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kath 2:30 Dies DominiZurückgeblieben stehen sie da: Luftgucker, die das Loch im Himmel suchen, in dem sich das Problem, dass sie jetzt haben, auflöst. So erzählt es die Bibel von den Jüngern nach Christi Himmelfahrt. Zurück bleibt nur ein Auftrag: „Ihr werdet die Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,8) Nun sind sie allein unterwegs mit diesem Auftrag des Herrn – ein Auftrag, der keinen Raum für Kompromisse lässt. Nun gilt es zu lösen, was zu lösen ist, und zu binden, was zu binden ist. Dazwischen gibt es nichts, keinen Ort der Unangreifbarkeit, keinen Platz zwischen den Stühlen, bei dem man vermeiden könnte, sich festnageln zu lassen. Für Christen gilt besonders, dass nicht dicht ist, wer nach allen Seiten offen ist. Was glauben Sie denn?

Der Sohn des Zimmermanns aus Nazareth hat am Holz des Kreuzes in kompromissloser Konsequenz sein Meistersstück gezeigt. Nach Aussage der Schriften unterweist er als Auferstandener seine Jünger, deren Lehrzeit mit Christi Himmelfahrt zu Ende geht. Der Meister spricht sie los, der Rabbi entlässt seine Schüler, die nun ihre Reife an der Wirklichkeit zeigen müssen. Sie sind keine Lämmer mehr, die schweigen können. Leithammel sollen sie nun sein, die selbst den Weg weisen, Zeugen mit Leib und Seele, handfeste Leute, die keine Löcher in die Luft schauen. Die Lehrzeit ist vorbei. Es ist jetzt an ihnen, die Fragen zu beantworten, die sich ihnen stellen. Aus unmündigen Kindern sollen sie nun selbst zu Erwachsenen werden, die zwischen Gut und Böse zu unterscheiden wissen, die lösen und binden, Halt und Wegweisung geben.

Erwachsen zu sein, heißt vor allem auch, Verantwortung zu übernehmen, die Furcht der Freiheit zu erkennen und anzunehmen, nicht zu fliehen vor den Entscheidungen des Lebens und Stellung zu beziehen. So wie Erwachsene für Kinder zu Wegweisern ins Leben werden, so sollen nun die Jüngerinnen und Jünger des vom Kreuzestod Auferstandenen zu Zeugen seiner Botschaft werden. Festgenagelt auf den Juden Jesus, der ans Kreuz genagelt wurde, und der sich in der Auferstehung als Christus erwies, ist kein Platz für faule Kompromisse.

Das ist die eigentliche Botschaft des Himmelfahrtstages, die der Auferstandene den Seinen hinterlässt: Es ist nun an euch, mein Werk weiterzuführen. Dazu sendet er seinen Geist. Lauheit ist seine Sache jedenfalls nicht. Im Gegenteil: „So spricht Er, der Amen heißt, der treue und zuverlässige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich kenne deine Taten. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! Daher, weil du lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.“ (Offb 3,16)

Christi Himmelfahrt ist wirklich eine Zumutung. Unterwegs im Auftrag des Herrn zu sein, auch. Zeugen, die nicht wissen, für was sie stehen, taugen nichts. In zehn Tagen schon ist Schawuot, das Christen Pfingsten nennen – ein Erntefest und ein Fest des Bundes Gottes mit den Menschen. Es ist Zeit für Zeugen mit Rückgrat, mit Ecken und Kanten, an denen man sich stoßen kann, die aber eben auch Halt geben. So werden sie echte Zeugen für den Segen des Allmächtigen: Lebt lang und in Frieden!

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der WZ Wuppertal vom 10. Mai 2018

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

1 Kommentar

  1. Kath 2:30 schrieb am 12. Mai 2018 um 21:41 :

    […] Darin jedenfalls stimmen Lukas und Johannes überein: Die Erfahrung der Auferstehung des Gekreuzigten bewirkt ein Aufstehen seiner Jünger. Was bei Johannes freilich innerhalb eines Tages geschildert wird, erscheint bei Lukas als Prozess: Vierzig Tagen der Unterweisung der Jünger durch den Auferstandenen (vgl. Apostelgeschichte 1,2) folgt die Himmelfahrt Jesu und mit ihr die Beauftragung der Seinen zu Zeugen der Kraft des von ihm gesendete H…: […]

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