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kath 2:30 Dies DominiNicht nur der politische Alltag ist von einem Phänomen geprägt, dass in der Gegenwart eklatant um sich greift: Die Differenz zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten und der damit verbundenen Diskontinuität zwischen dem Gesprochenen und der gelebten Wirklichkeit. Allzu häufig beinhaltet der Hinweis „Es gilt das gesprochene Wort“, der sich auf Manuskripten findet, die Vortragende häufig vorab an Journalisten und andere Interessierte verteilen lassen, daher eine realsatirische Anmutung. Ja, wenn es denn wirklich gelten würde!

In der jüngsten Vergangenheit hat die Nachricht über die Selbstanzeige von Ulrich Hoeneß vor Augen geführt, wie schnell die fragile Verbindung zwischen Anspruch und Wirklichkeit zerreißt und der eben noch ob seiner samaritanischen Ritterlichkeit gefeierte Held in den mit Urgewalt aufbrechenden Orkus einer sich medial rasant verbreitenden Empörung stürzt. Das Band der Sympathie ist schmal und offenkundig nur wenig belastbar. Die Glaubwürdigkeit hängt eben nicht nur an dem Gesagten. Glaubwürdig ist, wer auch nach dem handelt, was er redet. Versprecher sind noch lange keine Versprechen. Wer etwas bewirken will, sollte sich deshalb prüfen, ob sein gesprochenes Wort wirklich gilt – vor allem für ihn selbst.

Der erste Teil der Eucharistiefeier lebt vom gesprochenen Wort. Es ist das Wort Gottes, das nicht bloß gelesen, sondern gesprochen, ja verkündet werden will. Nicht ohne Grund mahnt das Zweite Vatikanische Konzil in der dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung „Dei Verbum“:

Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat, muss der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte. (Dei Verbum, 12)

Um so verwunderlicher ist manchmal der Zuschnitt der Lesungen und Evangelien, bei denen hin und wieder ganze Sätze oder gar Passagen ausgelassen wurden. Nicht selten verändern diese Auslassungen das Verständnis des Textes selbst. Dies ist etwa im heutigen Evangelium der Fall, wenn auf das

Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. (Johannes 13,33a)

unmittelbar die Gabe des Liebesgebotes folgt:

Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. (Johannes 13,34)

Da wurde tatsächlich ein ganzer Satz ausgelassen, der die schöne Atmosphäre verstört:

Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. (Johannes 13,33b)

Es bleibt rätselhaft, warum die für die Leseordnung Verantwortlichen diesen Satz ausgelassen haben. Er irritiert eine wohlgefällige Glaubensgemütlichkeit. Das Reich Gottes steht vor Augen, aber wir sind noch nicht da. Der Glaubende, der sich nach dem reinen Sein bei Gott sehnt, bleibt doch in die Welt geworfen. Gerade deshalb wird die Liebe, mit der Jesus seine Jünger liebt, zum Ort, in dem sich die Gegenwart Gottes ereignet. Diese Liebe ist es auch, die zur Verkündigung der göttlichen Gegenwart in der Welt wird. Nicht um sonst endet das Evangelium mit dem Hinweis:

Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt. (Johannes 13,35)

Liebe ist ein Tatwort. Wer liebt, handelt. Die Liebe als reines Lippenbekenntnis tritt ihr Wesen mit Füßen. Tatsächlich mahnen auch Christen allzu oft zu Nächstenliebe, ohne das auch zu tun. Sicher: Man muss und kann nicht alle mögen; alle zu lieben aber ist der Auftrag Christi selbst.

Wer diesem Auftrag gemäß handelt, wird schnell erkennen, dass der Weg des Glaubens nur auf den ersten Metern bequem zu gehen ist. Die Glaubwürdigkeit der Verkündigung hängt aber wesentlich von der Einheit zwischen Gesagtem, Gemeintem und Gehandeltem ab. Es steht nirgendwo geschrieben, dass die Verkündigung der frohen Botschaft Jubel und Anerkennung in der Welt mit sich bringt. Genauso wenig steht geschrieben, dass man die Missgunst suchen soll, um daran den eigenen Anspruch bestätigt zu finden. Christen suchen keinen Streit! Sie gehen aber, wenn es notwendig ist, auch keinem Streit aus dem Weg! Dass selbst dann nicht alles erlaubt ist, mahnt das Gebot der Feindesliebe an.

