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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Liest man die drei Lesungen des heutigen Sonntags, fühlt man sich wie in einem falschen Film: Aus dem Buch der Sprüche trägt man uns heute einige Weisheiten zur Rolle der Frau vor:

„Sie tut ihm (dem Mann) Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens. Sie sorgt für Wolle und Flachs und arbeitet voll Lust mit ihren Händen. Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger fassen die Spindel.“ (Spr 31,12f.)

Na also, geht doch. Genderblödsinn und Emanzipation, da steht doch, wie gut es geht und dem Herrn gefällt, wenn die Frau sich ordnungsgemäß um den Haushalt kümmert.

Und die Lesung aus dem Neuen Testament beschreibt unsere Lebenswirklichkeit präzise:

„Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie …. Und es gibt kein Entrinnen.“ (1 Thess 5,3)

Was soll man davon halten? Wir sitzen gerade gemütlich in unserer Komfortzone, da kommt Putin und stört uns beim Verzehr der Friedensdividende. Kaum sind wir über diese unerträglichen Grausamkeiten etwas abgestumpft, da führen Hamas-Terroristen die schlimmsten Pogrome gegen Juden seit der Shoah aus einem als Schutzschild missbrauchten Krankenhaus, da weisen unsere Meinungsmacher auf die völkerrechtswidrigen Angriffe auf eine Klinik hin. Es kommt Verderben über uns und es gibt kein Entrinnen.

Schließlich die Lesung aus dem Evangelium. Gott wird von seinem Sohn charakterisiert:

Ich ernte, wo ich nicht gesät habe und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. (vgl. Mt 25,24ff.)

Na, mindestens für diesen Diener wird es wohl nix mit der Apokatastis, der Allerlösung nach dem Willen des allgütigen Schöpfers. Wir stehen da mit den Trümmern unserer Lebensentwürfe in Frieden und Sicherheit, der sicheren Überzeugung von der immer erfolgreichen Güte unseres liebenden Gottes und unserer Überzeugung, dass Menschenrechte und Gleichberechtigung der Schlüssel für die erfolgreiche Bewältigung unserer auch sonst nicht kleinen Aufgaben sein können. Statt dessen in den Lesungen: ein rachsüchtiger Gott, eine Zerstörung unserer Lebens-Sicherheit und ein Patriarchat, bei dem es auf eine rein männliche Priesterkaste mit Allmachtsanspruch auch schon nicht mehr ankommt.

Wie selten einmal in klinischer Reinheit beweisen unsere Lesungen, dass sie immer nur der Spiegel des göttlichen Wortes in der Lebenswirklichkeit der Menschen sind. Und dieser Spiegel hatte immer schon Sprünge, blinde Flecken und verzerrende Schlieren. Es hilft nichts, wir müssen selber denken. Die heilige Schrift kann uns Hilfe und Beistand sein, wir können das Lob der Hausfrau nicht exklusiv verstehen, sondern für jeden als Ermunterung, der sich für andere einsetzt und ihnen Wohlstand und Geborgenheit verschafft. Wir können die Hinweise ernst nehmen, die uns vor allzu blauäugiger Wahrnehmung der Umwelt warnt, die uns doch schließlich oft, nicht zuletzt in unseren Mitmenschen, feindlich gesinnt ist. Es ist ja nicht mit Geld getan, was unser Verteidigungsminister von uns erwartet, wenn er die Gesellschaft „kriegstüchtig“ sehen will. Und wir können darauf vertrauen, dass Gott uns als seine Diener schon anständig behandeln wird bei seiner Rückkehr, wenn wir uns denn wenigstens nach unseren Möglichkeiten bemüht haben. Blöd sollten wir uns aber nicht stellen und ihn uns auch nicht vorstellen. Denken müssen wir schon selbst. Oder wie es Prof. Essen sagt: Als Christ hat man keine andere Möglichkeit, als Kantianer zu sein. Sapere aude.

Heute ist nun alles schon – vom großen Durcheinanderbringer (diabolos)? – durcheinander geworfen, da ende ich mal nicht mit einem Segenswunsch, sondern mit einer Lesefrucht aus einem Horoskop für diese Woche:

„Nutzen Sie Ihr Gespür, um kluge Entscheidungen zu treffen. Schmieden Sie erste Pläne für 2024.“

Na, dann: Glück auf.
Katharina Nowak

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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