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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Zweiter Sonntag der Osterzeit/Weisser Sonntag, Lesejahr C

Was wäre gewesen, wenn es zur Zeit Jesu schon die Smartphones und die sozialen Medien gegeben hätte. Hätte man live vom Grab gestreamt, womöglich eine Überwachungskamera aufgestellt? Hätte man den Aufenthaltsort der Jünger geleakt und die Kameras auf sie gehalten? Wäre es Maria Magdalena als erstes eingefallen ein Selfie mit dem Auferstandenen zu machen? Und was hätte man darauf gesehen – womöglich nur eine verwirrt glücklich strahlende Frau, neben der nichts zu sehen ist, weil der Auferstandene eigentlich schon nicht mehr von dieser Welt ist. Sie konnte ihn damals schon nicht festhalten. Und auch Thomas, der berühmte Zweifler, kann nicht glauben, bevor er den Auferstandenen nicht begreifen darf. Davon erzählt das Evangelium vom zweiten Sonntag der Osterzeit. Die anderen Jünger sind dem Auferstandenen schon begegnet. Trotz verschlossener Türen kam Jesus zu ihnen. Wohlgemerkt: Er kam nicht durch geschlossene Türen oder Maurern wie ein Gespenst oder ein Geist. Die wären, so man denn an sie glauben möchte, immer noch Teil der diesseitigen Welt. Nein, der Evangelist Johannes sagt einfach, dass die Jünger bei verschlossenen Türen versammelt waren; dann

„kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19b)

Das Besondere ist die Begegnung in sich, nicht die Art und Weise der Erscheinung. Letztere wird nicht hinterfragt, erstere bedarf hingegen einer Identifikation. Gerade weil die Begegnung mit dem Auferstandenen von den Begegnungen mit dem irdischen Jesus verschieden ist, stellt sich die Frage, ob es wirklich der Auferstandene ist oder nicht eine andere Vision. Das klärt zum einen, dass das Leben nach dem Tod nicht einfach eine Verlängerung der irdischen Existenz ist. Der Auferstehungsleib ist von dem aus Fleisch und Blut offenkundig verschieden. Andererseits muss doch die Identität erkennbar bleiben. Bei aller Diskontinuität in der Art der Leiblichkeit muss es eine Kontinuität in der Individualität geben. Deshalb wird der Auferstandene nicht an seiner äußeren Erscheinung erkannt. Die Berichte sind hier ohnehin äußerst diffus. Sie beschreiben nicht, was die ersten Auferstehungszeuginnen und -zeugen gesehen haben. Lediglich von Maria Magdalena heißt es, sie glaube, einen Gärtner vor sich zu haben (vgl. Joh 20,15). Die Identifikation des Auferstandenen erscheint dagegen fast unzweifelhaft eindeutig: Die Emmausjünger erkennen ihn an der Art und Weise des Brotbrechens (vgl. Lk 24,30f), Maria Magdalena erkennt ihn an der Stimme und der offenkundig einzigartigen Art und Weise, wie er ihren Namen ausspricht (vgl. Joh 20,16) und – wie es das Evangelium vom zweiten Sonntag der Osterzeit berichtet – die Jünger schließlich an den Wundmalen:


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Palmsonntag, Lesejahr C

Es ist soweit: Die Fastenzeit – seit dem Zweiten Vaticanum ja eigentlich die ‚Österliche Bußzeit‘ – neigt sich ihrem Ende zu. Ostern schaut schon um die Ecke, der liturgische und sakramentale Höhepunkt des Kirchenjahres ist am Horizont zu erkennen.

Der Charakter des heutigen Sonntags und die Inhalte der Schriftlesungen werden hinlänglich bekannt sein. Die Lesungen aus Jesaja und dem Philipperbrief wiederholen sich an jedem Palmsonntag. Die Evangelientexte wechseln innerhalb der drei Lesejahre durch alle vier Evangelisten. Dieses Jahr ist es die Passion nach Lukas. Dieser setzt in seiner Erzählung eigene Akzente, die wir bei Markus, Matthäus und Johannes nicht hören. Der Jesus der Lukas-Passion scheint menschlicher, nahbarer.