Die Waffe der Verkündigung ist die Glaubwürdigkeit, die sich aus der Konvergenz von Wort und Tat ergibt. Davon erzählt die erste Lesung, wenn sie mit Verweis auf die dem Text vorausgehenden Ereignisse, die in den Kapiteln 13 und 14 der Apostelgeschichte berichtet werden, feststellt:

Sie sprachen den Jüngern Mut zu und ermahnten sie, treu am Glauben festzuhalten; sie sagten: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen. (Apostelgeschichte 14,22)

Die Festigkeit des Glaubens erweist sich gerade in der Bewährung. Es ist leicht, in einer jubelnden Menge den Glauben zu bekennen und die Hände zum Himmel zu erheben, wie es auf der Homepage oder der Facebook-Seite zum Eucharistischen Kongress 2013 zu sehen ist:

Das suggeriert eine Glaubensbegeisterung, die billig zu haben ist. Erschöpft sich der Glaube tatsächlich in der Mobilisierung euphorisierter Massen, wie sie Kirchentage, Weltjugendtage oder eben ein eucharistischer Kongress anstreben? Trägt ein solcher Glaube auch im Alltag? Oder verspricht man hier prickelnde Pepsicola, die dann doch nach stillem Wasser schmeckt?

Das zumindest steht zu befürchten, wenn man die Postkarten anschaut, mit denen die Veranstalter zur Zeit um ehrenamtliche Helfer werben. Alle versuchen, besonders hipp zu wirken. Sie suggerieren allerdings eine Wirklichkeit, die der katholischen und auch eucharistischen Realität nicht entspricht. Besonders deutlich wird das an dem Entwurf, der offenkundig durch den pinkfarbenen Ballon am rechten Rand des obigen Titelbildes inspiriert wurde:

Da fragt man sich, welche Botschaft das Bild vermitteln will: Seht, wie hipp und cool wir sind? Ein Schelm, wer Böses angesichts der frappierenden gestalterischen Ähnlichkeit zu anderen Plakaten entdeckt, die in diesen Tagen in den Städten zu finden sind, die aber eine offenkundig völlig andere Zielgruppe ansprechen soll, als die genuin katholische:

Bilder sagen mehr als tausend Worte. Dieses Beispiel zeigt, dass das Gesagte noch lange nicht das Gemeinte und schon gar nicht das Getane ist. Witze spielen mit der Diskontinuität zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten. Das gewollte Missverständnis ist Ziel des Witzes. Sollten die für diese Werbung Verantwortlichen das übersehen haben?

Wo katholisch drin ist, muss auch katholisch draufstehen. Und wo christlich geredet wird, muss auch christlich gehandelt werden. Nur dann werden wir heute erleben, was die frühen Christen erfahren haben, nämlich

was Gott mit ihnen zusammen getan und dass er den Heiden die Tür zum Glauben geöffnet hatte. (Apostelgeschichte 14,27b)

Christen sind keine Rattenfänger, die mit bunten Bubblegum-Bildchen Beute machen. Die Wahrheit des Glaubens erweist sich auch nicht in Jubelmassen. Christen sind Zeugen der Wahrheit, die getan wird, weil sie kein Lippenbekenntnis bleiben kann – auch und gerade dann, wenn es schwierig wird.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche,
Ihr

Dr. Werner Kleine, PR
Katholische Citykirche Wuppertal

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

1 Kommentar

  1. Peter Otten schrieb am 28. April 2013 um 18:28 :

    Wenn die Bildsprache dieser Postkarte wenigestens hipp und cool wäre! Aber sie ist einfach nur primitiv und sexistisch (das andere Postkartenmotiv mit der Dame in Lockenwicklern ist auf eine andere Art ebenso schlimm, ist auch zu finden unter http://www.eucharistie2013.de) und noch dazu handwerklich schlecht gemacht – abgesehen davon, dass man sich schon fragt, was die Botschaft sein soll: Escortservice für Ehrengäste? Ich kenne einen ganzen Haufen Jugendlicher, die sich sehr geärgert haben und auch entsetzt waren. Jugendliche müssen Präventionsschulungen besuchen, wo auch über Übergriffigkeit und sexualisierte Bildsprache gesprochen wird; sie müssen demnächst Führungszeugnisse für ihr ehrenamtliches (!!!) Engagement vorlegen (was ihnen erwachsene Männer, hauptsächlich Kleriker eingebrockt haben!) – und dann werden derlei Postkarten produziert und verteilt. Geschmacklos, sonst nichts.

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