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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Hochfest Pfingsten, Lesejahr A

Auch das siebte Gebot beschreibt eigentlich etwas Selbstverständliches: du sollst nicht stehlen. Für alles Greifbare liegt dies nahe und wird wohl von den allermeisten Menschen auch bejaht. Weder darf ich den Supermarkt oder die Parfümerie ohne Bezahlung verlassen, noch darf beim Besuch bei Freunden einfach etwas von der Einrichtung mitgenommen werden. Aber sehen wir das auch hinsichtlich geistigen Eigentums so eng? Dieses Gebot ist so allgemein formuliert, dass es wohl auf alle Bereiche angewendet werden muss, also auch auf den geistigen Bereich. Doch wie schnell geraten wir in die Gefahr, die Idee eines anderen als unsere eigene auszugeben, obwohl sicher niemandem ein Zacken aus der Krone bricht, wenn z.B. im beruflichen Kontext einfach zugestanden wird: folgende Überlegung des Kollegen xy gefällt mir sehr gut, ich schlage vor, darüber näher nachzudenken.

Ein weiterer überlegenswerter Gedanke zu diesem Gebot wird auch von Kardinal Wetter in der online-Ausgabe der Katholischen Sonntagszeitung formuliert: dass es hier um mehr geht, als nur darum, anderen nichts wegzunehmen, nämlich auch darum, anderen nichts vorzuenthalten, was für sie lebensnotwendig ist. Eigentum verpflichtet: wer reich ist, sollte dem, der arm ist, etwas abgeben; so ist auch der entsprechende Absatz in der Konzilskonstitution Gaudium et Spes (69) zu verstehen: Jeder soll

„die Dinge, die er rechtmäßig besitzt, nicht nur als ihm persönlich zu eigen, sondern er muss sie zugleich auch als Gemeingut ansehen in dem Sinn, dass sie nicht ihm allein, sondern auch den anderen von Nutzen sein können“.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 25. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Zeit ist ein Phänomen des Lebens. Tote haben keine Zeit mehr. Sie brauchen keine Zeit mehr. Lebende hingegen unterliegen dem Paradox der Zeit, jenem Phänomen, das aus der unendlichen Fülle der Möglichkeiten doch nur je eine realisiert werden kann. Es ist der Schein, den Eltern manchmal ihren Schützlingen motivierend mit auf dem Weg geben, dass einem alle Möglichkeiten offen stünden, wenn man sich denn nur genügen anstrengen würde. Tatsächlich aber kann immer nur eine Möglichkeit Wirklichkeit werden. Die Entscheidung für diese Möglichkeit ist so irreversibel wie das Leben selbst. Sie ist getroffen und determiniert von nun an alle anderen Lebensentscheidungen und –varianten. Selbst wenn sich die zuerst ergriffene Variante als falsch herausstellt und selbst wenn ein Mensch den Mut besitzt, diese Sackgasse seines Lebens durch Umkehr zu verlassen – die ursprünglich getroffene Entscheidung ist geschehen und zum Fakt geworden. Und so begrenzt der Mensch in jeder Sekunde seines Lebens die unendliche Fülle der Möglichkeiten auf immer nur eine tatsächlich vollzogene, der er in seinem Leben im Gelingen wie im Nichtgelingen, im Guten wie im Schlechten Gestalt gibt.

Wahrlich: Die Zeit birgt in sich das Geheimnis des Lebens. Zeit ist Werden und Vergehen, Erstehen und Untergehen. Erst im Tod kommt die Zeit zu sich selbst, wird erfüllt in die Zeitlosigkeit hinein, in jene letzte Unumkehrbarkeit des Lebens, wenn alle Entscheidungen getroffen sind. Es ist jene Zeitlosigkeit, die die Zeit umfängt, in sich aufnimmt, erfüllt. Alles Seiende kommt letztlich aus der Zeitlosigkeit, nimmt Zeitgestalt an, wird, vergeht und übergibt sich wieder der Zeitlosigkeit. Niemand hat den Anfang gesehen, keiner wird das Ende schauen. Die Zeit ist ein vergängliches Phänomen.

Für den Menschen erscheint die Zeit selbst als Kontinuum. Sein Bewusstsein ist zeitbesessen. Er wird hineingeboren in eine zeitliche Realität, die vor ihm beginnt; und er schafft durch seine zeitliche Existenz Realitäten, die die ungefragten Voraussetzungen für später Geborene schaffen. Die Freiheit der zeitlichen Existenz wird auf diese Weise merkwürdig paradox determiniert. Des Menschen Freiheit ist nicht absolut, sondern zeitgebunden. Es sind die vorgefundenen Realitäten anderer und die selbsterschaffenen Realitäten, die – in steter Wechselwirkung miteinander verbunden – den Rahmen des Lebens schaffen, innerhalb derer sich der einzelne Mensch interaktiv verwirklicht.


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