Herzlich Willkommen bei kath 2:30, dem Blog der Katholischen Citykirche Wuppertal.
Hier geht es zum Videopodcast von kath 2:30.
Besuchen Sie auch die Mystagogische Kirchenführung.
Oder die Seite des Heiligen Laurentius, unter Stadtpatron Wuppertal.

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Vierter Sonntag der Osterzeit, Lesejahr B

Die Kirche ist noch nicht am Tiefpunkt ihrer selbstgemachen Krise angelangt. Das Unvermögen derer, die sich Hirten nennen und die Vorgeben, die Kirche zu führen zu leiten, im Umgang mit denen, die von klerikalem Missbrauch betroffen sind, und die Unfähigkeit, sich konstruktiv kritisch mit ethischen Fragen der Gegenwart auseinanderzusetzen, zeitigen eklatante Folgen. Saßen früher in Talkshows fast schon obligat geweihte oder ungeweihte Theologinnen und Theologen in den Gesprächsrunden, in denen sie mehr oder weniger kompetent mitdiskutierten, sind sie nunmehr fast vollständig verschwunden. Das gilt zunehmend auch für Arbeitskreise und Expertenrunden, die die Politik in ethischen Fragen beraten sollen. Aktuell ist in der Arbeitsgruppe, die sich mit der möglichen Abschaffung des §218 des StGB befasst, keine (moral-)theologische Expertise mehr gefragt. Die Begründung ist frappierend und müsste allen, die Verantwortung tragen, die Schamesröte ins Gesicht steigen lassen: Eine Kirche, die es in eigenen Reihen offenkundig an Moral mangeln lässt und nicht in der Lage ist, den von Missbrauch Betroffenen würdig zu begegnen, hat jedes Recht und jeden Anspruch auf Mitwirkung an ethischen Diskursen verwirkt. Das, wofür die Kirchen einmal standen, haben sie selbst in den Staub getreten. Sie taugen noch nicht einmal mehr als clowneske Skurrilität in Talkshows; sie haben sich selbst unmöglich gemacht … und tun es offenkundig weiterhin.


2 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDas Gewohnte kann schnell gewöhnlich werden – vor allem wenn es darum geht, das Gewohnte bewahren zu wollen. Freilich muss man sich schon sehr anstrengen, um die Komplexität der Welt zu übersehen. In früheren Zeiten genügten einfache Erklärungsmuster, um die Welt begreifbar zu machen. Je tiefer der Mensch aber in der Erkenntnis vordringt, desto komplexer und vielschichtiger, verwobener und chaotischer erscheinen die Zusammenhänge. Für nicht wenige ist das beängstigend, so dass der Trieb zur Vereinfachung verständlich ist. Der Rückzug in das Private, die Flucht in virtuelle Scheinwelten und der Ruf nach einer individuellen Freiheit, die mit den Problemen und Zumutungen einer Welt, die sich nicht so einfach vom Menschen beherrschen lassen will, nichts zu tun hat, sind die Folge. Und so werden virale Pandemien, der Klimawandel, die Energiewende und die krisenhaften Bedrohungen des Friedens wohl eher als persönliche Kränkung, denn als Herausforderungen begriffen, gegen die sich der Widerstand regt. Wenn das Gewohnte in Frage steht, treibt es auch die Bequemsten aus dem Sessel – meist wohl virtuell. Weil aber Anstrengungen als Zumutungen empfunden werden, haben diejenigen Konjunktur, die mit einfachen Antworten die Komplexität der Welt übertünchen. Statt sich in demokratische Diskursen streithaft gemeinsam auf den Weg zu machen, sehnt sich so mancher gewöhnlich Gewordene nach einer starken Führung, die von eigenem Denken entlastet. Das ist wohl die tiefste Bedrohung der Gegenwart, weil die, die sich der Anstrengung des Denkens und Handelns entziehen wollen, früher oder später zu einer führbaren Masse degenerieren, die auf Befehl aus den Sesseln getrieben stillzustehen haben. Was glauben Sie denn?


