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kath 2:30 Dies DominiDies domini – Vierter Fastensonntag, Lesejahr B

Nein, verehrte Mitchristen, den billigen Scherz mit dem Sonntag „Laetare“ und dem Führungspersonal unserer heiligen Mutter Kirche mache ich nicht. Dafür ist die Sache mit der Freude mitten in der Fastenzeit zu ernst. Was bedeutet das im Epheserbrief, den wir heute hören:

„Gott, der reich ist an Erbarmen, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus lebendig gemacht.“ (Eph 2,4f)

Was heißt das, wenn wir es in unsere Zeit übersetzen wollen, wenn wir versuchen, etwas Gleichzeitigkeit herzustellen zwischen der Lebenswirklichkeit der Apostelzeit und uns heute? Fühlen Sie sich angesprochen, wenn es heißt, Sie seien wegen Ihrer Sünden tot? Dauernd führt die Kirche solche Formulierungen im Mund, da muss man schon wegen der linguistischen Fallhöhe lachen, wenn man die Überlegungen von Bischof Bätzing zum synodalen Weg danebenlegt. Unsere Riten und (nicht nur) liturgischen Gewohnheiten haben sich so weit von unserem Alltag entfernt, dass man bald gar nicht mehr über den Graben dazwischen gucken kann, geschweige springen. Natürlich gilt das für das Auftreten unserer Hierarchen ebenso wie für die – meisten – Predigten unserer pastoralen Kräfte. Es ist, glaube ich, gar nicht in erster Linie das Problem unserer unzeitgemäßen Strukturen, sondern unsere Unfähigkeit, die Botschaft Jesu vom angebrochenen aber noch nicht voll verwirklichten Gottesreich den Zeitgenossen zu übersetzen. Was nützt es uns, dem Nachbarn von seiner Erlösung zu berichten, wenn der gar nicht weiß, wovon? Und wozu? Die wirklich wichtigen Fragen beantworten wir natürlich sowieso nicht. Was soll das mit der Klimakrise? Warum Krieg? Was soll das mit Putin? Und bei den kleinen Alltagsfragen – warum ich? Was sollen diese Alltagsbeschwerden? Warum Gletscherschmelze, Hamasterror bei den anderen und bei uns GDL-Streik – streiken wir genauso, weil uns nichts Gescheites einfällt.


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kath 2:30 Dies DominiEs geschah wahrscheinlich in den Weiten afrikanischer Savannen: die Vorfahren des Menschen richteten sich auf. So konnte man nicht nur Feinde schneller erspähen; auch bedeutete das Freiwerden der Vorderläufe, dass man mit den Händen nun die Herausforderungen des Lebens anpacken zu können. Dieser evolutionäre Fortschritt war entscheidend für jene Entwicklung, an deren vorläufigem evolutionären Höhepunkt heute die menschliche Spezies vor der Aufgabe steht, die lang errungene Aufrichtigkeit nicht selbstverschuldet zu verlieren.

Mittlerweile hat der Mensch die Natur bezwungen und kultiviert. Nun denkt er, zivilisiert zu sein. Dass das eine große Selbsttäuschung ist, zeigen nicht nur die verheerenden Kriege des 20. Jahrhunderts. Auch die Gegenwart ist von eine todbringenden Chaos von Kriegen gekennzeichnet: Der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der wohl nur durch großimperiale Fantasien eines menschenverachtenden Diktators entspringt, oder der nach einem menschenverachtenden, von sadistischer Brutalität kaum zu überbietenden Angriff der Hamas auf Menschen im Süden Israels neu entflammte Krieg in Gaza oder den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Aserbaidschan und Armenien oder die vielen anderen todbringenden Konflikte, die nie dem Leben dienen. Auf allen Seiten sterben Menschen einen unverdienten Tod, weil Diener einer Kultur des Todes ihre eigene Ideologie selbstherrlich zur alleinigen Norm erheben.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Zweiter Fastensonntag, Lesejahr B

