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kath 2:30 Dies DominiNichts war, wie es sein sollte in jenen Tagen in Jerusalem. Angefangen hatte es ein Jahr zuvor im galiläischen Frühling. Ein Handwerkerssohn machte von sich reden. Die Armut vieler Menschen beschäftigte ihn, auch die Kranken, vielleicht sogar die Folgen der römischen Besatzung und die lokale Herrschaft des Herodes Antipas, der sich in Tiberias und Sepphoris Städte bauen ließ, sicher auf Kosten der Bevölkerung. Wie spricht man Menschen in einer solchen Lage Mut zu? Indem man ihnen permanent erklärt, wie schlimm die Lage ist? Das wissen sie doch selbst. Was glauben Sie denn?

Der Handwerkerssohn stammte aus Nazareth. Vielleicht war er der Arbeit wegen an den See von Tiberias gekommen, den man auch den See Genesareth nennt. Er hört wohl von einem Täufer am Jordan, der Johannes genannt wird. Er geht zu ihm, er hört seinen Ruf zur Umkehr, er lässt sich von ihm taufen. Was auch immer in dem Mann aus Nazareth dort geschieht – es scheint eine Initialzündung gewesen zu sein. Er spürt den Auftrag. Er erkennt die Verantwortung. Er wird nicht schweigen. Er wird aufstehen und das nahe Reich Gottes verkünden.

Die Versuchung ist an diesem Punkt groß, eine politische Revolution zu beginnen. Er widersteht. Er redet und handelt. Er geht zu den Kranken und Leidenden. Er berührt die Unberührbaren. Es fällt heraus, dass da einer ist, der seinen Worten echte Taten folgen lässt, Taten, die den kleinen Männern und Frauen gelten. Die Euphorie ist anfänglich groß. Sie findet nach Befriedigung der ersten sensationellen Lüste allerdings ein jähes Ende. Wie soll es weitergehen?

Seine Mission ist noch nicht erfüllt. Er kann nicht einfach aufhören. Er muss nach Jerusalem. Er muss zum Tempel. Dort würde Gott allein gültig verehrt. Er aber weiß, dass Gott sein Vater ist und der Vater aller. Deshalb hilft der Glaube; deshalb verheißt er die Aufhebung dessen, was zwischen Gott und den Menschen steht und was die Menschen Sünde nennen. Nichts steht mehr zwischen dem Vater und den Menschen.

Ein Jahr nachdem alles begann, ist wieder Frühling. Der Handwerkerssohn aus Nazareth ist in Judäa. Er hält sich in Bethanien auf – keine drei KM von Jerusalem entfernt. Von dort zieht er in die Stadt ein.  Sein Einzug wird bejubelt wie der eines Königs – eines Königs auf einem Esel. Am nächsten Tag geht er zum Tempel und wirft dort die Tische der Händler um, die mit den Tieren handeln, die für den Opferkult nötig sind; ebenso geht es den Geldwechslern, die fremdländische Währungen in die koschere Tempelwährung wechseln und die Tempelsteuer einbehalten. Seine Tat wendet sich direkt gegen den Tempelkult. Kein Kult soll zwischen den Menschen und Gott stehen. Das ruft die auf den Plan, die von eben diesem Kult leben – der Handwerkerssohn ist zu bekannt geworden. Deshalb soll  er aus dem Weg geschafft werden. Mithilfe der römischen Staatmacht gelingt das. Der Nazarener stirbt als politischer Aufrührer am Kreuz wie ein Gottverlassener. Seine Bewegung ist gescheitert und zerstreut sich …

… bis seine Leute die Erfahrung machen, dass der Gottverlassene von Gott gerettet wurde. Er lebt. In einer neuen Weise. Aber sein Werk geht weiter.

Ostern? Das ist schon geschehen. Christen vergegenwärtigen es nur jedes Jahr neu. Auch dieses Jahr. Nur anders. Nichts ist in diesen Tagen, wie es sein sollte. Es ist wieder Zeit für das Neue, das Auferstehungen zu eigen ist! Auch wenn der Gottesdienst in der Kirche nicht stattfindet und die gewohnten Riten nicht gefeiert werden können: Erzählt gerade jetzt einander von diesem Jesus aus Nazareth, den man den Christus nennt. Erzählt von seinem Reden, seinem Handeln, seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung, erzählt von dem Auftrag, bei den Kranken, Leidenden und Schwachen zu sein, erzählt davon, dass der Tod nie das letzte Wort hat. Und vor allem: Handelt auch so! Richtet euch auf! Vergesst dabei die nicht, die einsam sind. Ruft sie doch an und erzählt ihnen: Das Reich Gottes ist nahe. Immer noch. Nein, Ostern fällt nicht aus! Nie!

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der WZ vom 3. April 2020

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

1 Kommentar

  1. Kath 2:30 schrieb am 4. April 2020 um 21:03 :

    […] Ostern fällt nicht aus! Palmsonntag auch nicht. Nichts ist wie es sein soll in den Zeiten der Corona-Pandemie. Die Heilige […]

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