, das zwischen Galiläa und Judäa gelegene Samarien ist den Nachbarprovinzen nicht freundlich gesinnt. Aber einen, über dessen außergewöhnliche Taten man auch hier gehört haben dürfte, sollte man doch mit Spannung erwarten. Aber nichts dergleichen geschieht. Die Jünger sind erbost. Sie wollen wie weiland der Prophet Jona unter dem Rizinusstrauch den Untergang Ninives zu erleben erhoffte nun Feuer vom Himmel auf die ungastlichen Städte fallen sehen. Eine kurze intensive Episode. Einen himmlischen Impuls. Ein abermaliger Beweis der besondere Kräfte dieses Mannes, den Petrus wenige Verse zuvor als Messias, also Gesandten Gottes bekannt hatte (vgl. Lukas 9,18-22).


1 Kommentar

kath 2:30 Aktuell LogoDas Christentum und die Beschneidung

Das Urteil, mit dem das Landgericht Köln Ende Juni 2012 die Rechtswidrigkeit religiös motivierter Beschneidungen festgestellt hat, hat eine heftige Kontroverse ausgelöst. Dabei fällt auf, dass die Kampflinie durch die jeweiligen Standpunkte bestimmt wird, die die Kontrahenten aufgrund ihrer jeweiligen Profession innehaben. Juristen sehen die Rechte des Kindes gefährdet, Mediziner die körperliche Unversehrtheit des Kindes und Theologen die Religionsfreiheit. Jeder steht für seine Werte ein – aber niemand scheint in der Lage zu sein, die Werte gegeneinander abzuwägen. Denn eins steht fest: Nur der jeweils eigene Wert ist es wert beachtet zu werden.


5 Kommentare

kath 2:30 Dies Domini14. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C – (Jes 66, 10-14)

Der Lesungstext dieses Sonntags aus dem Buch Jesaja (dieses Kapitel gehört zum Tritojesaja – dem Propheten Jesaja selbst werden nur die Kapitel 1-39 zugerechnet) bietet einen Einblick in die Situation des Volkes Juda, welches sich im Babylonischen Exil befand und nun von dort heimgekehrt ist. Besonders auch der heutige Lesungstext berichtet die tröstenden Worte, die ein Prophet an das Volk richtet. Große Bilder werden gezeichnet, welche die Menschen auch aus ihrer eigenen Lebenssituation, vornehmlich der Kindheit, in der man des Schutzes und der Hilfe von außen, vor allem durch die Eltern bedarf, kennen: die tröstende Mutter, die Arme, welche einen tragen und die Brust an der man genährt wird.


0 Kommentare
Nächste Seite »