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kath 2:30 Dies DominiLesejahr C – Ex 14,15-15,1

Wolkensäule oder Ostwind – die Gnade setzt die Natur voraus!

Mose, so hörten wir in dieser Nacht aller Nächte, streckte seine Hand über das Meer aus, und der Herr trieb die ganze Nacht das Meer durch einen starken Ostwind fort. In der Überfülle der Bilder und Geschichten in der liturgischen Feier der Auferstehung in dieser heiligen Nacht tauchen viele archaische Bilder aus dem kollektiven Gedächtnis der Israeliten im Besonderen, aber eigentlich der ganzen Menschheit auf. Und es klingt sehr richtig, wenn der Priester die uralten Wunder Gottes preist, wie sie noch in unsere Tage hinein leuchten. Es sind große und heilige Bilder, die das Wunder aller Wunder vorbereiten und ausdeuten, die Auferstehung unseres Herrn. Sie sind fast zu groß, diese Schilderungen der Schöpfung, der Darbringung des Isaak, des Durchzugs durch das Rote Meer, die Zukunftsvision des künftigen Jerusalem, die Ankündigung des Neuen Bundes, die Preisung des Weisheitswegs und schließlich die Zusage Gottes für ein neues Herz, nicht mehr das aus Stein, sondern eines, das uns als sein Volk leben lässt, damit er unser Gott sein wird.

Aber in all diesen großen und großartigen Worten aus der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk tritt – zum Glück – auch ein kleiner Moment auf, in dem die Erhabenheit und Größe, die ja auch immer ein wenig die Gefahr in sich birgt, Angst und Schrecken zu erzeugen und nicht liebende Hingabe an den liebenden Vater, ein klein wenig eingeordnet wird, damit wir Menschen damit umgehen können: für mich ist das in der Erzählung vom Durchzug durch das Meer auf der Flucht vor den Ägyptern der Ostwind. Erinnern wir uns: Ein Engel führt den Zug an, die Wolkensäule mit der Anwesenheit des Höchsten selbst tritt an das Ende des Zuges – aber es sind nicht unerklärliche Eingriffe unmittelbaren Gotteswirkens: sondern der Ostwind, der das Meer austrocknen lässt und das Wasser spaltet. Ich habe es immer so empfunden, als sei das eine wichtige Schlüsselstelle für das Verständnis des Handelns Gottes in der Welt: er setzt seine Schöpfung ein, um mit uns den Weg des Heils zu gehen. Es ist der Alltag, in dem wir ihm begegnen, in der kleinen Geste, der liebevollen Zuwendung, dem Fingerzeig, den man erkennen muss und nicht gezwungen wird, wahrzunehmen.

Ich glaube, auch wer beim Auszug aus Ägypten dabei gewesen wäre, er könnte auch sagen: „Was soll gewesen sein? Wind eben. Kommt vor.“ Und so wird uns auch der Auferstandene am Ostermontag begegnen, wenn er uns nach Emmaus begleitet: Nicht mit Triumphgesängen und Pfauenfedern in einem Mercedes mit Glaskuppel, sondern eigentlich unerkennbar. Erst dann in der Geste des Brotbrechens, da geht es uns auf: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er uns den Sinn der Schrift erschloss? Erst im Nachhinein lässt er sich erkennen, nicht als Wiedergänger, Zauberer und Wundertäter, sondern als die den Menschen zugewandte Seite der Liebe, die Gott selber ist. Darin liegt unsere Chance, unsere besondere Gnade und dann auch unsere Aufgabe: Hinzuhören auf die kleinen Gesten, mit denen Gott uns seine Liebe spüren lässt, uns nicht überrumpelt und uns auch die Möglichkeit lässt, wie blind zu sein. Aber wie schön und wie groß dann auch seine Liebe zu erkennen, wenn wir ihn nur wahrnehmen, wenn wir nur hinhören, wenn er spricht.

Ich wünsche uns allen die Begegnung mit dem Auferstandenen, und sei es durch einen starken Ostwind.

Ihre Katharina Nowak

Author: Redaktion

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