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kath 2:30 Aktuell LogoMit theologischer Vernunft und Tatkraft gegen die Banalisierung des Glaubens

Wir schreiben das Jahr 325 nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Vor 12 Jahren hatte unser verehrter Kaiser Konstantin durch ein Edikt, das man später die ‚Mailänder Vereinbarung‘ nennen wird, die Zeiten der blutigen Verfolgung der Christen beendet. Man duldet uns jetzt. Nein, es ist mehr als Duldung. Wir spüren, dass Konstantin sich mehr von uns verspricht. Sein Reich ist in Gefahr. Dieses große römische Reich droht zu zerfallen. Der heidnische Glaube bietet kein Fundament mehr. Und Kaiser Konstantin hat die Kraft unseres Gottes, des einen und wahren Herrn der Welt, selbst erfahren. In der Schlacht an der milvischen Brücke hatte er gesiegt, gesiegt im Zeichen unseren Herrn Jesus Christus. Mehr aus eine Laune heraus denn aus Überzeugung hatte er das Christuszeichen, das ☧, auf die Schilde seiner Soldaten zeichnen lassen. Es war für ihn halt ein neuer, anderer Gott, dessen Schutz man einmal versuchen könnte. Die alten Götter hatten ja an Einfluss verloren.

Konstantin siegte im Zeichen des neuen Gottes, unseres Gottes und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Zum Dank beendete der neue Kaiser die blutigen Verfolgung. Viele haben ihren Glauben standhaft bis ins Martyrium durchgehalten. Jetzt können wir frei leben. Aber noch ist die Kirche von der Verfolgung gezeichnet. Wenn ich hier in die Runde schaue, dann sehe ich viele meiner Bruder, die die Wunden dieser Zeit noch an ihrem Leib tragen. So etwa Paphnutius von Theben, Potamon von Heraklea oder Paulus von Neo-Caesarea. Ihre Anwesenheit ehrt uns. Ihre Standhaftigkeit ist unser Vorbild. Ihre Stigmata alleine verleihen ihnen schon Autorität.

Wir, das sind 318 Bischöfe aus dem ganzen Reich. Wir sind auf Einladung Kaiser Konstantins hier. Er hatte gehofft, dass das immer stärker gewordene Christentum dem Reich Stabilität geben würde. Aber seit der äußere Druck der Verfolgung nicht mehr auf uns lastet, brechen die alten Streitfragen des Glaubens wieder auf. Vor allem die Frage, wer Jesus Christus ist, treibt die Kirche um. Der Presbyter Arius vertritt die Lehre, der in Jesus Christus inkarnierte Logos sei geschöpflich, Jesus Christus sei also nicht göttlich. Welch ein Irrglaube. Arius, der Unbelehrbare, ja auch er ist unter uns.

Schon kurz, nachdem der Kaiser am 20. Mai 325 das Konzil feierlich eröffnet hatte, stellte sich aber heraus, dass unter denen, die sich hier unter den Dächern der kaiserlichen Residenz in Nicäa versammelt haben, anfangs eine Mehrheit dem arianischen Irrglauben anhing. Kaiser Konstantin hatte in seiner Eröffnungsrede eindringlich seinen Wunsch nach kirchlicher Eintracht betont. Von Anfang an war klar, dass dieses Konzil nur durch eine einmütige Entscheidung beendet werden kann. Ob ein solcher Konsens aber zustande kommen würde, war am Anfang mehr als fraglich. Die Syllukanisten, Anhänger der Schule Lukians, der als Vater der arianischen Irrlehre gilt, ergriffen das Wort. Sie stellten ihr Glaubensbekenntnis vor, dessen Inhalt in alle Ewigkeit verdammt sein möge. Das Irrbekenntnis wurde zu Recht von den Rechtgläubigen zerrissen – und das nicht nur mit Worten. Auch ich war dabei. Im Eifer des Gefechtes habe ich diesen Arius sogar geohrfeigt. Gott möge mir verzeihen, dass ich meinen Feind nicht lieben konnte. Aber um der Wahrheit willen konnte ich nicht schweigen. Und für die Wahrheit lebe ich. Ich bin und kann nicht anders.

Dann geschah das Wunder. Nach Tagen der zermürbenden Diskussion zwischen den Arianern und den Homoousianiern, die die Wesensgleichheit (ὁμοούσιος/homooúsios = wesensgleich) des göttlichen Sohnes mit dem göttlichen Vater lehrten – und Gott weiß, ich bin einer von ihnen! – ergriff der Kaiser das Wort. Er erklärte, dass

ὁμοούσιος nicht im Sinn von körperlichen Beziehungen verstanden werden dürfte, da eine immaterielle geistige und nichtkörperliche Natur nicht körperlichen Beziehungen unterworfen sein könne. Diese Dinge müssten verstanden werden als geistliche und unaussprechliche Bedeutung. (aus dem Protokoll des Eusebius von Caesarea)

Damit war die Entscheidung gefallen. Per Dekret des Kaisers war die Lehre des Arius verurteilt. Aber würden die ihm folgenden Bischöfe sich unterwerfen?

