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kath 2:30 Dies DominiDie Welt ist krank. Die gewohnte Ordnung ist aus den Fugen geraten. Der russische Angriff auf die Ukraine und der nun schon dreieinhalb Jahre währende Krieg, der durch den genozidalen Angriff der Hamas auf Israel ausgelöste Krieg in Gaza, Luftraumverletzungen durch Russland, hybride Angriffe auf die zivile Infrastruktur oder die geballte Straßenmacht der Schreihälse, die manchen Politiker das Rückgrat erweichen … was gilt noch in Zeiten wie diesen, denen der Einzelne nur noch mit geballter Ohnmacht gegenüber steht? Die einen flüchten sich in utopische Appelle, andere sehnen sich nach großen Führern, die einen von der Eigenverantwortung entlasten, wieder andere ballen die ohnmächtigen Fäuste zum Gebet. Ja wenn das Beten sich lohnen würde … warum tut der angerufene Gott denn nichts? Was glauben Sie denn?

Ich bitte Sie als Leserinnen und Leser um Verständnis, wenn ich meine theologische Expertise auf das Gebet richte. Manch einer behauptet ja, das Gebet sei für Glaubende notwendig wie das Atmen. Aber was ist Beten überhaupt? Paulus scheint diese Auffassung zu bestätigen, wenn er die Thessalonicher auffordert:

„Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5,17)

Meint er das ernst? Soll man sein Leben kniend mit gefalteten Händen verbringen?

Für Jesus von Nazareth ist die Sache klar. Für ihn ist Beten keine Sache vieler Worte. Man soll nicht plappern,


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 25. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Im heutigen Sonntagsevangelium aus Lukas 16,1–13 erfahren wir das Folgende: Einem reichen Mann kommt zu Ohren, dass sein Verwalter ihn betrügt. Er kündigt ihm und verlangt Rechenschaft. Der Verwalter überlegt:

„Ich bin zu schwach zum Arbeiten und zu stolz zum Betteln.“

Um sich Freunde für die Zukunft zu sichern, erlässt er den Schuldnern seines Herrn einen Teil ihrer Schulden. 100 Fass Öl? Mach 50 draus. 100 Sack Weizen? Schreib 80. Und dann kommt das Unerwartete: Der Herr lobt die Klugheit des Verwalters – nicht seine Unehrlichkeit, sondern seine Weitsicht. Das irritiert: Jesus, was soll das? Das kann vielleicht aber auch erfreuen: Endlich wird selbstfürsorgliche Klugheit einmal nicht mit Moralinsäure begossen.

Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter muss man natürlich von seiner Pointe her verstehen. Jesus will keineswegs Unehrlichkeit verteidigen. Das verdeutlicht auch die Lesung aus dem Buch Amos, nach der der Herr keinen mit Geld begangenen Betrug jemals vergessen wird. Er stellt aber vor die zentrale Frage: Wie kann ich mein Geld so verwenden, dass es mir vor Gott nützt?

So ist zum Beispiel eine ambitionierte Altersvorsorge, etwa ein gut gefülltes und stetig bespartes Bankdepot, gerade in Zeiten eines kriselnden Rentensystems nützlich, um den eigenen Lebensabend finanziell abzusichern. Wenn die spätere Rente nicht reichen wird, ist Eigenvorsorge unerlässlich – so schallt es nun schon seit Jahren aus Parlamentsgebäuden wie Bankentürmen, aus Versicherungsbauten wie Verbraucherzentralen. Das ist Weitsicht, die bis zum Lebensabend reicht – aber nicht weiter.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Liebe Leserinnen und Leser,

„Quo vadis?“ – “Wohin gehst du?”, ist eine Frage, die Petrus an den Auferstandenen stellt und folgende Antworten erhält:

Jesus antwortete ihm: „Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. Joh 13,36

Heute wird die Frage eher in der Bedeutung von ‚Wie soll das weitergehen?‘ oder ‚Wo soll das (alles) noch hinführen?‘. Eine Frage, die man sich gerade in vielen Kontexten stellen kann – geopolitisch, kommunalpolitisch und persönlich. Es gibt in den nachbiblischen Quellen, in den sogenannten Petrusakten, noch eine Parallelstelle zur gerade genannten Unterhaltung zwischen Petrus und Jesus. Die Frage bleibt gleich, doch diesmal variiert die Situation, in der die Frage gestellt wird, und auch die Antwort. Im Johannesevangelium stellt Petrus die Frage nach dem Letzten Abendmahl im Rahmen der Abschiedsreden Jesu an die Jünger. Bekanntermaßen ist Petrus mit der Antwort nicht einverstanden, hakt nach und bekommt als Erklärung, dass er für die Nachfolge noch nicht bereit sei, da er Jesus vor dem Morgengrauen bereits drei Mal verleugnet haben wird (vgl. Joh 18,16-27).

