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kath 2:30 Dies DominiDie Pandemie ist abstrakt. Sie erscheint als Spiel von Zahlen und Variablen. R-Werte,  Exponentielles Wachstum, Inzidenzen, Viruslasten, Übersterblichkeiten – die Pandemie ereignet sich in Zahlen, Tabellen und Statistiken. Bereits in den Frühnachrichten im Radio wird man mit den neuesten Tageswerten der lokalen Pandemiesituation geweckt. Zahlen machen eine Pandemie begreifbar – glauben jedenfalls manche. Was glauben Sie denn?

In der Corona-Pandemie ist mathematisches Wissen hilfreich, um das Infektionsgeschehen erfassen und bewerten zu können. Sinkende Werte der Virusreproduktion (der R-Wert) sind an sich gut, aber nicht immer positiv. Alles, was über „1“ ist, ist eigentlich negativ, weil das ein exponentielles Wachstum bedeuten würde. Wenn ein Infizierter mehr als eine Person ansteckt, steigt die Infektion. Erst wenn der Wert unter „1“ ist, kann sich die Situation entspannen – und das um so schneller, je weiter der Wert unter „1“ ist.


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kath 2:30 Dies DominiDies domini – 2. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Das Land hat schon bessere Zeiten gesehen, die Kirche auch. Hier wie dort ist deutlich eine Wendezeit erkennbar, die zur Zeitenwende werden wird. Im Land wütet das Corona-Virus, dessen die Menschen nach Wochen im Lockdown müde zu werden drohen. Müdigkeit führt zu mangelnder Wachsamkeit, mangelnde Wachsamkeit aber zu Nachlässigkeit. Die schwer Erkrankten röcheln auf den Intensivstationen des Landes nach Luft. Man sieht sie in der Regel nicht. Aus den Augen, aus dem Sinn – die virale Gefahr ist nicht sichtbar. So wägt man sich in einer scheinbaren Sicherheit, wähnt sich möglicherweise sogar als unangreifbar. Die Sicherheit ist trügerisch. Die trotz Lockdowns weiterhin hohen Infektionszahlen zeigen, dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist. Bis die Ausbreitung des Virus durch Impfungen eingedämmt sein wird, werden noch Monate vergehen – Monate, in denen Abstand, Masken und wahrscheinlich immer wieder Lockdowns das gesellschaftliche Zusammenleben prägen werden. Neue Gewohnheiten sind längst entstanden, vieles ist aber bereits jetzt auf der Strecke geblieben. Wer auch immer von einer Rückkehr zur „Normalität“ redet, scheint zu übersehen, dass die alte Normalität längst Vergangenheit ist – abgesehen davon, dass zu fragen wäre, ob die alte „Normalität“ ein erstrebenswertes Ziel für eine Rückkehr wäre; schließlich ist das Streben nach Profit und Gewinn, das auch vor der Natur nicht Halt macht, mitursächlich für eine solche Pandemie. Wo Wälder gerodet werden, kommen die Tiere in die Städte. Zoonosen, wie sie auch ursächlich für die Corona-Pandemie sind, sind da eine logische Folge.


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kath 2:30 Dies DominiNichts ist normal, wenn Normalität zur Verheißung wird. Seit fast einem Jahr befindet sich das Land im Zustand des Nicht-Normalen. Das Corona-Virus befällt nicht nur Rachen, Lungen und innere Organe von Menschen; es verändert auch die Gesellschaft. Lockdowns, Distanzgebote und Kontaktregeln, Homeoffice und -schooling – all das sind mittlerweile „normale“ Zustände, die wohl niemand will Aber sie sind Realität. Was ist also gemeint, wenn Politikerinnen und Politiker von einer Rückkehr zu einer verantwortungsvollen Normalität reden? Was glauben Sie denn?

Zweifelsohne gehört die Corona-Pandemie zu den größten Herausforderungen, denen sich die gegenwärtige Generation ausgesetzt sieht. Anders als frühere Generationen sind ihr größere und anhaltende Krisen bisher erspart geblieben. Es fehlen Erfahrungswerte. Stattdessen ist der Wohlstand zunehmend gewachsen. Viele haben sich einen ansehnlichen Lebensstandard erarbeitet, konnten mehrere Male im Jahr in Urlaub fahren, ein Eigenheim und ein Auto kaufen. Viele andere blieben derweil auf der Strecke. Auch das gehört eben zur „alten“ Normalität, dass der Gartenzaun zum Wohlstand gehört und diesen sichert, während andere nichts zum Sichern haben.


