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kath 2:30 Dies DominiWieder einmal ist es nach der Sintflut. Gefühlt scheint sich die Frequenz solcher Naturgewalten zu erhöhen. Mit einem gewissen Fatalismus werden die sich häufenden Ereignisse hingenommen, wo früher noch die Klage erhoben wurde, wie Gott so etwas zulassen können … so er denn ist. Was glauben Sie denn?

Mit eben jenem Fatalismus scheinen viele auch die anderen Krisen der Welt bestenfalls zu Kenntnis zu nehmen. Ob der Krieg im Nahen Osten, der droht, zu einem Flächenbrand zu werden, oder dem Überfall Russlands auf die Ukraine, bei dem ein Autokrat nicht nur die Jugend des eigenen Volkes für seine Ideologie opfert – im saturierten Westen möchte man mit all dem eigentlich nichts zu tun haben. Bestenfalls zündet man Kerzen des Friedens an, betet vielleicht für die Beendigung des Krieges oder singt mit der Inbrunst der eigenen unbedrohten Existenz von Herzen, dass Friede für alle werden möge. Das ist allzu menschlich, aber letztlich zu wenig, wie Nathan der Weise in Lessings dramatischem Gedicht seine Tochter Recha lehrt:

„Begreifst du aber, wie viel andächtig schwärmen leichter, als gut handeln ist? Wie gern der schlaffste Mensch andächtig schwärmt, um nur – ist er zuzeiten sich schon der Absicht deutlich nicht bewusst – um nur gut handeln nicht zu dürfen?“

Die wortreichen Beter ähneln hier den gottlos Frommen: Sie hoffen, dass allein schon das Wünschen genüge, um Wirklichkeiten zu verändern. Wo aber der gottlos Fromme auf die Magie der Worte harrt, setzen die beredt Betenden auf das wortreich beschworene, wenn nicht sogar bestellte Wirken Gottes. Und wenn Gott, so man denn an ihn glaubt (die gottlos frommen Magier brauchen hier bloß an der selbstverschuldeten Unmöglichkeit zu zweifeln), nicht eingreift, kann man ihn anklagen: Wie kann Gott das Böse zulassen?

Nun hält die Bibel einen alten Mythos bereit, der erzählt, was geschehen würde, wenn Gott eingriffe, um das Böse von der Welt zu tilgen. Am Anfang der Erzählung von der Sintflut und der Arche Noah heißt es:

„Der HERR sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war.“ (Gen 7,5)

– und der Entschluss Gottes steht fest: Er will alles Böse mit Mann und Maus von der Erde tilgen.

Durch Noahs Arche werden letztlich Mensch und Tier eine neue Chance bekommen – nur um nach der Sintflut von vorne anzufangen. Gott sieht, dass er das Böse so nicht tilgen kann:

„Ich werde den Erdboden wegen des Menschen nie mehr verfluchen; denn das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an. Ich werde niemals wieder alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe.“ (Gen 8,21)

Deswegen wiederholt er den Auftrag, den er schon bei der Erschaffung der Welt an die Menschen richtete – nur, dass die Welt, anders als im Paradies, nicht mehr ohne Schrecken ist:

„Seid fruchtbar, mehrt euch und füllt die Erde! Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf dem Erdboden regt, und auf alle Fische des Meeres; in eure Hand sind sie gegeben.“ (Gen 9,1f)

Eigentlich war der Mensch als Gottes Ebenbild immer schon dessen Statthalter in der Schöpfung: Die Schöpfung ist in seine Hand gegeben. Er muss sie an Gottes statt verwalten. Es hilft nicht zu beten und zu rufen: Gott mach! Der nämlich hat schon geantwortet: Fangt endlich an!

Am morgigen Samstag ist das Fest Erscheinung des Herrn, das im Volksmund auch das Fest der heiligen drei Könige genannt wird. Es erinnert an die drei Magier, die aus dem Morgenland einem Stern folgten, dessen Verheißung sie bestenfalls erahnen: ein König soll geboren sein. Sie werden ihn in Bethlehem finden – aber nur, weil sie nicht bloß Löcher in die Luft geschaut und Luftschlösser gebaut haben, sondern weil sie den Weg vor Augen auch gegangen sind. Wenn Sterngucker zu Pfadfindern werden, ist der erste Schritt getan. Auch der Friede muss getan werden. Fangen wir an – hier in unserer Stadt!

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der Westdeutschen Zeitung vom 5. Januar 2024.

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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