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kath 2:30 Auf ein Wort LogoAufklärung war das Ziel. Wissenschaftlich fundiert sollte sie sein. Alles sollte auf den Tisch. „Wir wollen auch der Wahrheit, die möglicherweise noch unentdeckt in Akten vergangener Jahrzehnte liegt, auf die Spur kommen.“ – so stellte Bischof Dr. Ackermann, der  Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen im Zusammenhang des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen im kirchlichen Bereich am 13.7.2011 fest. Zu diesem Zweck wurde dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) ein Forschungsauftrag erteilt. Dabei sollte es um  die Ermittlung belastbarer Zahlen, die Aufarbeitung des Geschehens aus Sicht der Opfer, eine Analyse des Handelns der Täter, eine Untersuchung des Verhaltens der katholischen Kirche gegenüber Tätern und Opfern sowie um die Überprüfung des bestehenden Präventionskonzepts  gehen.

In der vergangenen Woche wurde nicht nur die kirchliche Öffentlichkeit durch die Nachricht aufgeschreckt, die Kooperation der Deutschen Bischöfe mit dem KFN sei für beendet erklärt worden. Gegenseitige Schuldzuweisungen folgten. Die Deutschen Bischöfe sprechen von Vertrauensbruch, der Leiter des KFN Dr. Pfeiffer wirft der katholischen Kirche Zensur und ein zu starkes Kontrollbedürfnis vor. Das Tischtuch ist zerschnitten.

Die Wirkung ist fatal. Der Verlust der Glaubwürdigkeit der Kirche, die bereits nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals 2010 erheblichen Schaden genommen hatte, dürfte noch tiefer werden. Was auch immer zwischen den Deutschen Bischöfen und dem KFN stehen mag – das Scheitern dieses Aufklärungsprojektes ist fatal, weil gerade dieses Projekt von der Öffentlichkeit wachsam verfolgt wurde.

Fast im Verborgenen geht die Arbeit weiter. Neben dem KFN hatte auch das Institut für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen unter der Leitung von Prof. Dr. Leygraf einen Forschungsauftrag erhalten. Die Studie „Sexuelle Übergriffe durch katholische Geistliche in Deutschland – Eine Analyse forensischer Gutachten 2000-2010“ wurde am 7.12.2012 veröffentlicht. Das Erzbistum Köln schult mittlerweile über 25.000 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter in Präventionsmaßnahmen. Verdachtsmomenten wird konsequent, unmittelbar und sachlich nachgegangen. Das Erzbistum Berlin richtet ein Präfentionsnetzwerk Kinderschutz ein und betont in diesen Tagen:

„Für uns ist die Sache nicht abgeschlossen.“

Nein, die Aufklärung von sexuellem Missbrauch darf nie abgeschlossen werden. Die Kirche muss sich offenkundig daran gewöhnen, dass die öffentliche Wahrnehmung genau hinschaut. Die Kirche nimmt für sich in Anspruch, dass die Wahrheit, für die sie eintritt, nicht bequem ist. Das stimmt! – auch für sie selbt. Bei all dem darf aber nie vergessen werden, dass der eigentlich nicht wieder gut zu machende Schaden, den die von Missbrauch Betroffenen erlitten haben, nicht noch vergrößert wird. Das Scheitern der Zusammenarbeit mit dem KFN weckt verständliche Zweifel am kirchlichen Aufklärungswillen. Gerade jetzt aber ist um der von Missbrauch Betroffenen willen endlich eine offene, ehrliche Aufklärung nötig. So möchte man den Bischöfen und anderen an der Aufklärung Beteiligten ein Wort des Johannesevangeliums zurufen: „Erkennen werdet ihr die Wahrheit und die Wahrheit wird euch frei machen!“ (Johannes 8,32)

Dr. Werner Kleine, PR

Veröffentlicht in der Wuppertaler Rundschau vom 12. Januar 2013.

Die Rubrik “Auf ein Wort” erscheint in unregelmäßigen Abständen in der Samstagsausgabe der Wuppertaler Rundschau. Autoren sind evangelische und katholische Theologen in Wuppertal, die sich zu aktuellen gesellschaftlichen oder kommunalen Themen äußern. Wir veröffentlichen auf kath 2:30 die Beiträge der katholischen Autoren. Die evangelischen Beiträge finden Sie hier.

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

1 Kommentar

  1. Dr. Werner Kleine schrieb am 12. Januar 2013 um 21:53 :

    Weitere interessante und aufschlussreiche Beiträge zum Thema finden Sie hier:

    Ein Interview der Deutschen Welle mit Prof. Leygraf: http://www.dw.de/leygraf-p%C3%A4dophilie-bei-priestern-die-ausnahme/a-16438922

    Kommentar von Dr. Eckhard Bieger SJ „Wie man aus vielen kleinen Fehlern einen Skandal inszeniert“: http://www.explizit.net/Aktuelles/Missbrauchsstudie-der-Bischofskonferenz

    Vor allem das Leygraf-Interview ist interessant, weil er der Autor der bereits veröffentlichten zweiten Studie ist. Dr. Bieger zeigt auf, wie das Scheitern der Zusammenarbeit der deutschen Bischöfe mit dem KFN von Beginn an auf schlechten Voraussetzungen beruhte.

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