Ossius von Cordoba, Bischof am kaiserlichen Hof und einer der wenigen anwesenden Bischöfe der lateinischen Kirche, bekam schließlich den Auftrag, mit einer Gruppe ein Glaubensbekenntnis auszuarbeiten. Er schlug folgenden Text vor, den man später das „nicänische Glaubensbekenntnis“ oder das „nicänische Symbolum“ nennen sollte:

Wir glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.

Und an den einen Herrn Jesus Christus,
den Sohn Gottes,
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,
Gott aus Gott, Licht aus Licht,
wahrer Gott aus wahrem Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater (homoousion to patri);
durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist;
der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist,
Mensch geworden ist,
gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist,
aufgestiegen ist zum Himmel,
kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten;

Und an den Heiligen Geist.

Zum ersten Mal stand unter dem Text aber auch das Anathem:

Diejenigen aber, die da sagen „es gab eine Zeit, da er nicht war“ und „er war nicht, bevor er gezeugt wurde“, und er sei aus dem Nichtseienden geworden, oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Hypostase oder Wesenheit, oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar, die verdammt die katholische Kirche. [richtig: die belegt die katholische Kirche mit dem Anathema]

Jetzt war klar, dass der, der nicht unterzeichnen würde, sich selbst aus der Kirche ausschließen würde (anathema sit).

Ich unterschrieb, ohne zu zögern. Jesus Christus muss wahrer Mensch und wahrer Gott sein. Wie sonst sollten wir erlöst werden. Wäre er, wie Arius lehrt, ein bloßer Mensch, dann wäre nur ein außergewöhnlich guter Mensch von Gott wie zur Belohnung auferweckt worden. Könnte ich da bestehen?
Wäre er nur Gott, wie manche andere lehren, die sich Doketisten nennen, weil sie lehren, Gott habe sich eines menschlichen Scheinleibes bedient (δοκεῖν/dokeîn = scheinen), dann wäre er ja nicht am Kreuz gestorben. Wie könnte Gott denn sterben? Ist Christus aber nicht gestorben, dann kann er auch nicht von den Toten auferstehen. Schon der Apostel Paulus lehrt aber:

Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und der Glaube nutzlos (vgl. 1 Kor 15, 14)

Wenn Christus nicht wirklich am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist, dann sind wir auch nicht vom Tod erlöst.

Nein, es ist ein Gebot der Theologie, dass Jesus Christus um unseres Heiles willen am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist. Benennt Paulus selbst nicht 513 Männer, die bezeugen können, dass der Gekreuzigte wirklich lebt (vgl. 1 Kor 15,5-8). Deshalb allein bekennen wir mit Paulus den Glauben, den schon er empfangen und verkündet hat:

Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift,
und ist begraben worden.
Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift
(1 Kor 15,3f)

Das macht nur Sinn, wenn Jesus Christus wahrer Mensch und wahrer Gott ist. Wenn in ihm Gottheit und Menschheit gleichermaßen gegenwärtig sind. Wenn er wesensgleich mit dem Vater aus, Gott aus Gott, gezeugt und eben nicht geschaffen, wie dieser Arius es behauptet.

Arius macht es sich zu einfach. Wer glaubt, darf aber nicht einfältig sein, genausowenig wie der Glaube zur Einfalt führt. Wer glaubt, erlangt Erkenntnis. Wer glaubt, wird aufgeklärt.

Das haben offenkundig auch die meisten anderen anwesenden Bischöfe erkannt. Auch Eusebius von Cäsarea, der ursprünglich mit den Arianern sympathisierte, unterzeichnete nach kurzer Bedenkzeit. Die Kirche war befriedet, die Einheit wieder hergestellt. Die, die nicht unterzeichneten, zogen sich das Anathem zu. Sie verloren ihr Amt. Nein, der Glaube fordert keine Opfer, er fordert Wahrheit. Und die Wahrheit fordert den ganzen Menschen. Paphnutius von Theben, Potamon von Heraklea und Paulus von Neo-Caesarea bezeugen das allein.

Mein Name ist übrigens Nikolaus von Myra. Man wird so manche Geschichte über mich erzählen. Und manches davon ist wahr. Denn der Glaube fordert Konsequenzen. Das Bekennen alleine genügt nicht, wenn der Glaube nicht zu Leben wird. Worte wollen getan werden. Aber eine Tat ohne Wahrheit bleibt hohl – so hohl wie mancher fair gehandelte Schokoladennikolaus, mit dem in 1687 Jahren manche versuchen werden, den Glauben zu retten. Ach, würden sie doch den wahren Glauben verkünden, um den wir so hart gerungen haben. Dann hätten sie mich verstanden.

Anathema sit!

Dem Nikolaus in den Mund gelegt von
Dr. Werner Kleine

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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