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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Dritter Adventssonntag, Lesejahr A

Vor ein paar Wochen fanden in unseren Gemeinden Pfarrgemeinderatswahlen statt. Und ich habe mich engagiert und zur Wahl gestellt, natürlich nicht, ohne vorher abzuwägen, ob sich das lohnt. Das? Ja, das. Lohnt sich der Aufwand, lohnen sich all‘ die verplanten Abende und Wochenenden, und das neben Familie, Haushalt und Job? Nicht nur für mich persönlich, sondern generell: Ist es das wert, die Sache mit der Kirche und dem Christentum, dass man sich engagiert, auch heute noch? Da können einem ja schon manchmal Zweifel kommen bei den Ereignissen der letzten Zeit, selbst wenn man der Kirche gegenüber eigenlich eher wohlgesonnen ist.

„Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“

Diese Frage des Johannes eröffnet das Evangelium des Dritten Adventssonntages des Lesejahres A. Johannes sitzt zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis, verhaftet, kaltgestellt. Er hatte sich mit König Herodes angelegt, weil dieser die Frau seine Bruders Philippus geheiratet hatte, so weiß es der Evangelist Markus zu berichten. Das Ende dieser Geschichte kennen wir: Johannes wird geköpft.

Dort im Gefängnis ist Johannes allerdings nicht komplett isoliert. Seine Jünger besuchen ihn und berichten ihm von den Taten Jesu. Und Johannes hat mehr Zeit, als ihm lieb ist, sich Gedanken zu machen und sich zu fragen, ob Jesus denn nun wirklich der angekündigte Messias ist, der, von dem die Rettung der Welt zu erwarten ist. Hatte er das Richtige getan, indem er dem Messias den Weg geebnet hat, hat sich seine Arbeit, seine Mühe gelohnt? Johannes zweifelt. Selbst für den, der sich auf Jesus und seinen Weg eingelassen hat, scheinen Fragen zu bleiben.

„Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“

Im heutigen Evangelium gibt Jesus zur Antwort:

„Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet.“

Wahrscheinlich hatte sich Johannes das Kommen des Messias und die Neugestaltung der Welt anders vorgestellt, als dass jetzt Taube wieder hören können und die Toten auferweckt werden. Das ist ganz nett, ja, aber nicht gerade ein Umbruch mit Pauken und Trompeten! Aber Jesus weiß selber, dass er aneckt mit seinem Tun:

„Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“

Offenbar ist Gottes Wirken anders. Die Erlösung scheint im Kleinen und auf andere Art vonstatten zu gehen, als wir uns das gemeinhin vorstellen: Da werden Blinde wieder sehen und Lahme gehen und Aussätzige werden rein. Das ist das, was das Evangelium verkündet: Gott entspricht nicht immer unseren Erwartungen. Und er greift nicht machtvoll ein, sondern wirkt und verwirklicht sich im Kleinen.

Im Advent, in dem wir jetzt stehen, können wir das immer wieder neu er-leben. Denn er ist eigentlich mehr als ein bloßer Vorspann von und die Wartezeit auf Weihnachten. Adventlich zu leben, das heißt, Gott gerade im Kleinen Raum zu geben und die kleinen Zeichen Gottes in der Welt wahrzunehmen, ohne dass sich gleich der Himmel öffnen und auf die Erde herabkommen muss. Und wenn uns die Zeichen Gottes allzu klein erscheinen, dann dürfen auch die Zweifel bleiben: Ist das denn alles richtig so mit der Verheißung Gottes? Können wir dem trauen? Dürfen wir hoffen? Die Frage des Johannes im Gefängnis bleibt eine, die wir auch heute noch auf den Lippen haben.

Aber vielleicht dürfen wir auch einfach glauben und hoffen und können so Gott in der Welt Platz machen, wie auch Johannes Hoffnung hatte und den Weg für den Messias bereitet, als Bote den Weg für ihn gebahnt hat. Es wird immer jemanden geben, der Anstoß nimmt an unserem Tun und dennoch braucht es Menschen, braucht es uns, die wie Johannes dem kleinen Wirken Gottes Raum geben und sich engagieren. Ohne zu fragen, ob es sich lohnt.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche,
Ihre Nicole Hoffzimmer, Theologische Assistentin
Katholische Citykirche Wuppertal

Author: Nicole Hoffzimmer

Nicole Hoffzimmer ist katholische Theologin und Liturgiewissenschaftlerin. Ihr Interesse gilt besonders der Verbindung zwischen Kirche und Kunst.

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