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kath 2:30 Dies DominiAlle Jahre wieder entfaltet der Tanzdrang am Karfreitag seinen ganz besonderen Sog. Das Gesetz sieht ihn zwar als „stillen Feiertag“ vor. Aber schon die ersten Menschen wussten, dass gerade die verbotenen Früchte einen ganz besonderen Reiz ausüben. Mancherorts wird sogar dafür demonstriert, am Karfreitag tanzen oder „Das Leben des Brian“ öffentlich zeigen zu dürfen, worauf – einem offenkundig archaischen Reiz-Reaktions-Schema folgende – die Frommen Blasphemie witternd auf den Trauercharakter des Tages verweisen. Was glauben Sie denn?

Ohne Zweifel sind die Tage von Gründonnerstag bis zur Osternacht für Christen die wichtigste Zeit im Jahr. In dieser Hochzeit wird das Fundament des Glaubens gefeiert, von dem Paulus sagt:

„Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube.“ (1 Kor 15,14)

Das Bekenntnis zur Auferstehung des Gekreuzigten markiert die Trennlinie zwischen den Christgläubigen und denen, die anders oder gar nicht glauben. Dabei ist der Glaube alles andere als selbstverständlich. Das Bekenntnis zu einem, der nach dem Tod wieder erscheint, widerspricht als solches zuerst einmal dem gesunden Menschenverstand. Nicht ohne Grund muss Paulus den Korinther gegenüber schweres argumentatives Geschütz auffahren und gibt an, über 513 Zeuginnen und Zeugen für die Auferstehung vorweisen zu können, die man doch selbst befragen könnte (1 Kor 15,5-8). Konnten sich die Korinther da noch selbst vergewissern, steht uns heute diese Möglichkeit nicht mehr zur Verfügung. Es mag helfen, dass die Korinther mit Paulus immer wieder im Konflikt lagen und ihm Behauptungen nicht einfach abgenommen haben. Der Zweifel als solches aber kann natürlich nicht einfach ausgeräumt werden. Er war schon zu Lebzeiten der ersten Christen wirksam – etwa wenn das leere Grab damit begründet wurde, dass die Jünger selbst den Leichnam Jesu entwendet hätten, um zu behaupten, er sei von den Toten auferstanden (vgl. Mt 28,12f). Es wird erst die konkrete Erscheinung des Auferstandenen sein, die die Gewissheit der Auferstehung des Gekreuzigten schafft – eine Gewissheit von Zeugen, auf die man heute nur mit großem zeitlichen Abstand vertrauen kann. Ein Grund, der dieses Vertrauen rechtfertigt, liegt darin, dass sich die Gewissheit für die Zeugen selbst nicht ausgezahlt hat. Viele bezahlten damals den Glauben mit ihrem Leben oder mussten Sanktionen in Kauf nehmen.

Tatsächlich ist Jesus selbst mit seiner Botschaft am Kreuz gescheitert. Er stirbt als Gottverlassener, heißt es doch in der Thora:

„Ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter“ (Dtn 21,23c)

Genau deshalb erscheint die Auferstehung noch paradoxer, kann sie sich doch nur dann ereignen, wenn der Gottverfluchte von Gott gerettet wird. Das ist der Kern des christlichen Glaubens: Auch im absoluten Scheitern ist die Hoffnung auf Rettung nicht vergebens!

Zum Scheitern Jesu gehört übrigens, dass sein eigener Kreuzweg keine andächtige Veranstaltung war. Während die römische Soldateska ihn zur Hinrichtung trieb, säumten wohl nur wenige Getreue seinen Weg. Der aber führte ihn durch ein quirliges Jerusalem, das Pesach feierte und sich auf die Feier des Sabbats vorbereitete. Da wurde gehandelt, gesungen und vielleicht auch getanzt, während die Delinquenten den Tod vor Augen hatten. Das wäre doch für alle, die sich in der Nachfolge des vom Kreuzestod Auferstandenen befinden, eine gute Übung, die heiligen Ereignisse so zu vergegenwärtigen, wie sie sich damals in den lärmenden Gassen Jerusalems zutrugen. Wir wären dem kreuztragenden Jesus womöglich näher als in jeder stillen Andacht. Eines aber ist gewiss: für Glaubende ist das Kreuz nur ein vorläufiges Scheitern. Gott rettet, so dass an Ostern eine Verheißung wirklich wird: Always look on the bright side of life! – Im Scheitern ist Hoffnung und im Tod ist Leben. Ein Grund mehr, zu tanzen!

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der Westdeutschen Zeitung vom 6. April 2023.

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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