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDie Bewegung ist gescheitert. Was so hoffnungsvoll ein gutes Jahr zuvor in Galiläa im Frühling begann, findet sein brutales Ende. Noch einen Abend zuvor hoffte man, das angekündigte Reich Gottes würde nun endlich anbrechen. Man war vorbereitet. Einige waren sogar bereit, mit Waffengewalt für das Reich Gottes zu streiten. Der aber, auf den sie all ihre Hoffnung gesetzt hatten, lies sich widerstandlos festnehmen und kreuzigen, als hätte man ein Opferlamm zur Schlachtbank beführt. Man macht sich heute keinen Begriff davon, wie brutal der Tod am Kreuz war. Geißelung, auch sexuelle Demütigung gehörten zum sadistischen Vorspiel, das manche Delinquenten schon nicht überlebten. Ans Kreuz genagelt konnte sich der Tod über Tage hinziehen, bis sein Eintreten Erlösung bedeutete. Kein Römer durfte am Kreuz sterben; diese entwürdigende Tötungsart war Sklaven und Provinzialen vorbehalten. Die Brutalität, die den Menschen damals vor Augen stand, konnte nur bedeuten, dass die, die so starben, unabhängig von Schuld oder Unschuld, von Gott verlassen, ja verflucht sein mussten. Und so heißt es folgerichtig in der Thora:

„Ein (am Pfahl) Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter.“ (Dtn 21,23)

Die Jünger Jesu erlebten den Kreuzestod Jesu als totales Scheitern. Mit seinem Tod war auch ihre Bewegung gescheitert. Da half eben nur rennen, retten, flüchten. Alles war aus. Alles ist aus. Was glauben Sie denn?


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Palmsonntag, Lesejahr B

An und für sich ist der Mensch von anpassungsfähigem Wesen. Er hätte sonst in längst vergangenen Zeiten kaum überleben können. Jäger und Sammler mussten den Herden hinterherziehen oder neue Gebiete suchen, deren Nahrungsangebot das Überleben sicherten, wenn Klimawechsel, Naturkatastrophen oder andere Gründe ihn dazu zwangen. Der frühe Mensch hat es aufgrund dieser Wesenseigenschaft der Flexibilität zu überleben. Das änderte sich, als er sesshaft wurde. Jetzt hatte er Haus und Grund, das nicht nur verteidigt werden musste. Auch die Flexibilität ging verloren. Weidegründe konnte man neue suchen. Bestellte Äcker und Schollen hingegen waren und sind immobil. Die nomadische Existenz muss stets offen sein für Neues; immobil Sesshafte hingegen beschwören gerne eine Hermeneutik der Kontinuität oder – etwas vorsichtiger – eine Hermeneutik der Reform in der Koninuität, die suggeriert es sei alles immer schon so gewesen, wie es ist und wie es weiter sein muss. Man kann das verstehen. Man baut halt nicht alles Tage ein neues Haus für sich und die seinen. Selbst kleine Häuser sind kleine Paläste. Merkwürdig aber wird es, wenn führende Vertreter eine Kirche, die sich seit Augustinus selbst gerne als wanderndes Volk Gottes definiert, denen, die als Späher und Pfadfinderinnen neue Wege suchen, das Wort Gottes in neuen Zeiten zu verkünden, in einer Weise von der Hermeneutik der Kontinuität reden, die die Wanderschuhe in Beton einzementiert.


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiEs geschah wahrscheinlich in den Weiten afrikanischer Savannen: die Vorfahren des Menschen richteten sich auf. So konnte man nicht nur Feinde schneller erspähen; auch bedeutete das Freiwerden der Vorderläufe, dass man mit den Händen nun die Herausforderungen des Lebens anpacken zu können. Dieser evolutionäre Fortschritt war entscheidend für jene Entwicklung, an deren vorläufigem evolutionären Höhepunkt heute die menschliche Spezies vor der Aufgabe steht, die lang errungene Aufrichtigkeit nicht selbstverschuldet zu verlieren.