Die Gegenwart zeigt auf vielen Ebenen, dass sie eine Zeit der Bewährung ist. Die gewohnte Ordnung in der Welt, aber auch in der Kirche ist in Bewegung geraten. Einiges wird verrückt, manche werden daran verrückt. Solche Zeiten der Bewährung sind nicht neu. Es hat sie zu allen Zeiten gegeben. Und zu allen Zeiten gibt es jene, die das Gewohnte um jeden Preis behalten wollen und deshalb gewöhnlich werden – sei es, dass sie die Herausforderungen der Zeit und die Zumutungen der Bewährung als solches gar nicht wahrnehmen wollen und sie ignorieren, sei es, dass mit brachial-beharrlicher Bunkermentalität jede Veränderung abgewiegelt wird. Konservativ nennen sich manche dieser Betonmischer, die der Tradition ein paar Schuhe aus Zement verpassen möchten, damit sie nicht fortlaufen und bewahrt werden kann. Dabei gehen manche Werte verloren, die es eigentlich wert sind, bewahrt zu werden. Was konservativ ist – die Bewahrung von Werten wie Nächstenliebe oder die Bewahrung der kurzen Rasenlänge und der Gartenzwerge im eigenen geistigen Vorgarten – ist schon lange nicht mehr klar …

Auf der anderen Seite gibt es jene, die die Unausweichlichkeit der Veränderung durchaus wahrnehmen, auf ihre eigene Weise aber das Bewährte irgendwie retten wollen. Solche Zeitgenossinnen und Zeitgenossen sprechen dann gerne von „Reform“. Sie hoffen darauf, dass ein wenig Kosmetik der äußeren Gestalt reichen würde um die Bewährung zu überstehen. Sich selbst aber wollen auch sie oft nicht in Frage stellen. Lieber rennt man immer wieder mit dem Kopf gegen die gleiche Stelle jener Mauer, die die brachialen Betonmischer mittlerweile um den geistigen Vorgarten gezogen haben. Das zeigt durchaus Wirkung – weniger für die Mauer, eher für den eigenen Kopf.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Sechster Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Erinnern Sie sich noch an – oder kennen Sie überhaupt noch – Adolf Tegtmeier? Dieses alter ego Jürgen von Mangers, dem Urvater des Ruhrpottkabaretts?

„Sicher, beim sonntäglichen Rasieren hört man dies Hafenkonzert aus Duisburg-Ruhrort – oder, hat man bisken länger geschlafen, ist schon Gottesdienst – kuckt man natürlich bisken ernster in en Spiegel.“

Haben Sie letzten Sonntag oder heute Morgen beim Rasieren das Hafenkonzert aus Düsburch oder die Gottesdienstübertragung im Radio gehört?

Wahrscheinlich nicht. Und wenn doch, dann werden Sie wohl nicht ernster gekuckt haben, als wenn irgendetwas anderes gelaufen wäre. Warum meinte Adolf Tegtmeier, man müsse bei Gottesdiensten ernster dreinblicken? Auch wenn bisher das Wetter nicht recht mitspielt, im Rheinischen wird Karneval gefeiert, trotz aller Krisen um uns herum und manch einer geht als Nonne oder Mönch durch die tollen Tage, ohne zuerst an Mäßigung und gelebte Keuschheit zu denken. Sollte das vielleicht manchmal auch in unseren Gottesdiensten zu spüren sein?


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kath 2:30 Dies DominiEigentlich wäre an dieser Stelle heute die evangelische Kolumne zu erwarten gewesen. Weil aber Karneval ist, darf man getrost einmal die Rollen tauschen. Mit seinem westfälisch geprägten Wesen tut sich der Autor dieser Zeilen eigentlich schwer mit Verkleidungen aller Art, betrachtet er den Karneval ohnehin in der Regel mit einer Mischung aus völkerkundlichem Interesse und ungläubigem Staunen über das jecke Bedürfnis, an fünf Tagen im Jahr endlich so sein zu wollen, wie man eigentlich sein könnte. Er fragt sich, warum man denn nicht immer so ist, wie man sein möchte.

