Dies Domini – Sechster Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C
Am kommenden Donnerstag feiern wir das Hochfest Christi Himmelfahrt. Die Erzählung ist ebenso bekannt wie eindringlich. Der Auferstandene gibt seinen Jüngern letzte Anweisungen. Nur noch wenige Augenblicke, dann wird er nicht mehr bei ihnen sein. Er wird zum Vater heimkehren. Er wird nicht mehr in dieser konkreten Weise da sein, die unmittelbare Begegnungen ermöglicht. Er verheißt seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt aber die Sendung des Heiligen Geistes, die ihnen Kraft geben wird. Eine Kraft, die sie verwandeln wird. Bisher waren sie Jünger, also Schüler. Jetzt aber bekommen sie einen neuen Auftrag:
„Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,8b)
Die Zeit ihrer Schülerschaft ist beendet. Es ist jetzt an ihnen, das Evangelium in Wort und Tat in die Welt zu tragen – und damit das Werk Jesu fortzusetzen.
Auch das Evangelium vom 6. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr C verkündet diesen Auftrag – freilich nicht ganz so offensichtlich, wie es der Auferstandene bei seiner Himmelfahrt tut. Das ist kein Wunder. Das Evangelium entstammt den Abschiedsreden, die Jesus im Johannesevangelium vor seinem Leiden, Sterben und Auferstehen an die Jünger richtet. Noch ist nichts klar. Vieles mag für die Jünger rätselhaft erschienen sein. Jesus erklärt in den Abschiedsreden im Vorhinein, was sein kurz bevorstehendes Schicksal bedeutet. Und so sagt er jetzt schon, was der Auferstandene vor der Himmelfahrt unumwunden spricht:
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Wir Wuppertaler sind nun doch nicht Papst geworden. Damit kann ich sehr gut leben. Die Wahl fiel auf einen Kardinal mit einer Vergangenheit voller Bewegungen. Robert Francis Kardinal Prevost, der fortan Leo XIV genannt wird, stammt aus einer Familie mit französischen, italienischen, spanischen und kreolischen Wurzeln. Allein das ist schon „urkatholisch“, ist die ursprüngliche Bedeutung des griechischen Wortes „katholon“ doch „umfassend“ oder „universell“. Das steht einer nationalen Begrenzung christlichen Lebens in sich schon entgegen. Auch die römisch-katholische Kirche, die „römisch-katholisch“ genannt wird, insofern sie dem römischen Ritus folgt, kennt keine Ausländer: Wer getauft und wer gesalbt ist, gehört voll und ganz zur Kirche, die nach dem Glaubensbekenntnis einig, heilig, apostolisch und eben katholisch, also „universell“, ist. Dem neuen Papst ist diese Art ursprünglicher Katholizität nachgerade in das Leben eingeschrieben. Vielleicht liegt hier ein Grund, warum er sich im Februar 2025 nicht scheute, dem US-amerikanische Vizepräsidenten JD Vance, der im August 2019 zum Katholizismus römischer Provenienz konvertierte, ins Angesicht hineinzuwiderstehen, als der glaubt, das christliche Gebot der Nächstenliebe hierarchisieren zu können; die beziehe sich vornehmlich auf die Familie, dann auf die Nachbarn und bestenfalls erst denn auf den Rest der Welt. Die Antwort von Robert Francis Kardinal Prevost war knapp:
„JD Vance irrt: Jesus verlangt nicht von uns, unsere Liebe zu anderen zu priorisieren.“
Nächstenliebe ist urkatholisch, eben universell. Wo auch immer „christlich“ draufsteht, sollte auch „christlich“ drin sein. Wer auch immer glaubt, das „Christliche“ verteidigen zu müssen, muss sich an der Weisung des Namensgebers orientieren. Dieser Christus aber lässt wenig Spielraum. Das alte jüdische Gebot
„Liebe deinen Nächsten, er ist wie du!“ (Lev 19,18),
das Jesus im Lukasevangelium mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter konkretisiert, führt zu dessen Auftrag an jeden wahrhaft katholischen Christen:
„Geh und handle genauso barmherzig wie der Samaritaner aus dem Gleichnis.“ (vgl. Lk 10,37
Ausnahmen oder Entschuldigungen sind da genauso wenig vorgesehen, wie die Entwicklung politischer Strategien, Menschen davon abzuhalten, überhaupt zu Nächsten werden zu können. Mauern setzen Grenzen. Sie sind nie universell. Zäune sind einfach nicht katholisch.