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kath 2:30 Dies DominiDies domini – Vierter Adventssonntag, Lesejahr B

Es ist die Zeit der Rückblicke. Vom Ende her betrachtet erscheinen die Erfahrungen und Ereignisse der Vergangenheit in einem besonderen Licht. Was vor Jahresfrist noch nicht zu ahnen war, ist Wirklichkeit geworden. Es gehört wohl zum Menschsein, dass an zentralen Wendepunkten – und dazu gehören auch die Jahreswenden – Bilanz gezogen wird. Wird aus dem, was war, für die Zukunft Gutes werden können?

Man kennt die Ambivalenz der guten Vorsätze, deren Halbwertzeit oft nicht bis zum Ende des nächsten Tages währt. Man kann halt nicht wissen, was kommt; wohl weiß man, was war. Die Summe der Erfahrungen kann nicht geändert werden. Die Hoffnung auf das kommende hingegen ist bleibend flexibel. Was aber ist, wenn nach dem Ende nichts mehr kommt? Was ist, wenn die Bilanz endgültig und eben keine Zwischensumme mehr ist?

Von hier aus betrachtet haben letzte Worte ein besonderes Gewicht. Sie sind so bedeutsam, dass sie von großen Persönlichkeiten nicht nur überliefert, sondern ihnen mitunter sogar in den Mund gelegt werden. Hat Papst Johannes Paul II wirklich „Amen“ gesagt, bevor er starb? Und hauchte Julius Cäsar wirklich mit letzter Kraft „Et tu, Brute“, „Auch Du, Brutus“? Wer kann das schon sagen. Heute, ja heute würde das alles wahrscheinlich live via Smartphone ins Internet übertragen. Ohne diese Profanierung des Endes aber haben letzte Worte die Kraft, Legenden zu bilden. Von Jesus, dem fleischgewordenen Logos, werden sogar sieben letzte Worte überliefert, die er am Kreuz gesprochen, geschrien oder ausgehaucht haben soll.


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kath 2:30 Dies DominiEin Traum wird wahr. Über Jahre haben die Kirchen sich gegen den adventlichen Kitsch und den weihnachtlichen Kommerz gewehrt und gegen Weihnachtsmärkte gewettert, wo in der Adventszeit schon „O du fröhliche“ und „Stille Nacht“ aus den Lautsprechern dröhnte. Man bepredigte mit großer Erfolglosigkeit das sture und verstockte Volk, das schon seit November die heimischen Fenster beleuchtete und mit dem 1. Advent jene Tannenbäume aufstellte, die am Heiligen Abend ihre grünen Nadeln leise rieseln ließen – ein Vorgang, der vor dem Klimawandel dem Schnee zukam. Der darf dann einige Tage später schon an die frische Luft. Weihnachten ist halt am 26.12. vorbei. Sylvester kann kommen. Da kann die Kirche so viel reden, wie sie will! Was glauben Sie denn?

In diesem Jahr aber ist alles anders. Corona sei Dank! Immerhin: Im Radio wird wieder „Last Christmas“ von Wham! gespielt. Es gibt halt auch in der Krise Kontinuitäten des Kitsches, die Halt geben. Das Land entdeckt seine christlichen Wurzeln wieder. Natürlich wird Weihnachten gefeiert. In den letzten Jahren ließ man ab dem dritten Advent in den Medien Psychologinnen und Familientherapeuten Ratschläge für ein friedliches Fest des Friedens erteilen. Auch das ist in diesem Jahr anders: Die Sehnsucht nach Familienbesuch stellt selbst die größten Krisen in den Schatten. Hurra, so locker war Weihnachten nie! Die Familie kann feiern. Gut verteilt kann man es da vom Heiligen Abend bis zum 2. Weihnachtstag auf dreißig intensive Begegnungen bringen (Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt!). Selbstredend halten alle Abstand, lüften und tragen bei Gänsebraten, Kartoffelsalat und Christstollen Maske. Alles safe, alles sicher! Glauben Sie das etwa nicht?


