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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Dritter Adventssontag, Lesejahr A

Wir begegnen heute zwei großen Gestalten der Bibel: Johannes dem Täufer, dem unbeirrbaren Rufer in der Wüste – und Jesus, dem verheißenen Messias, der die Erwartung Israels erfüllt.

„Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3),

fragt Johannes jedoch voller Zweifel. Ja, auf wen warten wir alljährlich im Advent eigentlich? Es geht dabei ganz zentral um die Frage, wer dieser Jesus eigentlich ist.

Frei nach dem irischen Schriftsteller C.S. Lewis könnte man zugespitzt sagen:

Entweder war Jesus verrückt – oder er war wirklich Gott.“ Ist Jesus nur ein Lehrer der Menschlichkeit, ein ethisches Vorbild – oder begegnet uns in seiner Person Gott selbst? Ist letzteres der Fall, sagt Jesus im heutigen Evangelium zu Recht:

„Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ (Mt 11,6)

Diese Frage ist jedenfalls bis heute aktuell. Im spätantiken Christentum war sie sogar eine vieldiskutierte Alltagsfrage. Das Konzil von Nizäa hat die Frage nach der Göttlichkeit Jesu vor 1.700 Jahren, im Jahr 325 n. Chr., positiv beantwortet. Jesus der Sohn ist „wahrer Gott vom wahren Gott“; er ist „gezeugt, nicht geschaffen“ und „eines Wesens mit dem Vater“, so hält es das damals entstandene und bis heute gebetete Glaubensbekenntnis fest.

Wenn Christus nicht wesensgleich mit dem Vater wäre, also nicht „wahrer Gott vom wahren Gott“, wie das Konzil es formulierte, dann wäre er nicht mehr der ewige Sohn, sondern ein Geschöpf – vielleicht besonders, aber nicht göttlich in vollem Sinne. Damit stünde das gesamte christliche Verständnis von der Dreifaltigkeit auf dem Spiel. Die Kirche bekennt einen einzigen Gott in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese Dreiheit ist nur dann möglich, wenn der Sohn nicht untergeordnet ist, sondern in seinem Wesen gleich – also wirklich ganz Gott ist.

Auch die Lehre von der Erlösung hängt unmittelbar an dieser Frage. Nur Gott selbst kann nach christlichem Verständnis die Sünde der Welt tragen und den Menschen mit sich versöhnen. Wenn Christus nur ein geschaffenes Wesen wäre, könnte sein Tod am Kreuz keine universale Heilswirkung entfalten. Nur wenn Jesus wahrer Gott und zugleich wahrer Mensch ist, kann er als Mittler zwischen Gott und Mensch wirken – ein zentrales Anliegen der christlichen Theologie.

Gott und Mensch sind verbunden in der einen Person Jesu: Personsein meint die innerste Mitte unseres Seins und vor allem unseres Mitseins mit anderen. Was es mit der Menschheit und Gottheit Jesu im Tiefsten auf sich hat, bleibt letztlich jedoch ein Geheimnis des Glaubens. Es entzieht sich einer vollständigen vernünftigen Erklärung, ist aber dennoch etwas, das wir mit gutem Gewissen glauben dürfen.

„Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3)

Das Konzil von Nizäa hat entschieden: Jesus ist der, der kommen soll. Er ist der, auf den sich in jedem Advent das Warten lohnt.

Die johanneische Frage könnte aber trotzdem auch heute noch von uns stammen. Wir kennen Situationen, in denen wir beten – und keine Antwort spüren. In denen wir die Welt anschauen und uns fragen, wo Gottes Gerechtigkeit bleibt. In denen wir unschlüssig sind, ob wir hoffen dürfen.

Johannes der Täufer zeigt uns, dass Zweifel erlaubt sind. Auch große dogmatische Entscheidungen wie die von Nizäa merzen bohrende Glaubensfragen nicht einfach aus. Sie gehören zum Glauben. Sie sind ein Zeichen dafür, dass wir Gott als Gott ernst nehmen.

Lars Schäfers

Author: Lars Schäfers

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