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kath 2:30 Auf ein Wort LogoDas Dilemma gehört zum Wesen des Menschen. Tagtäglich stehen wir vor eine Unzahl von Entscheidungen. Und sich für etwas zu entscheiden, heißt immer auch eine Entscheidung gegen etwas.

Nur wenige Entscheidungen beinhalten eine moralische Qualität. Aber gerade diese Entscheidungen sind weitreichend. Nicht selten sieht sich der Mensch angesichts solcher Entscheidungen vor dem Dilemma zwischen Pflicht und Schuldigkeit. Von einem solchen Dilemma erzählt der Kurzfilm „Eine hundertstel Sekunde“ von Susan Jacobson (sehen Sie hier den Film auf Youtube).

Die Reporterin hat ihre Pflicht als Chronistin preiswürdig erfüllt, gerade darin aber Schuld auf sich geladen. Andererseits ist durch ihre Pflichterfüllung die Welt erst auf die Geschehnisse aufmerksam geworden. Sie selbst kann dem Dilemma zwischen Pflicht und Schuldigkeit nicht entrinnen.

Der Mensch kann diesem Dilemma nicht entkommen. Im Großen wie im  Kleinen steht er immer wieder in der Spannung von Pflicht und Schuld. Der Düsseldorfer Theologe und Psychologe Dieter Funke prägt hierfür den Begriff des Schulddilemmas. Die katholische Lehre bezeichnet diese zur menschlichen Existenz gehörende Grunddimension als Erbsünde. Egal wie der Mensch handelt, er wird früher oder später schuldig werden.

Angesichts dieser Veranlagung könnte der Mensch eigentlich nur in die Depression fallen. Sind Heil und Frieden bei  dieser conditio sine qua non überhaupt möglich?

Dieter Funke weist in seinem Buch „Das Schulddilemma. Wege zu einem versöhnten Leben“ darauf hin, dass das Schuldigwerden zwingend zur Mündigkeit des Menschen gehört. Erst wenn der Mensch schuldig werden und zu dieser von ihm zu verantwortenden Schuld stehen kann, ist er mündig. Erst jetzt kann er frei verantwortlich sein.

Der Mensch trägt die Verantwortung immer für das, was er tut, aber auch für das, was er nicht tut. Das Dilemma bleibt. Die christliche Botschaft von der Erlösung besteht nun aber gerade darin, dass die Schuld, die der Mensch unausweichlich auf sich laden wird, vor Gott nicht angerechnet wird – vorausgesetzt, der Mensch übernimmt die Veranwortung für sein Handeln. Deshalb jubelt auch das Exultet, der große österliche Lobgesang der Kirche:

„O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden.“

Gerade die Schuld des Menschen macht ihn überhaupt erst erlösungsfähig.

Nun könnte man meinen, Schuld sei etwas zu Suchendes. So weit wird man sicher nicht gehen können. Die christliche Botschaft schärft das Gewissen, in den vielfältigen großen und kleinen Entscheidungen des Lebens die richtige zu treffen. Aber sie beinhaltet auch den befreienden Hinweis, dass Umkehr möglich ist. Die Schuld hat ihre Macht verloren. Christen sind deshalb nie klein. Gerade weil wir Christen sind, können wir aufrecht durch das Leben gehen. Denn Christen wissen: Wer nur seine Pflicht und Schuldigkeit tut, tut zu wenig. Schlimmer als eine eine Tat, die Schuld nach sicht zieht, ist die Untat der Verantwortungslosigkeit.

Dr. Werner Kleine

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

1 Kommentar

  1. kath 2:30 schrieb am 24. September 2009 um 22:34 :

    Das Leben hat keine Stellschrauben…

    oder: Gottes Liebe und des Menschen Freiheit
    Wie oft wünschen wir uns gerade in den großen und kleinen Krisen und Katastrophen des Lebens, Gott möge doch helfend eingreifen und alles – möglichst sofort und in unserem Sinne – zum Guten wenden. Und w…

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