Mittlerweile hat der Mensch die Natur bezwungen und kultiviert. Nun denkt er, zivilisiert zu sein. Dass das eine große Selbsttäuschung ist, zeigen nicht nur die verheerenden Kriege des 20. Jahrhunderts. Auch die Gegenwart ist von eine todbringenden Chaos von Kriegen gekennzeichnet: Der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der wohl nur durch großimperiale Fantasien eines menschenverachtenden Diktators entspringt, oder der nach einem menschenverachtenden, von sadistischer Brutalität kaum zu überbietenden Angriff der Hamas auf Menschen im Süden Israels neu entflammte Krieg in Gaza oder den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Aserbaidschan und Armenien oder die vielen anderen todbringenden Konflikte, die nie dem Leben dienen. Auf allen Seiten sterben Menschen einen unverdienten Tod, weil Diener einer Kultur des Todes ihre eigene Ideologie selbstherrlich zur alleinigen Norm erheben.


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Zweiter Fastensonntag, Lesejahr B

Die Gegenwart zeigt auf vielen Ebenen, dass sie eine Zeit der Bewährung ist. Die gewohnte Ordnung in der Welt, aber auch in der Kirche ist in Bewegung geraten. Einiges wird verrückt, manche werden daran verrückt. Solche Zeiten der Bewährung sind nicht neu. Es hat sie zu allen Zeiten gegeben. Und zu allen Zeiten gibt es jene, die das Gewohnte um jeden Preis behalten wollen und deshalb gewöhnlich werden – sei es, dass sie die Herausforderungen der Zeit und die Zumutungen der Bewährung als solches gar nicht wahrnehmen wollen und sie ignorieren, sei es, dass mit brachial-beharrlicher Bunkermentalität jede Veränderung abgewiegelt wird. Konservativ nennen sich manche dieser Betonmischer, die der Tradition ein paar Schuhe aus Zement verpassen möchten, damit sie nicht fortlaufen und bewahrt werden kann. Dabei gehen manche Werte verloren, die es eigentlich wert sind, bewahrt zu werden. Was konservativ ist – die Bewahrung von Werten wie Nächstenliebe oder die Bewahrung der kurzen Rasenlänge und der Gartenzwerge im eigenen geistigen Vorgarten – ist schon lange nicht mehr klar …

Auf der anderen Seite gibt es jene, die die Unausweichlichkeit der Veränderung durchaus wahrnehmen, auf ihre eigene Weise aber das Bewährte irgendwie retten wollen. Solche Zeitgenossinnen und Zeitgenossen sprechen dann gerne von „Reform“. Sie hoffen darauf, dass ein wenig Kosmetik der äußeren Gestalt reichen würde um die Bewährung zu überstehen. Sich selbst aber wollen auch sie oft nicht in Frage stellen. Lieber rennt man immer wieder mit dem Kopf gegen die gleiche Stelle jener Mauer, die die brachialen Betonmischer mittlerweile um den geistigen Vorgarten gezogen haben. Das zeigt durchaus Wirkung – weniger für die Mauer, eher für den eigenen Kopf.


1 Kommentar

kath 2:30 Dies DominiEigentlich wäre an dieser Stelle heute die evangelische Kolumne zu erwarten gewesen. Weil aber Karneval ist, darf man getrost einmal die Rollen tauschen. Mit seinem westfälisch geprägten Wesen tut sich der Autor dieser Zeilen eigentlich schwer mit Verkleidungen aller Art, betrachtet er den Karneval ohnehin in der Regel mit einer Mischung aus völkerkundlichem Interesse und ungläubigem Staunen über das jecke Bedürfnis, an fünf Tagen im Jahr endlich so sein zu wollen, wie man eigentlich sein könnte. Er fragt sich, warum man denn nicht immer so ist, wie man sein möchte.

Der Autor ist überzeugt und zufrieden römisch-katholisch. Sicher, auch er hat an vielem in und an seiner Kirche zu meckern. Aber im Großen und Ganzen ist er gerne katholisch – und das ist gut so. Weil nun aber Narrenzeit ist, schlüpft er einmal in die andere Rolle, um als evangelisch gewandeter katholische Narr die ungeschminkte Wahrheit sagen.