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kath 2:30 Dies DominiDies domini – Hochfest Christkönig, Lesejahr A

Die Macht ist ein Dienst. Das wird jedenfalls immer wieder suggeriert. Nein, nicht von den Mächtigen der Welt. Da ist eher von Machtinstinkt die Rede, ja, es wird sogar offen von Machtsicherung gesprochen. Macht ist dort nichts Schmutziges, von dem man sich distanzieren müsste. Ganz im Gegenteil: Nach Macht wird offen gestrebt, offen um sie gerungen; Machtkämpfe gehören zum politischen Alltag. Der Machtverlust hingegen wird beklagt, geleugnet und bisweilen sogar ignoriert. Nur in der Kirche wird in offen geheuchelter Demut davon gesprochen, dass Macht ja eigentlich ein Dienst sei. Das ist ein wunderschöner rhetorischer Trick, mit dem man sich scheinbar klein macht. Wer will schon Diener der Diener kritisieren. So lässt sich leicht Macht ausüben, die ja ein Dienst ist, den man dann aber häufig manch aufstrebendem Wunsch mit dem Hinweis auf ein vermeintliches Machtstreben verwehrt. Macht ist eben nur dann Dienst, wenn man sie verschleiern möchte. Andere, die so dienen möchten, werden die Gefahren der macht vorgehalten, vor denen man sie bewahren möchte. Ein doppelter Doublebind – das ist wahre rhetorische Kunst der Verwirrung, bei der die so Redenden wahrscheinlich selbst nicht mehr wissen, ob sie nun Männlein oder Weiblein, mächtig oder dienend oder was auch immer sind. Das ist eine fein ziselierte Form eloquenter Selbstreferenzialität, die ihresgleichen sucht und dabei aus dem Blick verliert, dass Macht immer nur geliehen ist. So verweist der geschundene Jesus seinen Richter Pontius Pilatus auf die eigentlichen Relationen der Macht, als der zu ihm spricht:


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kath 2:30 Dies DominiDie Pandemie macht das Selbstverständliche zum Außergewöhnlichen. Der Espresso im Lieblingseiscafé, die herzlichen Begrüßungen, die Familienfeiern – was selbstverständlich war, ist mittlerweile nicht nur außergewöhnlich, sondern vieles sogar unmöglich geworden.

An das Selbstverständliche gewöhnt man sich schnell. Freiheit, Reisen, Gesundheit – all das ist für die gewöhnlich, die genug davon haben. Erst wenn es knapp wird mit der Freiheit, den Möglichkeiten zu reisen oder der Mensch erkrankt, wird das Selbstverständliche zum Besonderen. Das gehört für viele, die immer schon am Rand der Gesellschaft stehen, zum Selbstverständlichen ihres Lebens. Wer von Grundsicherung oder Hartz IV lebt, freut sich schon über den Kaffee beim Stadtspaziergang, für den man vorher die letzten Cent zusammenkramen muss. Was für die einen selbstverständlich ist, ist für viele jetzt schon außergewöhnlich. Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiEs ist wieder so weit. Die politischen Entscheidungsträger in Stadt, Land und Bund mussten angesichts der in die Höhe schnellenden Zahlen von Menschen, die sich mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert haben, Entscheidungen treffen. Ob die Entscheidungen die wirklich richtigen sind, wird man in einigen Wochen sehen. Wenn die Infektionszahlen sinken, haben die Entscheiderinnen und Entscheider alles richtig gemacht. Wenn sie nicht sinken, waren sie falsch. Das Land und die Stadt jedenfalls werden vorläufig zumindest in Teilen ruhig gestellt. Weihnachtmärkte werden nun endgültig abgesagt. Theater, Kinos, Gastronomie schließen. Auch der Hl. Martin wird nicht so reiten, wie es einmal geplant war. Es bleibt die Hoffnung, dass seine Botschaft, Licht ins Dunkel zu bringen, trotzdem aufscheinen wird. Es gibt immer eine Hoffnung wider alle Hoffnung … Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDies domini – 30. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Gott ist parteiisch. Er ist eben kein unbewegter Beweger. Ganz im Gegenteil. Er ist ein bewegter Beweger, eine Dynamik in höchster Potenz, die nicht für sich sein kann. Die Existenz der Schöpfung ist deshalb weder Zufall noch Ausfluss eines willkürlichen Aktes des Schöpfers. Sie ist Folge jenes göttlichen Seins, das selbst Päpste gerne mit dem allzu inflationär verwendeten Wort „Liebe“ bezeichnen. Dabei gleiten die in höchst theologischen Sphären formulierten Gedanken leider allzu oft in jene blutleere Sentimentalität ab, die dem Jubel des Hohenliedes fremd zu sein scheint, wenn der Liebende dort der Geliebten bekennt:

Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm, denn stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt! Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen. Mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen, auch Ströme schwemmen sie nicht hinweg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, nur verachten würde man ihn. Hoheslied 8,6f

Eine Leidenschaft, hart wie die Unterwelt, glutvoll wie Feuer, ja wie gewaltige Flammen, stärker als mächtige Wasserströme – diese Liebe ist gewaltig, vielleicht sogar gewaltvoll; wie sonst könnte sie stärker als der Tod sein? Keine Liebe à la Rosamunde Pilcher ist dazu in der Lage. Die ist zu süß und klebrig, zu kitschig und selbstverliebt, schön anzuschauen, etwas zum Träumen, nichts für das wahre Leben. Kein Wunder: In diesen märchenhaften Liebesgeschichten werden zwar veraschte Puttel zu Prinzessinnen, die den Prinzen bekommen, mit der Hochzeit ist dann aber auch Schluss. Bevor der graue Alltag in den Blick gerät, in dem die ehemals bloß Verliebte als Liebende das graue Einerlei mühsam kolorieren müssen, heißt es: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute … sie leben! Noch! Aber wie? Das würde man doch gerne als Mensch, der im Alltag lebt, wissen … einem Alltag, in dem die Puttel viel zu oft verascht werden von Typen, die vorgaben Prinzen zu sein; der Ernst des Lebens aber entlarvt eben die wahren Gesichter. Auf dem Spielfeld des Alltags erweist sich, wer Prinz und wer Prunz ist und manche, die Prinzessin sein wollte, ist eben doch nur die böse Stieftochter … Schmetterlinge fliegen eben nur einen Sommer lang. Erst, wer auch die Raupen des Alltags lieben kann, begreift, was Liebe ist: Hart wie der Alltag, stärker als die Unterwelt, gewaltig wie Feuergluten! Dahin aber muss man erst einmal kommen, den nächsten zu lieben, wie er ist und nicht, wie man ihn haben möchte …


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kath 2:30 Dies DominiCorona bleibt. Diese Binsenweisheit des Bonner Virologen Hendrick Streeck hat nichts Offenbarendes. Das Virus ist da. Natürlich wird man mit ihm leben müssen. Das tun wir in unserer Gesellschaft schon seit dem Frühjahr 2020. Die Frage ist nur, wie man mit diesem Virus leben lernt. Was glauben Sie denn?

Es gibt in diesen Zeiten viele Virologinnen mit Facebook-Diplom und Epidemiologen mit einem Abschluss an der Youtube-Akademie. Viele dieser Fachfrauen und -männer haben sich mittlerweile selbst Teams zugeordnet. Die einen halten zu Drosten, die anderen zu Streeck, manche fühlen sich im Team Bhakdi gut aufgehoben. Eine einfache Nachtwanderung reicht freilich als Beispiel, dass das eine zwar populäre, aber noch nicht mal populärwissenschaftliche Haltung ist. Nur im gemeinsamen Suchen, behutsamen Vortasten und Korrigieren falsch gegangener Fährten wird man den Weg finden. Wissenschaft ist Teamarbeit und kein Mannschaftswettbewerb.

Nun hält uns das Corona-Virus schon über sechs Monate auf Trab. Im Frühjahr 2020 kam das Virus nach Deutschland. In der Rückschau erscheint diese Zeit als Aufwärmphase, in der klar wurde, dass es einen Langstreckenlauf gibt. Im Sommer gab es eine kurze Entspannung. Jetzt beginnt wohl ein Langstreckenlauf, jetzt kommt es auf das Durchhalten an.


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