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kath 2:30 Dies DominiWenn die Maske fällt, zeigt sich das wahre Gesicht. Allerdings ist nicht ganz klar, ob das der Wahlspruch für die gestrige Weiberfastnacht oder den nächsten Aschermittwoch ist. Eingefleischte Karnevalisten behaupten ja, dass sie an den tollen fünf Tagen endlich so sein können, wie sie eigentlich sind. Dann würden die Masken tatsächlich an Weiberfastnacht fallen und das wahre Gesicht käme zum Vorschein. Andere hingegen, wie der Autor dieser kleinen Kolumne, halten es hingegen für ein wenig neurotisch, wenn man sich 360 Tage im Jahr verstellen muss, um das wahre Ich dann bloß an fünf Tagen in der Scharade maskierter Existenz offenbaren zu können. Nichts gegen den Karneval – aber wäre es nicht besser, wenn man immer so lebte, wie man eigentlich ist? Wann fallen die Masken wirklich? Was glauben Sie denn?

Der Karneval hat viele Dimensionen. Die Maskerade ist nur eine davon. Ob die Masken wirklich das Innere offenbaren oder doch eher verbergen, nährt angesichts der gegenwärtigen Kritik an sogenannten ethnisierenden Verkleidungen doch eher Zweifel an Erstem. Offenbart das Indianerkostüm wirklich, dass seine Trägerin oder sein Träger sich in Wahrheit als Angehöriger der autochthonen Urbevölkerung Amerikas wähnt, die den Kontinent nicht nur lange vor dem Wikinger Erik, dem Roten, und noch länger vor Kolumbus entdeckten, sondern auch von den neuzeitlichen Siedlern in Reservate zurückgedrängt wurden, in denen sie um das Überleben einer Kultur kämpfen, die nicht nur aus Friedenspfeife und karnevalistischem Federschmuck im Winnetou-Style besteht? Auch diese Diskussion zeigt, dass Karneval eine wirklich ernste Angelegenheit ist. Es ist wohl kein Wunder, dass eingefleischte Karnevalisten, wenn es wirklich darauf ankommt, manchmal wirklich keinen Spaß verstehen …

Dabei hätte die Welt, vor allem aber auch die Kirche ein paar Narren, die den Mächtigen hier wie dort die Masken vom Gesicht reißen, wirklich nötig. Der wahre Narr zieht selbst dann fröhlich pfeifend seiner Wege, wenn seine jüngere Schwester, die Satire, sich bei Kritik manchmal beleidigt darauf beruft, doch eigentlich alles dürfen zu müssen. Vernarrt in den Drang, das wahre Gesicht aufzudecken, lässt der echte Narr auch dann nicht locker, wenn die Mächtigen ihn der Narretei zeihen. Er ist der einzige, der dem Kaiser sagt, dass er nackt ist, und selbst eitel-klerikalen Bischöfen den Spiegel vorhält, in dem sie auch nur Menschen sehen. Gerade in den Kirchen, vor allem auch in der römisch-katholischen Kirche geht in diesen Tagen die Angst vor den freien Narren um, die sich einen feuchten Kehricht um die verlorene Sitte und den falschen Anstand kümmern, mit dem sich sogenannte Würdenträger so gerne umgeben. In diesen Tagen hat es gar zwei Kardinäle getroffen, deren Purpur mehr als Verkleidung sein sollte, sondern die Bereitschaft ausdrückt, mit dem eigenen Blut für den Glauben an den vom Kreuzestod Auferstandenen einzustehen. Sie sollten jenen Jesus von Nazareth verkünden, der Kinder segnete, anstand Hand an sie zulegen, jenen Narren von Galiläa, der allen, die diesen Kleinen zum Ärgernis wird, nahelegte, sich besser einen Mühlstein um den Hals zu hängen und sich im Meer zu versenken (vgl. Matthäus 18,6). Jetzt aber wurde der ehemalige Erzbischof von Washington, Theodore Edgar McCarrick laisiert und der australische Kardinal George Pell inhaftiert, weil sie sich an Kindern vergangen haben. Ihre roten Gewänder haben sich als bloß eitle Verkleidungen erwiesen. Als man ihnen die Masken entriss, verloren sie auch ihr Gesicht. Echte Narren brauchen keine Masken. Hört deshalb nicht auf, ihr aufrechten Narren dieser Zeit. Es sind noch viele Masken, die fallen müssen …

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der WZ Wuppertal vom 1. März 2019

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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