Der Autor ist überzeugt und zufrieden römisch-katholisch. Sicher, auch er hat an vielem in und an seiner Kirche zu meckern. Aber im Großen und Ganzen ist er gerne katholisch – und das ist gut so. Weil nun aber Narrenzeit ist, schlüpft er einmal in die andere Rolle, um als evangelisch gewandeter katholische Narr die ungeschminkte Wahrheit sagen.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Vierter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

So fing alles an. Mit den Worten und Taten Jesu in der Synagoge von Kafarnaum beginnt im Markusevangelium das öffentliche Wirken Jesu. Markus kennt keine Weihnachtserzählung. Er beginnt mit dem Erzählung des Auftretens Johannes des Täufers und der Schilderung der Taufe Jesu am Jordan. Danach wird Jesus in der Wüste versucht – ohne dass, anders als in den anderen Evangelien, die Art der Versuchung näher beschrieben würde. Es ist wohl eine Zeit der inneren Annahme seines Auftrages gewesen, denn danach

„verkündete er das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,24b.15)

Nun, nachdem er die ersten Jünger in seine Nachfolge gerufen hat, schildert Markus, wie Jesus in der Synagoge von Kafarnaum öffentlich lehrt – und seinen Worten Taten folgen lässt: Die Heilung eines Menschen, der von einem unreinen Geist besessen war, ist die erste, von der Markus berichtet.


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kath 2:30 Dies DominiIn den Farben getrennt, in der Sache vereint … wenn es um Fragen geht, die noch wichtiger sind als die schönste Nebensache der Welt, treten sogar im Fußball jene Rivalitäten in den Hintergrund, die dem Spiel die eigentliche Würze geben. Es wäre dem Spiel höchst abträglich, wenn die gegnerischen Mannschaften sich gegenseitig höflich die Tür zum Tor aufhielten. Auch die Stimmung im Stadion lebt von der Konkurrenz. Wenn es aber um die Existenz geht, Leib, Leben und Freiheit, tritt die Rivalität in den Hintergrund. Die Farben trennen weiterhin, der Respekt vor dem Leben aber gebietet Einheit in der Sache.

Wuppertal hat in der vergangenen Woche ein eindrückliches Zeichen für den Respekt des Lebens, der Freiheit und Demokratie gesetzt. Ganze zwei Demonstrationen wendeten sich angesichts der Enthüllungen eines Geheimplanes rechtsextremer AfD-Anhänger und Neonazis, die das Recherchenetzwerk „Correctiv“ veröffentlicht hatte, gegen antisemitische, rechtsnationale und rassistische Umtriebe. Eindrucksvoll war vor allem die Demonstration mit geschätzt 10.000 Teilnehmern, zu der das Aktionsbündnis „Wuppertal stellt sich quer“ aufgerufen hatte. An der Kundgebung des „Runden Tisches gegen Extremismus“ hatten immerhin 500 Menschen teilgenommen. Es schadet sicher überhaupt nicht, dass es zwei Demonstrationen zu einem Thema gab, dass existentiell für die Demokratie gab. Es steht sogar zu hoffen, dass es nicht bei diesen zwei Kundgebungen bleibt. Was irritiert, ist die Tatsache, dass es beiden Bündnissen nicht gelungen ist, trotz aller Differenzen zu einem einheitlichen Aufruf für die wichtige Sache zusammen zu finden. Nicht ohne Grund mahnt der Weisheitslehrer Jesus von Nazareth:


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Zweiter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Kennen Sie LOL? LOL ist ein Video-Format, das für Amazon Prime produziert wird und dort, inzwischen in der vierten Staffel, zu sehen ist. Für Ostern ist mit Staffel 5 zu rechnen. Dabei geht es um eine Gruppe recht bekannter „Comedians“, die sich gegenseitig zum Lachen animieren wollen, weil, wer zuerst lacht, fliegt als erster raus, Gewinner ist, wer zuletzt lacht. Falls überhaupt. Allerdings sind die Episoden bisweilen wirklich urkomisch.

Das Konzept stammt aus Japan und wird jetzt auch, nach meinem Eindruck, von höheren Kirchenkreisen adaptiert. Daniel Deckers von der FAZ nennt es „Mummenschanz“, was dort gespielt wird: zuerst tritt ein Problem auf, z.B. der Umgang der Kirche mit gleichgeschlechtlich empfindenden Paaren, das Problem nimmt an Virulenz zu, der Papst lässt seinen Glaubenshüter Fernández ein jüngeres Verbotsschreiben dessen Behörde mit blumigen Nebelkerzen einkassieren, woraufhin sich über diesen ein veritabler Shitstorm ergießt, angeführt von den Kardinälen Müller und Sarah. Daraufhin rudert der angegriffene emsig zurück, bekräftigt die alte Lehre und verkürzt mögliche Segnungsriten auf 10 Sekunden, wobei spätestens jetzt die meisten Betrachter sich wohl nicht mehr vor Lachen halten könnten, wenn das Thema damit nicht so ganz und gar den betroffenen Menschen nicht gerecht würde. Mummenschanz scheint da nur ein mildes Urteil.