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Vierter Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

So fing alles an. Mit den Worten und Taten Jesu in der Synagoge von Kafarnaum beginnt im Markusevangelium das öffentliche Wirken Jesu. Markus kennt keine Weihnachtserzählung. Er beginnt mit dem Erzählung des Auftretens Johannes des Täufers und der Schilderung der Taufe Jesu am Jordan. Danach wird Jesus in der Wüste versucht – ohne dass, anders als in den anderen Evangelien, die Art der Versuchung näher beschrieben würde. Es ist wohl eine Zeit der inneren Annahme seines Auftrages gewesen, denn danach

„verkündete er das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,24b.15)

Nun, nachdem er die ersten Jünger in seine Nachfolge gerufen hat, schildert Markus, wie Jesus in der Synagoge von Kafarnaum öffentlich lehrt – und seinen Worten Taten folgen lässt: Die Heilung eines Menschen, der von einem unreinen Geist besessen war, ist die erste, von der Markus berichtet.


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiIn den Farben getrennt, in der Sache vereint … wenn es um Fragen geht, die noch wichtiger sind als die schönste Nebensache der Welt, treten sogar im Fußball jene Rivalitäten in den Hintergrund, die dem Spiel die eigentliche Würze geben. Es wäre dem Spiel höchst abträglich, wenn die gegnerischen Mannschaften sich gegenseitig höflich die Tür zum Tor aufhielten. Auch die Stimmung im Stadion lebt von der Konkurrenz. Wenn es aber um die Existenz geht, Leib, Leben und Freiheit, tritt die Rivalität in den Hintergrund. Die Farben trennen weiterhin, der Respekt vor dem Leben aber gebietet Einheit in der Sache.

Wuppertal hat in der vergangenen Woche ein eindrückliches Zeichen für den Respekt des Lebens, der Freiheit und Demokratie gesetzt. Ganze zwei Demonstrationen wendeten sich angesichts der Enthüllungen eines Geheimplanes rechtsextremer AfD-Anhänger und Neonazis, die das Recherchenetzwerk „Correctiv“ veröffentlicht hatte, gegen antisemitische, rechtsnationale und rassistische Umtriebe. Eindrucksvoll war vor allem die Demonstration mit geschätzt 10.000 Teilnehmern, zu der das Aktionsbündnis „Wuppertal stellt sich quer“ aufgerufen hatte. An der Kundgebung des „Runden Tisches gegen Extremismus“ hatten immerhin 500 Menschen teilgenommen. Es schadet sicher überhaupt nicht, dass es zwei Demonstrationen zu einem Thema gab, dass existentiell für die Demokratie gab. Es steht sogar zu hoffen, dass es nicht bei diesen zwei Kundgebungen bleibt. Was irritiert, ist die Tatsache, dass es beiden Bündnissen nicht gelungen ist, trotz aller Differenzen zu einem einheitlichen Aufruf für die wichtige Sache zusammen zu finden. Nicht ohne Grund mahnt der Weisheitslehrer Jesus von Nazareth:


0 Kommentare

kath 2:30 Dies DominiWieder einmal ist es nach der Sintflut. Gefühlt scheint sich die Frequenz solcher Naturgewalten zu erhöhen. Mit einem gewissen Fatalismus werden die sich häufenden Ereignisse hingenommen, wo früher noch die Klage erhoben wurde, wie Gott so etwas zulassen können … so er denn ist. Was glauben Sie denn?

Mit eben jenem Fatalismus scheinen viele auch die anderen Krisen der Welt bestenfalls zu Kenntnis zu nehmen. Ob der Krieg im Nahen Osten, der droht, zu einem Flächenbrand zu werden, oder dem Überfall Russlands auf die Ukraine, bei dem ein Autokrat nicht nur die Jugend des eigenen Volkes für seine Ideologie opfert – im saturierten Westen möchte man mit all dem eigentlich nichts zu tun haben. Bestenfalls zündet man Kerzen des Friedens an, betet vielleicht für die Beendigung des Krieges oder singt mit der Inbrunst der eigenen unbedrohten Existenz von Herzen, dass Friede für alle werden möge. Das ist allzu menschlich, aber letztlich zu wenig, wie Nathan der Weise in Lessings dramatischem Gedicht seine Tochter Recha lehrt:

„Begreifst du aber, wie viel andächtig schwärmen leichter, als gut handeln ist? Wie gern der schlaffste Mensch andächtig schwärmt, um nur – ist er zuzeiten sich schon der Absicht deutlich nicht bewusst – um nur gut handeln nicht zu dürfen?“


0 Kommentare
Nächste Seite »