Dies Domini – 21. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
„Wort des lebendigen Gottes“ – mit dieser Formel werden die Lesungen beendet. Die Gemeinde antwortet mit „Dank sei Gott“. Wie bei Formeln üblich, stellt sich nach einer gewissen Zeit ein ritualisierter Automatismus ein. Dabei beinhaltet die Formel eine Herausforderung: Das Wort Gottes soll nicht nur gehört, sondern ins Leben gebracht werden. Es soll Gestalt annehmen. Das nämlich ist das Besondere am christlichen Glauben, das er streng genommen eben keine Buchreligion ist. Die Bibel wird sicher als Heilige Schrift verehrt. Das in ihr überliefert Wort Gottes aber besteht nicht aus schwarzen Strichen auf weißem Grund, nicht aus toten Buchstaben, wie Paulus im 2. Korintherbrief sagt, sondern soll ins Herz der Glaubenden eingeschrieben werden (vgl. 2 Kor 3,3). Ultimativ wurde es Fleisch in Jesus Christus. Das Wort Gottes soll aber immer neu Gestalt annehmen. Das ist wohl der tiefere Sinn, wenn Johannes im Prolog seines Evangeliums bekennt:
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ (Joh 1,14)
Da, wo die Einheitsübersetzung von 2016, die auch in der deutschsprachigen Liturgie in den Schriftlesungen verwendet wird, von „wohnen“ spricht, verwendet der altgriechische Urtext den Begriff „σκηνοῦν“ (gesprochen: skenoûn), der wörtlich „zelten“ heißt. Das Wort Gottes ist also gewissermaßen mobil und unterwegs. Es lässt sich nicht einsperren. Es ist eben lebendig.
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Eine alleinerziehende Frau kämpft sich durch. Der Ehemann ist früh verstorben. Das Kind zieht sie alleine groß. Es reicht kaum zum Leben. Also tritt sie den Marsch durch die Institutionen an – ein echtes Himmelfahrtskommando. Sozialhilfe, Wohngeld, Kindergeld usw. usw. Katja Robinson, die ehemalige Leiterin des Sozialamtes Köln hat die Abläufe ihres Zuständigkeitsbereiches analysiert. Sie fand heraus, dass eine imaginäre alleinerziehende Frau, sie nennt sie Josefine, bis zu 18 verschiedene Stellen ansteuern muss, die über das ganze Stadtgebiet verteilt waren. Terminsuche und Wartezeiten machen das zu einem Vollzeitjob. Hinzu kommt, dass viele Stellen immer wieder dieselben Unterlagen in Kopie vorgelegt bekommen möchten: Einkommensnachweise, Sozialhilfe- oder Rentenbescheide, Ausweise … und immer wieder Formulare, die selbst manche in den Behörden Mitarbeitenden überfordern. Das alles muss sie alleine stemmen und „nebenbei“ noch ihr Kind betreuen. Wie soll diese Frau aus dieser bürokratischen Hölle herausfinden? Was glauben Sie denn?
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