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kath 2:30 Dies DominiWieder einmal ist es nach der Sintflut. Gefühlt scheint sich die Frequenz solcher Naturgewalten zu erhöhen. Mit einem gewissen Fatalismus werden die sich häufenden Ereignisse hingenommen, wo früher noch die Klage erhoben wurde, wie Gott so etwas zulassen können … so er denn ist. Was glauben Sie denn?

Mit eben jenem Fatalismus scheinen viele auch die anderen Krisen der Welt bestenfalls zu Kenntnis zu nehmen. Ob der Krieg im Nahen Osten, der droht, zu einem Flächenbrand zu werden, oder dem Überfall Russlands auf die Ukraine, bei dem ein Autokrat nicht nur die Jugend des eigenen Volkes für seine Ideologie opfert – im saturierten Westen möchte man mit all dem eigentlich nichts zu tun haben. Bestenfalls zündet man Kerzen des Friedens an, betet vielleicht für die Beendigung des Krieges oder singt mit der Inbrunst der eigenen unbedrohten Existenz von Herzen, dass Friede für alle werden möge. Das ist allzu menschlich, aber letztlich zu wenig, wie Nathan der Weise in Lessings dramatischem Gedicht seine Tochter Recha lehrt:

„Begreifst du aber, wie viel andächtig schwärmen leichter, als gut handeln ist? Wie gern der schlaffste Mensch andächtig schwärmt, um nur – ist er zuzeiten sich schon der Absicht deutlich nicht bewusst – um nur gut handeln nicht zu dürfen?“


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Fest der Heiligen Familie, Lesejahr B

Es ist schon eine bemerkenswerte Burleske, die sich seit dem 18. Dezember 2023 in der römisch-katholischen Kirche ereignet. Kein Dogma wurde verkündet, keine Enzyklika promulgiert, kein Motu proprio erlassen – der Papst hat lediglich eine Erklärung abgesegnet, die der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Víctor Manuel Kardinal Fernández zusammen mit dem Sekretär für die doktrinäre Sektion, Msgr. Armando Matteo vorgelegt hat. „Fiducia supplicans“  – also „das flehende Vertrauen“ sind die ersten Worte dieser Erklärung, der zur interpretativen Absicherung eine einleitende „Präsentation“ vorangestellt ist, die sicherheitshalber klarstellt, dass sie

„fest bei der überlieferten Lehre der Kirche über die Ehe stehen [bleibt] und (…) keine Art von liturgischem Ritus oder diesem ähnliche Segnungen zu[lässt], die Verwirrung stiften könnten.“ (Fiducia supplicans, Präsentation)

Denn genau darum geht es in der Erklärung: Um den Segen von Paaren, die aus Sicht der Erklärer „irregulär“ sind, also gleichgeschlechtlichen Verbindungen oder Partnerschaften, die nicht durch das Sakrament der Ehe geregelt sind – dazu gehören auch wiederverheiratet Geschiedene.

Eigentlich ist nach der einleitenden Präsentation schon alles klar: Es ändert sich prinzipiell nichts. Wohl wird in Einzelfällen unter besonderen Gegebenheiten, die auf keinen Fall liturgisch kontextualisiert sein dürfen, die pastorale Möglichkeit eingeräumt, die von der Erklärung so betitulierten „irregulären“ Paare zu segnen, wobei auf keinen Fall der „irreguläre“ Status der Partnerschaft offiziell bestätigt werden darf. Deshalb dürfen solche Segnungen eigentlich nur spontan und formlos erfolgen. Ein formalisierter Ritus ist nicht nur nicht vorgesehen, sondern wird abgelehnt. Welche Paare in „irregulären“ Situationen (die abwertende Qualifizierung „irregulär“ wird auch durch Wiederholung nicht besser …) sind denn damit zufrieden?


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