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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 16. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Nun also: Olaf Scholz. Der – nach Meinung seiner Parteichefin – nicht ganz aufrechte Sozialdemokrat und charismatische Volkstribun wird die SPD in die nächste Bundestagswahl führen. Dem FDP Parteichef Lindner ist das rätselhaft und so geht es mir auch etwas: hat man den letzten Schröderagenda-Exponenten aufgestellt, damit man von vornherein einen Sündenbock hat, wenn es nicht besser als bei den letzten Malen werden sollte? Oder will man einen konservativen Exponenten der „alten“ SPD als Galionsfigur, damit man desto ungehinderter in die Koalition mit der Linken zur Vorbereitung der Fusion marschieren kann? Oder will man einfach mit einem breiten Personaltableau möglichst viele Wählerschichten ansprechen? Fragen über Fragen, Rätsel und Unklarheiten. Ich hatte ja mit dem Arbeitsminister gerechnet, wie es in der ersten Lesung vom Sonntag heißt

„denn bald kommt mein Heil“ (Jes 56,1).

Aber verkalkuliert. Genau wie bei Corona: soll man nun Masken im Unterricht tragen? Großkonzerte in Düsseldorf oder doch lieber nur 120 Leute im Dom? Zweite Welle? Und jetzt doch schwerere Verläufe auch bei jungen Nichtrisiko-Patienten? Lauterbach oder schwedisches Modell? Und in der Kirche erst: ob der Magdeburger Bischof Feige und Kardinal Sarah überhaupt auf einem gemeinsamen Planeten leben? Kann man sich größere Differenzen vorstellen als zwischen Prof. Sternberg und Prof. Brandmüller? Und dann das Evangelium des heutigen Sonntags! Was ist denn da in den Herrn gefahren?

Auch ein Standpunkt. Da schreit eine Mutter nach Erbarmen für sich wegen ihrer von einem Dämon besessenen Tochter und der Herr schweigt. Und dann verweigert er aus dogmatischen Gründen seinen Einsatz:

„Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ (Mt 15,24)

Weiß Jesus denn nicht, dass sein dereinstiger Stellvertreter sich eine Kirche an den Rändern der Gesellschaft wünscht und lieber etwas ramponiert, dafür aber nah bei den Armen und Ausgestoßenen? Und schließlich setzt er dem Ganzen noch die Krone auf:

„Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen.“ (Mt 15,26)

Na, vielen Dank, jetzt auch noch Zynismus aus dem Mund des Heilands. Wie kommt so eine Wundererzählung in die Heilige Schrift? Wenigstens bekommt der Herr am Ende noch die Kurve und heilt die Tochter:

„Frau, dein Glaube ist groß. Es soll Dir geschehen wie Du willst.“ (Mt 15,28)

Gerade nochmal gutgegangen. Wenn wir diese Erzählung einmal versuchsweise in unser Leben mit Corona übersetzen, müssen wir dann nicht auch oft mit dem Schweigen Gottes auskommen? Müssen wir uns dann nicht auch manchmal kruden Dogmatismus anhören, vom heiligen Rest der Tagespostleser oder kath.net-Grosstheologen? Stehen wir nicht auch manchmal fassungslos vor zynischen Wortmeldungen mancher unserer Hierarchen, die z.B. die Pandemie zu einem kleinen Schubs Gottes erklären? Jedenfalls in unserem Evangelium bleibt die Frau dran: sie lässt sich durch Abweisung und Nichtbeachtung nicht irre machen: wenn Du der Herr, der Sohn Davids bist, dann hilf mir.

Unsere Welt hält täglich für uns Unklarheiten, Rätsel, Ambiguitäten, Zweifel und Verzweiflungen bereit, damit müssen wir leben. Aber wenn wir an dem einen Bekenntnis festhalten zu Jesus, dem Gottessohn, dann bleibt uns die Hoffnung erhalten:

„Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.“ (Mt 15,28)

Ich wünsche uns allen eine hoffnungsvolle und heilsame Woche.

Ihre
Katharina Nowak

Author: Katharina Nowak

Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.

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