In den Petrusakten erhält der aus Rom fliehende Petrus von Jesus die Antwort:

Nach Rom, um mich erneut kreuzigen zu lassen!

Dieser Satz bewegt Petrus dazu, seine Flucht abzubrechen. Er geht wieder zurück nach Rom, das er unter Gefahr verlassen hat, nimmt sein Wirken in der Nachfolge Christi wieder auf und beginnt wieder zu predigen und das Wort Gottes zu verbreiten. Dafür wird er zum Tode verurteilt und kopfüber gekreuzigt. Er schafft nun also doch, was ihm noch im 13. Kapitel des Johannesevangeliums verwehrt bleibt.


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kath 2:30 Dies Domini„Wir schaffen das!“ – der Satz, den die frühere Kanzlerin Angela Merkel während der Bundespresskonferenz am 31. August 2015 sprach, ist in die Geschichte eingegangen. Sie äußerte sich im Hinblick auf die zunehmende Aufnahme von Flüchtlingen angesichts der sich abzeichnenden humanitären Katastrophe an den Grenzen. „Wir schaffen das!“ – dieser Satz wird von vielen bis heute als naiv kritisiert und als Ursache des zunehmenden Erfolgs der AfD dargestellt. Andere hingegen sehen in ihm eine mutige und selbstbewusste Aussage, die sich der eigenen Verantwortung stellt angesichts der humanitären Herausforderung um die eigene Stärke weiß. Dabei ist er so oder so aus dem Zusammenhang gerissen. Tatsächlich sagte sie: „Ich sage ganz einfach: Deutschland ist ein starkes Land. Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft – wir schaffen das! Wir schaffen das, und dort, wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden, muss daran gearbeitet werden. Der Bund wird alles in seiner Macht Stehende tun – zusammen mit den Ländern, zusammen mit den Kommunen -, um genau das durchzusetzen.“ Das klingt nicht nur nicht naiv. Es fordert auf, sich tatkräftig einer menschlichen Herausforderung zu stellen. Gerade einer Kanzlerin, deren politische Heimat eine Partie war, deren Name das „Christlich“ betont voranstellt, darf man abnehmen, dass sie sich christlicher Werte verpflichtet weiß – Nächstenliebe und der Zuwendung zu den Schwachen und Geflüchteten. Was glauben sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 21. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

„Wort des lebendigen Gottes“ – mit dieser Formel werden die Lesungen beendet. Die Gemeinde antwortet mit „Dank sei Gott“. Wie bei Formeln üblich, stellt sich nach einer gewissen Zeit ein ritualisierter Automatismus ein. Dabei beinhaltet die Formel eine Herausforderung: Das Wort Gottes soll nicht nur gehört, sondern ins Leben gebracht werden. Es soll Gestalt annehmen. Das nämlich ist das Besondere am christlichen Glauben, das er streng genommen eben keine Buchreligion ist. Die Bibel wird sicher als Heilige Schrift verehrt. Das in ihr überliefert Wort Gottes aber besteht nicht aus schwarzen Strichen auf weißem Grund, nicht aus toten Buchstaben, wie Paulus im 2. Korintherbrief sagt, sondern soll ins Herz der Glaubenden eingeschrieben werden (vgl. 2 Kor 3,3). Ultimativ wurde es Fleisch in Jesus Christus. Das Wort Gottes soll aber immer neu Gestalt annehmen. Das ist wohl der tiefere Sinn, wenn Johannes im Prolog seines Evangeliums bekennt:

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ (Joh 1,14)

Da, wo die Einheitsübersetzung von 2016, die auch in der deutschsprachigen Liturgie in den Schriftlesungen verwendet wird, von „wohnen“ spricht, verwendet der altgriechische Urtext den Begriff „σκηνοῦν“ (gesprochen: skenoûn), der wörtlich „zelten“ heißt. Das Wort Gottes ist also gewissermaßen mobil und unterwegs. Es lässt sich nicht einsperren. Es ist eben lebendig.


