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kath 2:30 Dies DominiWunder sind des Glaubens liebstes Kind … und des Zweiflers auch. Was für die einen ein vordergründiger Ausweis göttlichen Wirkens in der Welt ist, ist für die anderen, die mit unverhohlenem Stolz auf die vermeintliche Aufgeklärtheit ihrer Vernunft verweisen, geradezu der Ausweis der Unvernunft des Glaubens. Letztere begründen also mit der vermeintlichen Unvernunft der Wunder, die eigenen Zweifel, währende Erstere ihren Glauben in den Wundern erwiesen sehen. Das ist vor allem an einem Fest wie Christi Himmelfahrt, das Christen am vergangenen Donnerstag feiern, der Fall: Dort wird doch verkündet, dass der auferstandene Jesus vor den Augen seiner Jünger emporgehoben, von einer Wolke aufgenommen und ihren Blicken entzogen wurde (vgl. Apg 1,9). Fast hat man den Eindruck, noch die Fußabdrücke der Sandalen des zum Himmel aufgefahrenen Jesus sehen zu können. Für die einen ein Ausdruck der Göttlichkeit Jesu, für die anderen ein nachgerade lächerliches Märchen, über das man vernunftstolz lacht. Wie aber halten sie es mit dem Glauben? Was glauben Sie denn?

Beiden, den naiv Glaubenden und den vorschnell Skeptischen, ist eine merkwürdige Zweifellosigkeit zu eigen. Beide bleiben aber nur an der Oberfläche und lassen sich vom Schein des vermeintlich Außergewöhnlichen blenden. Beide bauen auf diesem dünnen Eis eigene Luftschlösser. Sie ähneln darin den Jüngern, die zum Himmel emporschauen. Beide sehen Wolken. Die einen wähnen Jesus im Nebel, die anderen sehen natürlich nichts. Das ist schon in der Bibel so. Nachdem Jesus von der Bildfläche verschwindet, heißt es dort:

„Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ (Apg 1,11)

Eigentlich gibt es dort nämlich nichts mehr zu sehen. Es ist Zeit weiterzugehen … In der Apostelgeschichte folgt dort dann zwar das Bekenntnis zur Wiederkunft Christi. Aber seien wir ehrlich: Das ist dann wirklich eine Sache des Glaubens. Wer nicht zu glauben vermag, wird dem nicht folgen. Das ist letztlich auch nicht der Kern der Erzählung. Die liegt nämlich in der Erkenntnis: Jesus ist dann mal weg!

Tatsächlich sagt Jesus es selbst im Johannesevangelium:

„Ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden.“ (Joh 16,7)

Das Verschwinden Jesu ist also nicht das Ende. Mit ihm beginnt etwas Neues. Das aber hat mit den Glaubenden zu tun. Während der irdischen Zeit Jesu sammelt er Jünger um sich. Auf griechisch ist hier von „mathetés“ die Rede: Schülern. Bevor Jesus sie verlässt, gibt er ihnen einen Auftrag: Sie sollen nur seine Zeugen sein (vgl. Apg 1,9). Im griechischen steht hier das Wort „martys“. Aus Schülern sollen Verkünder des Glaubens werden, die die Sache Jesu fortführen. Das ist keine Sache für Wolkenkuckucksheimer, sondern für Leute mit Verstand, denn die Glaubenden sollen bereit sein,

„jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die sie erfüllt“ (1 Petr 3,15).

Es gibt gute Gründe, die Botschaft der Auferstehung des Gekreuzigten skeptisch zu hinterfragen; es gibt aber eben auch gute Gründe, ihr zu folgen. Wer hier so oder so mit vorschneller Sicherheit sein Urteil fällt, sollte wissen, dass nicht jeder Klugscheißer auch ein Besserwisser ist. Nur eines ist klar: Das Leben spielt in dieser Welt. Glaubende wie für Nichtglaubende eint, dass sie es sind, die die Herausforderungen der Gegenwart lösen müssen, mit Hand und Verstand. Genau das feiern Glaubende an Christi Himmelfahrt: Er ist dann mal weg … jetzt sind sie dran, die richtigen Antworten in Tat und Wort zu finden – und zwar hier und jetzt!

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der Westdeutschen Zeitung vom 28. Mai 2022.

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

1 Kommentar

  1. Kath 2:30 schrieb am 3. Juni 2022 um 23:10 :

    […] anzunehmen, schauen sie noch zum Himmel empor. Dort aber gibt es nichts mehr zu sehen. Jesus ist weg … und der Geist wird kommen. Zehn Tage haben sie Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Zehn […]

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