Dies Domini – 22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Blättert man, soweit man im Internet „blättern“ kann, die Worte zur Woche der vergangenen Jahre einmal durch und hält sie vor die Folie der Sonntagslesungen, entsteht ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend. Schon die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Deuteronomium ist deutlich:
„Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt die Gebote des Herrn, eures Gottes, bewahren, auf die ich euch verpflichte.“ (Dtn 4,2)
Und im Streit mit den Pharisäern und Schriftgelehrten über die Reinigungsvorschriften vor dem Essen wird Jesus eindeutig:
„Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren Sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.“ (Mk 7,6f.)
Wie war das mit meinen Versuchen, die Sonntagslesungen in unseren Alltag hinein sprechen zu lassen, war das immer nur das, was darin geschrieben steht oder hatte Goethe die Hände im Spiel: „Im Auslegen seid frisch und munter, legt Ihr‘s nicht aus, so legt was unter.“? Dabei hatte er zwar wohl eher die Juristen im Blick, aber es trifft ja auch auf die Theologen zu, dass man immer nur sieht, was man kennt und auch nur darüber redet. Ein legendärer Bonner Repetitor formulierte es so: Erst finden wir mal die Lösung, dann kriegen wir das schon begründet. So habe ich, hoffentlich, die Worte zur Woche nicht zu oft missbraucht, zunächst das Anliegen zu überlegen und dann mal nach passenden Bibelstellen zu suchen. Mein Anliegen war es stets, auch das Sperrige und Widerständige stehen zu lassen, nicht eilig glatt zu bügeln, weil nicht das nur leicht eingängige, bequeme, immer richtig sein kann. So fährt auch Jesus durchaus nicht angenehm für seine Zuhörer und für uns heutige fort:
0 Kommentare
Dies Domini – 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
In der ersten Lesung des heutigen Sonntags spricht aus dem letzten Buch des Alten Testaments der Prophet Maleachi zu uns und zeigt in apokalyptischen Bildern, dass man schon damals – auch ohne Trump und Klimakatastrophe – das Ende der Welt nahen sah:
„Seht der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und Frevler zu Spreu und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der Herr der Heere.“ (Mal 3,19)
Heute würden wir sicher nicht so exklusiv zwischen den Überheblichen und Frevlern, und denen, die den Namen des Herrn fürchten, trennen wollen, weil uns einerseits mehr bewusst geworden ist – und immer mehr wird – , dass wir selbst vielleicht auch als Frevler, mindestens an unserer Umwelt und oft auch an unseren Mitmenschen, gelten müssen. Und wir würden wohl auch nicht mehr so exklusiv für uns die Nähe zu Gott in Anspruch nehmen, weil ja auch in Menschen anderen Glaubens durchaus eine ehrliche Gottesfurcht herrschen kann, wenn die sich auch von der unseren unterscheiden mag.
0 Kommentare
Dies Domini – Dritter Fastensonntag, Lesejahr A
Der kleine Glauben findet seinen Ausdruck im sehnsüchtigen Gebet um Erlösung. Es erscheint fast, als wolle man mit Kerzen, Kniefall, Kollektenopfer sichergehen und sich seinen Platz in der Nähe Gottes reservieren. So ist es menschlich, so kennt man es: Eine Leistung berechtigt zu einer Gegenleistung. Und so ist das, was der Mensch auf Erden wohl für Gott tut, doch eine sicherere Bank als die feste Burg Gottes, von der Psalm 46 singt:
Gott ist uns Zuflucht und Stärke, als mächtig erfahren, als Helfer in allen Nöten. (…) Mit uns ist der Herr der Heerscharen, der Gott Jakobs ist unsre Burg. (Psalm 46,2.8)
In diesem Vertrauen bewältigt der Psalmist sogar die schwierigsten Herausforderungen, die das Leben bereithält:
0 Kommentare