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kath 2:30 Dies DominiEine alleinerziehende Frau kämpft sich durch. Der Ehemann ist früh verstorben. Das Kind zieht sie alleine groß. Es reicht kaum zum Leben. Also tritt sie den Marsch durch die Institutionen an – ein echtes Himmelfahrtskommando. Sozialhilfe, Wohngeld, Kindergeld usw. usw. Katja Robinson, die ehemalige Leiterin des Sozialamtes Köln hat die Abläufe ihres Zuständigkeitsbereiches analysiert. Sie fand heraus, dass eine imaginäre alleinerziehende Frau, sie nennt sie Josefine, bis zu 18 verschiedene Stellen ansteuern muss, die über das ganze Stadtgebiet verteilt waren. Terminsuche und Wartezeiten machen das zu einem Vollzeitjob. Hinzu kommt, dass viele Stellen immer wieder dieselben Unterlagen in Kopie vorgelegt bekommen möchten: Einkommensnachweise, Sozialhilfe- oder Rentenbescheide, Ausweise … und immer wieder Formulare, die selbst manche in den Behörden Mitarbeitenden überfordern. Das alles muss sie alleine stemmen und „nebenbei“ noch ihr Kind betreuen. Wie soll diese Frau aus dieser bürokratischen Hölle herausfinden? Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiAls Gott die Welt erschuf, muss er mit Wuppertal angefangen haben. Es heißt doch im sogenannten ersten Schöpfungsbericht, dass die Erde wüst und wirr war – in der hebräischen Bibel heißt es „Tohuwabohu“ – bevor es Licht wurde. Schaut man sich den Platz am Kolk an, dann ahnt man, was es damit auf sich hat. Vielleicht aber ist der Platz am Kolk auch jener Nabel der Welt, von dem aus die Schöpfung ihren Ausgang nahm. Er wäre dann die Mitte des Paradieses, das Zentrum des Gartens Eden, in dessen Mitte bis heute die zwei Bäume stehen – der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (vgl. Gen 2,9). Die asphalt- und grauwackehaltige Ödnis könnte dann eine bleibende Erinnerung an die Ödnis vor Beginn der Schöpfung sein. Gott braucht immerhin nur sechs Tage, um die Welt von ihrem Nabel aus zu erschaffen, bevor er am siebten Tag ausruht. Dem Menschen aber gibt er zuvor den Auftrag, die Erde zu füllen und sie zu hegen und zu pflegen. Das nämlich beinhaltet der Auftrag, über die Erde zu herrschen. Das ist kein Freibrief für eine tyrannische Ausbeutung des Heimatplaneten, sondern ein Auftrag, an Gottes Stelle die Erde zu beackern, zu bebauen, die wilde Natur zu kultivieren und einen belebten Garten zu machen. Was glauben Sie denn?


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Vierzehnter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

