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kath 2:30 Dies DominiEs sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Dann feiert die Christenheit die Geburt eines jüdischen Kindes. Das Kind wird heranwachsen, erwachsen werden, das Wort Gottes in Wort und Tat verkünden, sich mit den Mächtigen seiner Zeit anlegen – und am Kreuz sterben. Was an Weihnachten beginnt, scheint an Karfreitag zu scheitern. Wenige Tage nach seinem Fluchtod werden Menschen aus seinem Jüngerkreis erfahren und bezeugen, dass er von den Toten auferstanden ist. In der gottgewirkten Auferstehung des gottverlassen am Kreuz Gestorbenen erkennen Christen, dass sich Gott in Jesus selbst offenbart hat. Von hier aus feiern Christen Weihnachten als Fest der Menschwerdung Gottes. Hier geschieht Großes: Gott begibt sich in das menschliche Scheitern, um aus dem Scheitern Hoffnung wachsen zu lassen. Das darf trotz des lieblichen Lichterglanzes und der festlichen Friedensseligkeit nicht übersehen werden: Wir feiern auch in diesem Jahr Weihnachten in unheilen Zeiten.

In der römisch-katholischen Kirche wird in der Christmette der Heiligen Nacht aus dem Propheten Jesaja gelesen. Der Beginn der Lesung ist programmatisch:

„Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“ (Jes 9,1)

Und heute? Der Krieg in der Ukraine und die Überlegungen, wie man den Ukrainern beistehen kann: Werden auch deutsche Soldaten zum Einsatz kommen? Die Tötung vor allem auch von Christen in Nigeria durch islamische Extremisten, der durch das genozidale Massaker der Hamas an Juden ausgelösten Krieg im Nahen Osten – die Zeiten sind dunkel und finster. Das waren sie schon für den Propheten Jesaja: Die Assyrer bedrohen das damalige Nordreich Israels. Sie besiegen es und deportieren die dort lebenden Bevölkerung. Der Prophet hatte das Volk, das uneins geworden war, vor dieser Schwäche gewarnt und zur Einheit gemahnt. Einheit macht stark, Spaltung schwächt. Gerade in der großen Krise aber richtet Jesaja ein Zeichen der Hoffnung auf: Über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf!

Juden feiern in diesen Tagen Chanukka. Das Fest erinnert selbst an Licht in dunklen Zeiten. Damals entweihten im 2. Jahrhundert v.d.Z.  hellenistische Besatzer den Tempel in Jerusalem. Die Makkabäer gaben nicht auf. Sie kämpften für die Freiheit.  Der siebenarmige Leuchter im Tempel, die Menora, sollte eigentlich nie erlöschen. Nach der Rückeroberung des Tempels reichte das Öl aber nur noch für einen Tag. Um neues geweihtes Öl herzustellen, brauchte man aber acht Tage. Das Wunder geschah: Das Licht der Menora erlosch nicht, bis neues Öl zur Verfügung stand. Deswegen wird an Chanukka jeden Tag eine weitere Kerze an dem achtarmigen Leuchter, der Chanukkia, entzündet. Gestern haben wir hier in Wuppertal gemeinsam mit der jüdischen Kultusgemeinde die fünfte Kerze entzündet.

Was einfach ein schönes Lichterfest sein könnte, steht in diesem Jahr unter einem Todesschatten. Wieder einmal hat es ein islamisch motiviertes Attentat gegeben. Am Bondi Beach in Sydney starben 15 Juden beim Chanukka-Fest, 40 weitere wurden verletzt. Warum? Aus purem Judenhass! Die Mordtat ist die Fortsetzung einer heillosen Reihe von islamischen Angriffen auf Juden: An Jom Kippur in Manchester, die Menschenjagd auf israelische Fußballfans in Amsterdam, der tödliche Angriff auf ein jüdisches Paar in Washington und das durch die Hamas verübte Massaker vom 7.10.2023, als Juden das Fest Simchat Torah feierten. 1.200 Menschen starben über 250 wurden in den Gazastreifen entführt. Auch in Berlin und anderen deutschen Städten kommt es immer wieder zu antisemitischen Übergriffen, jüdische Studenten werden an Universitäten drangsaliert, jüdische Künstler ausgeladen.

Zur gleichen Zeit kann man im Internet sehen, wie sechs später von der Hamas ermordete Geiseln in den Tunneln von Gaza Chanukka feiern und die Kerzen entzünden. In der Finsternis und im Land des Todesschattens werden noch Lichter entzündet!

Wir können viel von diesem Volk lernen, in das Jesus hineingeboren wurde, den Christen als Messias bekennen: Dieses Volk trotzt immer wieder den Dunkelheiten der Welt. Das ist Weihnachten: Gott kommt, um im Dunkel zu wohnen, und die Welt zu erhellen. Wartet also nicht auf das Licht am Ende des Tunnels. Zündet im Tunnel Lichter an und vertreibt die Dunkelheit. Steht auf und eilt: der Todesschatten hat nicht das letzte Wort!

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht  in der Westdeutschen Zeitung vom 19. Dezember 2025.

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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