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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Das heutige Evangelium stellt uns vor eine große Herausforderung. Es wird davon berichtet, wie Jesus zum Gastmahl im Haus eines Pharisäers eingeladen ist und Regeln aufstellt – für das Verhalten als Gast ebenso wie als Gastgeber.

Jeder, der schon einmal beispielsweise eine Hochzeitsfeier vorbereitet hat, kennt unter anderem diese beiden großen Themen: wen lade ich ein und wo setze ich wen hin.

Um genau diese beiden Punkte geht es auch im Evangelium. Aber – die Empfehlung Jesu ist unbequem! Man soll nämlich nicht die Menschen einladen, bei denen davon auszugehen ist, dass sie in gleichem Umfang auch eine Einladung an uns aussprechen werden, sondern:

„Arme, Krüppel, Lahme und Blinde“ (Lk 14, 13).

Nicht die Verwandten, nicht die Freunde, sondern, die, die in der Gesellschaft oft durch das soziale Netz hindurch fallen.

Ist das nicht etwas viel erwartet? Möchte man nicht die Menschen, mit denen man seinen Alltag teilt, auch an den Festtagen dabei haben?

Ich glaube nicht, dass Jesus dafür nicht auch Verständnis hätte, denn auch er war bei der Hochzeit zu Kana bei Freunden zu Gast. Gemeinsam mit den Jüngern – seinen Freunden – und auch mit seiner Mutter. Aber, und darum geht es wohl, dabei darf man nicht stehen bleiben, wir müssen auch die Menschen im Blick behalten, die nicht so privilegiert sind, die am Rand der Gesellschaft stehen und sich manchmal vielleicht wünschen würden, dazu zu gehören. Jedem eine Chance geben und vor allem nichts aufrechnen. Wie oft erlebt man bei sich und anderen, dass der Gedanke aufkommt: den lade ich nicht mehr ein, da kommt ja nichts zurück. Manchmal ist dies vielleicht so und der Auftrag Jesu soll sicher nicht dahin zielen sich ausnutzen zu lassen. Aber vielleicht ist „der Andere“ auch finanziell, organisatorisch, räumlich oder aus anderen Gründen gar nicht in der Lage, erkennbar zurück zu geben, was wir geben.

Vielleicht ist dies eine realisierbare Überlegung: gerne geben. Ohne Erwartungshaltung. Einfach, weil man anderen – und damit ja auch sich selber – eine Freude machen kann mit einer schönen Einladung und einem gelungenen Fest.

Sicherlich kann dies auch übertragen werden in andere Alltagssituationen. Das beginnt schon in der Schule. Da gibt es dieses eine Kind, das mit niemandem etwas zu tun hat. Das zu keiner Clique gehört und einfach nicht so „cool“ ist wie die anderen, wenn man ehrlich ist, aber eigentlich ganz nett. Dann den Mut haben, auch dieses Kind zum Geburtstag einzuladen, auch dieses Kind einfach mal als erstes in die eigene Mannschaft beim Sportunterricht zu wählen, auf die Gefahr hin, dass die eigenen Freunde – hoffentlich nur zunächst – ablehnend auf dieses Ansinnen reagieren.

Oder bei der Arbeit – mal mit dem neuen, zurückhaltenden, vielleicht auch schüchternen Kollegen gemeinsam Mittagspause machen, um ihm so die Chance zu eröffnen, sich im Kollegenkreis sicherer zu fühlen.

Oder mit der Freundin, die sehr genau auf jeden Cent achten muss ins Kino gehen und die Karten bezahlen, auch wenn dies sicher einseitig bleibt. Einfach um einen schönen gemeinsamen Abend zu haben, der sonst nicht möglich wäre.

Vielleicht sind alle diese Ideen ideologisch und realitätsfern, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht können wir so die Welt ein kleines Stück verändern.

An anderer Stelle steht im Neuen Testament der Ausspruch Jesu: was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Das ist der Kern: sich Mühe zu geben, in JEDEM Mitmenschen, Gottes Angesicht zu erkennen, auch wenn es manchmal sehr verdeckt ist. Aber es ist da, soviel ist sicher.

Der andere Auftrag Jesu in dem Evangelium des heutigen Sonntags, lautet sich nicht selbst zu erhöhen und sich nicht selbst den Ehrenplatz an einem Tisch, aber übertragen auch im gesamten alltäglichen Leben, zu nehmen. Er begründet dies auch, in dem er sagt, dass es eine große Ehre ist, heraufgestuft zu werden, wenn man einen niedrigeren Platz eingenommen hat, als einem zustehen würde. Es ist aber nicht angenehm, von einem wichtigen Platz vor den Augen aller, weggeschickt zu werden, weil es jemand anderes gibt, dem dieser Platz gebührt.

Wie ist dies in nun den Alltag und unsere Lebensrealität zu übertragen? Selten gibt es an Tafeln wirkliche Ehrenplätze und wenn sind diese – wie bei Hochzeiten – bereits im Voraus verteilt und entsprechend gekennzeichnet. Vielleicht kann man es im Zusammenhang mit Wahlen veranschaulichen. Es ist immer besser vorgeschlagen zu werden, als sich selber ins Spiel zu bringen, egal ob es um die Wahl zum Klassensprecher oder zum Papst geht (wobei bei letzterem ja nicht nur „weltliche“ Maßstäbe und Entscheidungen eine Rolle spielen).

Auch diese „Forderung“ Jesu kann ein Ansporn sein – sich einfach mal zurück zu nehmen, auch mal jemand anderem den ersten Platz gönnen und mit der zweiten oder auch dritten Reihe zufrieden sein. Meistens ist der Blick von dort fast genauso gut und bietet andere Vorteile. Wir sind diese Haltung in unserer Leistungsgesellschaft nicht (mehr) gewohnt, wo es immer heißt „höher, weiter, besser“ und es geht auch nicht darum allen Ehrgeiz sein zu lassen, das wäre auch z.B. im Hinblick auf sportliche Ereignisse, wie die gerade beendeten olympischen Spiele oder auch die EM vor einigen Wochen, fatal. Aber – und das ist gerade im Hinblick auf den Leistungssport, aber auch viele andere Bereiche sehr wichtig – man muss die eigenen Grenzen kennen und akzeptieren. Ohne Doping. Im wörtlichen und im übertragenen Sinne.

Sicherlich könnte man gerade über dieses Thema noch lange nachdenken und diskutieren, aber an dieser Stelle bleibt mir nur uns allen eine Woche zu wünschen, in der wir Erfolgserlebnisse haben, mit denen wir garnicht gerechnet haben, dass wir uns über die Erfolge anderer freuen können, dass wir aber auch die Menschen, deren Leben von Misserfolgen und Tiefschlägen gezeichnet sind, im Blick behalten und ihnen so eine Chance auf Teilhabe an den Sonnenseiten des Lebens einräumen. Jesus ist Gott, aber auch wir haben göttliche Unterstützung bei diesen Zielen. Nutzen wir sie und geben wir ihr Raum.

Katharina Nowak

Author: Katharina Nowak

Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.

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