ICH, Ich, ich – kaum etwas scheint heute wichtiger zu sein als das eigene Ego und die eigene Person. Und an allen Ecken und Kreuzungen wird uns vorgelebt, wie vermeintlich wichtig das sein soll. Es sind die Alphatierchen, die uns wissen machen wollen, wie wichtig ihr Weg ist und wie besonders die eigene Person sein soll – egal ob man nun Donald, Friedrich, Wladimir oder wie auch immer heißt.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Zwölfter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sind zwei verschiedene Perspektiven. Sie können kongruent sein, müssen es aber nicht. Es ist wahrscheinlich sogar eher wahrscheinlicher, dass das eigene Selbstbild von dem, dass anderen von einem haben, abweicht. Das sogenannte „Johari-Fenster“, das 1955 von den amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt wurde, spricht sogar eher dafür, dass es grundsätzliche Divergenzen gibt. Danach hat jede Persönlichkeit Facetten, die ihr ebenso wie anderen bekannt sind. Andere Eigenschaften kennt nur die Person selbst, sie sind ihr Geheimnis. Andere hingegen stellen eine Art blinder Fleck dar, die nur von anderen wahrgenommen wird, nicht aber von der Person selbst. Und dann gibt es das Unbekannte, das zur Persönlichkeit gehört, das aber weder von ihr selbst noch von anderen wahrgenommen wird. So gesehen ist es also normal, wenn es Unterschiede in der Selbst- und der Fremdwahrnehmung gibt. Diese können freilich zu Konflikten führen, wenn die Tatsache übersehen oder gar geleugnet wird, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung grundsätzlich unterschiedliche Perspektiven, die nicht deckungsgleich sind, darstellen. Das gilt sowohl für die beobachtete Person selbst wie für diejenigen, die eine andere Person beobachten. Wenn hier nicht differenziert wird, dann kommt es schnell zu Urteilen: Du bist so, aber so bin ich doch gar nicht … Die Unfähigkeit, die Perspektive des anderen, ist ein großes Hemmnis zwischenmenschlicher Kommunikation, gehen doch mit ihr nicht selbst mangelnde Empathie, aber auch eine grundlegende Verweigerung der Selbstreflexion einher. Die Gegenwart ist voll von Beispielen, die nicht selten Menschen betreffen, die über Macht verfügen. Wer sich selbst permanent als Größten, Besten und Klügsten definiert – egal, ob er russisch, amerikanisches Englisch oder Deutsch spricht – lehnt nicht nur jede Kritik an sich und seinen Entscheidungen ab. Er ist auch grundständig beratungsresistent und seinen eigenen Launen ausgeliefert. Eine erratische Politik ist die Folge, die jede Verlässlichkeit und jedes Vertrauen zerstört.

Abhilfe könnte schaffen, ab und an einmal einen Schritt zurückzutreten. Aber Zurücktreten ist für jene Menschen, über jeden Selbstzweifel erhaben sind, keine Option. Wenn jede Kritik als Majestätsbeleidigung verstanden wird, sind Berater nicht erwünscht. Hofnarren, Speichellecker und Huldredner hingegen schon!


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kath 2:30 Dies DominiDer Mensch sollte aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit ausziehen – das war in den Augen Immanuel Kants das hehre Ziel der Aufklärung. Die Vernunft übernahm als Wagenlenker die Führung, Information ging vor Emotion, einfach etwas zu glauben, was vor dem Gerichtshof der Vernunft keinen Bestand hatte, war verpönt. Sicher: In der Romantik eroberte die Emotion wichtiges Terrain zurück. Der Mensch ist halt zutiefst ein Gefühlswesen, das ohne Zweifel vernunftbegabt ist. Man stelle sich vor, ein Liebender würde seiner Geliebte als aufgeklärter Mensch erklären, dass die Photonen ihrer physischen Existenz auf seiner Netzhaut eine Elektrostimulation in Gang bringen, die seine Synapsen veranlassten, einen Hormoncocktail aus Dopamin, Oxytocin, Noradrenalin und anderen Substanzen in sein Gefäßsystem auszuschütten, die ihn in einen irrationalen, ja fast rauschhaften Zustand versetzten. Wie anders klingt dagegen klingt jene poetische Liebeserklärung aus dem Hohenlied:

„Wie ein purpurrotes Band sind deine Lippen und dein Mund ist reizend. Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Wange hinter deinem Schleier.“ (Hld 4,3)

Es ist die Macht der Bilder, die alle Vernunft übersteigend, Wirkung zeigt. Die Evolution hat dem Sehsinn eine besondere Bedeutung zugewiesen. Das Auge scannt die Umgebung. Bewegung absorbiert Aufmerksamkeit. Wenn sich vor der Behausung unserer Urahnen etwas regte, war das überlebenswichtig. Entweder wartete im Gebüsch Nahrung, die es zu erlegen galt – oder eine Gefahr, der man sich erwehren musste. Bis heute zieht Bewegung unsere Aufmerksamkeit auf sich – ob wir wollen oder nicht. Deshalb sind die Errungenschaften der Technik oft Segen, oft aber eben auch Fluch. Das Aufploppen von Meldungen auf den Screens der digitalen Diener zieht unweigerlich unsere Aufmerksamkeit auf sich. Das wissen die Kommunikationsstrategen hinter den Messengern und sozialen Medien. Sie wollen nichts weniger als unsere permanente Aufmerksamkeit. Das wird in Zeiten der künstlichen Intelligenz nicht besser. Was glauben Sie denn?


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