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Dies Domini – Vierter Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C
Wer hätte das gedacht: nach nicht einmal zwei Tagen, genau genommen nur etwas mehr als 24 Stunden nach Beginn des Konklaves steigt weißer Rauch im Vatikan auf. Ich definitiv nicht! Hätte ich wetten wollen, vor Freitagnachmittag hätte ich nie mit einer Entscheidung in der Sixtinischen Kapelle gerechnet. Aber so war es nicht, es dauerte nur vier Wahlgänge und es gibt wieder einen neuen Hirten für uns Katholikinnen und Katholiken – Papst Leo XIV.
Doch was für ein Hirte wird er? Ein guter? Ein harter? Einer, der vermittelt und zusammenführt? Oder einer, der polarisiert und spaltet? So wirklich sagen kann man das drei Tage nach Ende des Konklaves noch nicht.
Aber es lassen sich doch zumindest erste Tendenzen sehen, in welche Richtung es weitergehen könnte. Ich erspare Ihnen eine allzu detaillierte Auflistung aller inzwischen getätigten oder zu Tage getretenen theologischen Äußerungen unseres neuen obersten Hirten, aber auf zwei, drei möchte ich doch gerade in Bezug zu den Schriftlesungen des heutigen Sonntags eingehen. Denn passenderweise ist der vierte Sonntag der Osterzeit der ‚Sonntag des guten Hirten‘. Über die drei Lesejahre hinweg begegnen uns an diesem Sonntag Auszüge aus der Hirtenrede Jesu (Joh 10,1-39).
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Erinnerungen haben es schwer in Zeiten allgegenwärtiger digitaler Bildbannungen. Ob ein Papst stirbt, Deutschland Fußballweltmeister wird oder die Schönheit einer Landschaft einem den Atem raubt – die modernen Zeitgenossen erleben die Welt meist nur noch vermittelt durch den Screen der Smartphones. Ein Selfie hier, ein Selfie da. Das Essen, die Leiche, der Sonnenuntergang – alles bildet nur noch die Kulisse für ein Bild des äußeren Ich. War man wirklich da? Oder wurde das Bild möglicherweise mit der sogenannten „Künstlichen Intelligenz“ generiert? Wer weiß das schon. Was glauben Sie denn?
Es heißt ja, dass in den letzten Sekunden der irdischen Zeit das eigene Leben vor dem inneren Auge vorüberziehen würde. Ob das wirklich so ist, weiß man nicht so genau. Denn die, die davon berichten könnten, haben Zeit und Raum längst hinter sich gelassen und können nichts mehr erzählen. Aber nehmen wir einmal an, es sei so: Was werden die, die die ihnen geschenkte Zeit nur im Status medialer Maskierung verlebt haben, erinnern? Hat man den Geschmack des abfotografierten Essens noch auf der Zunge, den Geruch der Rapsfelder in der Nase, die Weite des Meeres, die jeden Bildrahmen sprengt, noch vor Augen? Hat man das äußere Leben wirklich erinnert?
„Erinnere dich: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der HERR, dein Gott, dort freigekauft. Darum mach ich es dir zur Pflicht, diese Bestimmung einzuhalten.“ (Dtn 24,18)
Erinnerung erscheint hier als Wesensbestimmung, als Auftrag, eine Verpflichtung wahrzunehmen, die einen Vers vorher formuliert wird:
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