Er klagt nicht an und vermeidet es dadurch, das eigene Unglück abzuwenden:

Doch siehe, die Hand dessen, der mich ausliefert, ist mit mir am Tisch. […] Da fragte einer den andern, wer von ihnen das wohl sei, der dies tun werde. Es entstand unter ihnen ein Streit darüber, wer von ihnen wohl der Größte sei. LK 22,21-24

Er fürchtet sich vor dem, was kommt und tut doch, wozu er gekommen ist und damit das Richtige für uns:

Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte. LK 22,44

Er zeigt Mitleid mit seinen Feinden und nimmt geschehenes Unheil zurück:

Noch während er redete, siehe, da kam eine Schar Männer; […] Und einer von ihnen [d.h. den Jüngern] schlug auf den Diener des Hohepriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab. Da sagte Jesus: Lasst es! Nicht weiter! Und er berührte das Ohr und heilte den Mann. LK 22,47-51

Er spendet Trost, obwohl er selbst in der eigenen ausweglosen Situation ist:

Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und eure Kinder! LK 23,28

Er vergibt auch denen, die ihm das Schlimmste – den Verbrechertod – zumuten:

Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! LK 23,34

Er vermag es sogar in Momenten der größten Agonie dem Nächsten den Weg zum Heil zu weisen und zuzusagen:


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kath 2:30 Dies DominiAm Beginn steht das öffentliche und totale Scheitern. Was hoffnungsvoll im galiläischen Frühling begann, fand sein jähes Ende in der Demütigung des Kreuzestodes. Der, in dem manche den Gesalbten Gottes sahen, wurde vor aller Augen der Schmach des Todes am Kreuz überantwortet.

„Ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter.“ (Dtn 21,23)

– so heißt es in der Thora. Tiefer, entehrter und gottverlassener kann man nicht sterben. Christen glauben an einen Gescheiterten. Was glauben Sie denn?

Die römische Strafe der Kreuzigung war eine ausgesuchte Form der Demütigung über den Tod hinaus. Sie begann mit einer brutalen Geißelung, die viele Delinquenten schon nicht überlebten. Ihr folgte die öffentliche Vorführung der Todgeweihten, dann die Kreuzigung vor aller Augen. Der qualvolle Tod konnte sich manchmal über Tage hinziehen. Es stirbt sich nicht andächtig und privat am Kreuz. Die Hinrichtung am Kreuz ist ein politisches Statement der Römer, mit der sie ihre Macht demonstrierten. Römische Staatsbürger durften nicht nur nicht gekreuzigt werden. Man sollte jede Form des Kreuzes von ihnen fernhalten, wie die beredte Stellungnahme des römischen Philosophen und Redners Cicero zeigt, der feststellt:

„Was Kreuz heißt, soll nicht nur vom Leib der Bürger Roms fernbleiben, sondern auch schon von ihrer Wahrnehmung, ihren Augen und Ohren.“

Der Kreuzestod Jesu darf als historisch gesichert betrachtet werden. Nicht nur die Evangelien berichten davon. Auch die einer besonderen Nähe zum Christentum unverdächtigen römischen Autoren Sueton, Plinius der Jünger und Tacitus verweisen auf ihn. Letzterer scheint sogar Zugriff auf damals offenkundig archivierte Prozessakten des Pilatus gehabt zu haben. Dass solche existiert haben, belegt eine Äußerung Justins des Märtyrers, der noch in der Mitte des 2. Jahrhunderts n.d.Z. in seiner Apologia mit Verweis auf das heilende Wirken Jesu schreiben kann, das offenkundig Gegenstand des Verhörs durch den römischen Statthalter war:


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