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kath 2:30 Dies DominiDies domini – 28. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Geld verdirbt den Charakter. So vermutet es jedenfalls der Volksmund. Schaut man auf die jüngere Vergangenheit, so scheint er jedenfalls Recht zu behalten. Ob es die eigennützigen Maskendeals ehemaliger CDU-Abgeordneter sind, die Cum-Ex- und Wirecard-Netzwerke, die bis in die Politik hineinreichen oder jetzt, ganz aktuell, der – so darf man es nun tatsächlich sagen – ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz sind. Das junge Idol der Konservativen sieht sich offenkundig mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Geld regiert eben die Welt … oder etwa nicht?

Ohne Zweifel vermögen die etwas zu bewegen, die über Vermögen verfügen. Das ursprünglich aramäische Wort מָמוֹן (gesprochen: mamon) drückt das aus. Es wird allgemein mit „Vermögen“ oder „Besitz“ übersetzt. Es ist zumindest phonetisch mit dem aramäischen אמן (gesprochen: amen) verwandt, das als bekannte Bekräftigungsformel nicht nur Gebete das Vertrauen der so Zustimmenden signalisiert. Zwar ist die Ableitung nicht sicher. Trotzdem fällt die sprachliche Nähe auf. Vermögen und Vertrauen stehen auf dieser Ebene in einer wechselseitigen Beziehung. Wenn das eine dem anderen flieht, wird die Leere des Mammon offenbar. Die Frage ist damit, zu welchem Zweck die eigenen Mittel eingesetzt werden. Das ist wohl der tiefere Sinn der Mahnung Jesu, wie Matthäus sie überliefert:

Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Matthäus 6,24

Hier wird deutlich, dass die Vergottung des Mammon von Gott trennt. Das eigene Vermögen vermag dann nichts mehr zu bewirken. Es entpuppt sich als ein Nichts. Geld selbst ist, wie materielles Vermögen an sich, dem Wesen nach eigentlich nichts. Es erhält seinen Wert aus der Übereinkunft derer, die es als Tauschmittel benutzen. Das wird deutlich, wenn man den Bereich der numismatischen Tauschmittel verlässt und etwa auf das Muschelgeld schaut, das noch heute in Paupa-Neuguinea zu Tausch- und Kultzwecken benutzt wird, bis in die Neuzeit in manchen Gegenden aber sogar offizielles Zahlungsmittel war. In europäischen Gefilden hingegen würde man ausgelacht, wollte man dieses Muschelgeld in monetäre Währungen umtauschen. Was für die einen von hohem Wert ist, ist für andere billiger Plunder. Ist das mit Zahlenwerten bedruckte Papier oder die bestanzten Metallplatten, die man Geld nennt, wirklich das wert, was als Wert aufgedruckt ist? Welcher Wert verbirgt sich hinter den Werten? Es ist eine Frage der menschlichen Übereinkunft, des gesellschaftlichen Konsenses, dem die vertrauen müssen, die mit dem Geld umgehen, es unter Kopfkissen horten, auf Bankkonten anlegen (wobei hier sogar der physische Charakter vollends verloren geht und nur noch Zahlenkolonnen für ein Vermögen stehen, dessen Wert sich jederzeit in ein virtuelles Nichts auflösen könnte) oder in Goldbarren umwandeln. Bei all dem bleibt die Frage: Warum? Was ist Gold, außer dass es glänzt? Geld bleibt eine Sache des allgemeinen Vertrauens, das schneller zu Staub zerfallen kann als Geldscheine brennen. Die Finanzkrise im Jahr 2008 – ausgelöst durch Kreditblasen – ist da nur ein Beispiel von vielen. Vermögen vermag nur etwas, wenn Vertrauen möglich und gegeben ist. Wo das Vertrauen geht, geht auch das Vermögen schnell zugrunde. Geld ist eigentlich … nichts …

Das ist auch der eigentliche Hintergrund des auf den ersten Blick völlig absurden Ausspruches Jesu im Evangelium vom 28. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres B, der gleichwohl zu bekanntesten gehört:

Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Markus 10,25

Viele ist über das Bild vom Kamel im Nadelöhr nachgedacht und geschrieben wurden. Mal war das Nadelöhr ein enges Tor in Jerusalem, mal ist es ein Übersetzungsfehler, bei dem das „Kamel“ eigentlich ein „Tau“ ist, das natürlich viel zu dick ist, um in ein Nadelöhr zu passen, aber immerhin zumindest semantisch als sehr, sehr dicker Faden gedacht werden kann, was zumindest die Skurrilität des Bildes und den vermeintlichen Metaphernfehler auflösen würde. Um das alles aber geht es nicht. Es geht gerade um die Absurdität des Bildes – und die Jünger scheinen das zu verstehen, denn sie geraden ob des Bildes und der vorangehenden Deutung in Schrecken:

Wer kann dann noch gerettet werden? Markus 10,26b

Ausgangspunkt aber ist die Feststellung Jesu:

Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Markus 10,24f

Hier geht es nur vordergründig um Reichtum. Es geht um das Reich Gottes und seine Erlangung an sich. Der Reichtum ist da nur ein Beispiel und ein fragiles dazu. Vorher wird ja von einem Mann erzählt, der Jesus nachfolgen möchte. Er wirft sich ihm demütig zu Füßen. Er hat seine Sache gelernt. Er kennt seinen Katechismus und die Gebote. Von Jugend an ist er die Gebote gehalten. Und doch fehlt die letzte Konsequenz:

Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Markus 10,21

Das ist zuvorderst eine Vertrauensfrage, aber eben keine prinzipielle Abwertung von Reichtum an sich. Dafür spricht, dass Jesus selbst nicht ganz immateriell lebte, verfügte seine Bewegung doch selbst über materielle Mittel, die von einem Kassenwart namens Judas Ischarioth verwaltet wurden (vgl. Joh 12,6). Lukas weiß, dass er sich von vermögenden Frauen unterstützen ließ, zu denen auch Maria Magdalena, die erste Zeugin der Auferstehung, gehörte:

Die Zwölf begleiteten ihn und auch einige Frauen, die von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie unterstützten Jesus und die Jünger mit ihrem Vermögen. Lukas 8,1-3

Reichtum als solches ist für Jesus also offenkundig gerade kein Problem. Wenn Vermögen eingesetzt wird, um Gutes zu vermögen, kann vieles gehen, weil Vertrauen geht. Wo aber das gegenseitige Vertrauen fehlt und nur der Eigennutz herrscht, vermag auch großes Vermögen nichts. Das ist die Lektion, die dem Mann aus dem Evangelium zuteil wird. Ihm fehlt letztlich das letzte Vertrauen in Jesus. Er möchte von ihm profitieren, aber keinen Einsatz zeigen. Nicht der Reichtum an sich ist das Problem, sondern das fehlende Vertrauen, dass das Vermögen etwas vermag. Hätte er es nicht für sich behalten, sondern in die gute Sache investiert, er hätte gerettet werden können. So aber steht er vor dem Paradox des Reichtums wie das Kamel vor dem Nadelöhr: Im Reich Gottes zählt Geld eben nichts. Nichts kann man sich dort dafür kaufen. Deshalb kamen wir mittellos auf die Welt und mittellos werden wir wieder gehen. Selbst wenn die Konten gefüllt sind, wird uns das nicht nützen. Vor dem Richterstuhl Christi ist das alles nur Tand. Dann wird zählen, was wir getan haben, wem wir vertraut haben und was wir mit unserem Vermögen vermocht haben – dem materiellen wie dem immateriellen. Der Mammon ist ein Nichts, wenn er zum Gott gemacht wird. Der Mammon vermag vieles, wenn man darauf vertraut, dass man mit ihm Vertrauen zu bewirken vermag. Das Reich Gottes steht selbstverständlich auch den Reichen offen, wenn sie auf Gott und nicht auf Geld vertrauen. Jesus sagt es selbst, als es darum geht, wer überhaupt noch gerettet werden kann:

Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich. Markus 10,27

Wer im Vertrauen auf das Reich Gottes sein Vermögen investiert, wird reich jedenfalls belohnt werden. Jedenfalls verheißt Jesus das den seinen selbst:

Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen. Markus 10,29f

Da ist er wieder, der Zusammenhang zwischen dem Amen und dem Vermögen (Mammon).

Dr. Werner Kleine,

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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