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kath 2:30 Dies DominiDie Morgenländer sind unterwegs. Sie tragen Segen mit sich. Man muss nur die Tür öffnen und sich ihre Botschaft anhören. Sie freuen sich über eine Spende, mit denen ihr Werk unterstützt wird. Sie sammeln für ihresgleichen. Typisch Morgenländer – wird da mancher Zeitgenosse unbedacht denken.

Wer sich hier im Abendland auf die Begegnung mit den Morgenländern einlässt, kann in der Tat etwas erleben. Sie singen, sie sammeln, sie segnen. Das ist die Hauptaufgabe dieser Morgenländer, die in diesen Tagen durch die Straßen der Stadt ziehen: den Segen in Wohnungen und Häuser, ja in die Stadt selbst zu tragen. Der Segen ist kostenlos, aber nie umsonst.

Zum 60. Mal findet die Aktion „Dreikönigssingen“ statt – Kinder helfen Kindern. Insgesamt haben Kinder Kinder mit über 70.000 Projekten in aller Welt geholfen haben. Wer sich also auf die Morgenländer in der Stadt einlässt, sie sogar hereinlässt, wird nicht nur selbst Segen erfahren, sondern kann Segensreiches auch mit einer kleinen Spende bewirken. Selbst wer keine Spende geben kann oder möchte, kann durch ein offenes Wort und eine offene Tür Ermutigung bewirken.

Die kleinen, durch die Stadt ziehenden Morgenländer haben große Vorbilder. Das Matthäusevangelium berichtet von Weisen, die, wahrscheinlich von Persien kommend, dem neugeborenen König der Juden ihre Aufwartung machen wollen. Weil mit Gold, Weihrauch und Myrrhe drei wertvolle Geschenke erwähnt werden, hat die Tradition aus den weisen Männern drei Könige gemacht.

Morgenländer, die solche Geschenke bringen, wären auch heute noch in jeder deutschen Stadt willkommen. Was glauben Sie denn? Nehmen ist schließlich einfacher als Geben. Kämmerer freuen sich immer über Goldgeschenke, Stadträte lieben das weihrauchgeschwängerte Lob, und mit dem würzig-süßlichen Duft des Myrrhebalsams kann man manche Leiche im Keller vergessen machen; schließlich nutzte man diesen Balsam schon zu Zeiten Jesu, um den Geruch der Verwesung zu übertünchen. Wer aber auf solche Geschenke hofft, vergisst, dass auch die wandernden Morgenländer damals nicht einfach so zum Geben durch die Welt zogen. Sie folgten einem Stern, einer Verheißung, einer Vision. Das ist das, was Land und Stadt derzeit zu fehlen scheint – eine Verheißung. Da wird sondiert, wie man sondieren kann, und rote Linien werden durch noch rotere Linien übertroffen. Nur Verantwortung, Mut und echter Aufbruch sind nicht zu erkennen. Man stelle sich die weisen Morgenländer vor, wie sie sondieren, ob sie sondieren sollen, ob sie aufgrund einer bloßen Idee aufbrechen sollten. Sie säßen immer noch da, sich selbst zaudernd um den Clou des Lebens bringend. Bei aller Weisheit: niemand braucht solche mut-, kraft- und ahnungslosen Bedenkenträger, deren halbvolles Glas mit der Zeit immer leerer wird, weil das Wasser allein vom bloßen Warten verdunstet.

Die kleinen Morgenländer sind da anders. Sie haben nichts davon, dass sie ihre Zeit verschenken – aber sie sind ein Segen für Ihr Haus, unsere Stadt und diese Welt. Sie folgen einem Stern. Es wird Zeit, es ihnen nachzutun. Haltet Ausschau in der Stadt! Luftschlösser gibt es schon genug; es braucht jetzt echte Visionen!

Dr. Werner Kleine

Erstveröffentlicht in der WZ Wuppertal vom 5. Januar 2018

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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