Weihnachten war schon einmal friedlicher. Für nicht wenige dürfte der Glühwein in diesem Jahr einen bitteren Beigeschmack haben. Der Herbst der unerfüllten Reformen weicht einem Winter der Herausforderungen. Die Diskussion um die Renten, das soziale Pflichtjahr (für alle), die angedachten Kürzungen der Inklusionspauschale, den Konflikten im Nahen Osten, dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, dem Genozid im Sudan, der Christenverfolgung in Nigeria – all das kann einem die weihnachtliche Stimmung reichlich verhageln. Wie soll man in diesem Jahr bei all den Krisen und Konflikten Weihnachten feiern? Was glauben Sie denn?
Vielleicht gehört es zu den größten Illusionen der Menschheit, der Advent sei eine stade Zeit der Gemütlichkeit. Wer am 1. Advent einen römisch-katholischen Gottesdienst besucht, wird möglicherweise reichlich verstört sein ob der herausfordernden Worte, die dort aus dem Munde Jesu zu vernehmen sind:
„Wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen.“ (Mt 24,37-41)
Die Sintflut gehört zu den großen Urkatastrophen. Sie ist der Mythos in der Bibel, der die Frage beantwortet, warum Gott nicht eingreift, um das Leid in der Welt zu verhindern und das Böse zu vernichten. Mit der Sintflut hat er das getan – und nichts blieb übrig. Das ist ja die Frage, wer und was so wenig böse ist, dass die Vernichtung überstanden würde. Wer kann für sich in Anspruch nehmen, dann übrig zu bleiben?
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