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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 30. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Wie oft haben wir diese Worte schon, oft in ironischer Manier, gehört:

„Gott, ich danke Dir, dass ich nicht wie die andern Menschen bin.“ (Lk 18,11)

Im Evangelium des Sonntags spricht so der Pharisäer, der mit einem Zöllner verglichen wird, der kaum Worte des Gebets findet und nur stammelt:

„Gott, sei mir Sünder gnädig.“ (Lk 18,13)

Da haben wir, wie in einem Brennglas, 1500 Jahre Ideengeschichte des Christentums vorbereitet, den Gnadenstreit. Was hat nun Vorrang, Gnade oder freier Wille? Ist nicht alles Gnade und von Gott abhängig? Wer könnte sich selbst so auf das Podest stellen wie der Pharisäer, der sich seiner guten Taten rühmt und darauf beruft, sich selbst durch seine guten Werke zu erhöhen und alles Recht darauf zu haben, auf die anderen herabzusehen. Und der andere, der verachtete Zöllner, der die Mitmenschen finanziell ausquetscht, der sich nur an die Brust schlägt und von Sünden stammelt. Wem gehört der Vorrang? Und vor allem: wem gehört die Sympathie Jesu?


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Vierter Sonntag der Osterzeit, Lesejahr A

Krisen sind Entscheidungszeiten. Charaktere offenbaren sich. Am Anfang, wenn einem das eigene Leben lieber als die Freiheit ist, reüssiert das Bedürfnis nach Solidarität – manchmal sogar dergestalt, das manch einer aus purer Tatkraft, die Nächsten so zu lieben wie sich selbst, zum Denunzianten wird. Damit beginnt der Überstieg in die zweite Krisenphase. Die Solidarität weicht halbwissender Beckmesserei. Abstandgebote, Maskenpflichten und Versammlungsverbote werden lautstark bei jenen in Erinnerung gerufen, die es ihrerseits besser wissen und den eigenen Freiheitstrieb über das Gemeinwohl stellen. Irgendwann muss es halt genug sein. Das ist die Zeit eines zunehmend divergierenden Klugscheißertums ohne Ambiguitätstoleranz. Freilich erweist sich in dieser Phase nur allzu oft, dass Klugscheißer nicht immer auch Besserwisser sind. Die dritte Phase schließlich ist pure Ermüdung. Die Wachsamkeit lässt nach. Die Solidarität auch. Es soll einfach nur vorbei sein. Allein: Ein Virus ist ein Wesen, weder tot noch lebend, ohne Verstand, sondern einfach nur darauf programmiert, sich zu vermehren. Zu mehr ist es erst einmal nicht imstande. Es will sich vermehren und weiter vermehren. Und dafür braucht es Wirte, viele Wirte. Es ist da nicht wählerisch. Ihm ist auch egal, ob die Wirte Klugscheißer oder Besserwisser sind. Es ist ihm egal, ob der Wirt endlich wieder einmal Kaffee, ein Bier oder ein Glas Wein im Restaurant trinken möchte. Es ist ihm einerlei, ob jetzt im Frühling Zeit zum Angrillen mit Freunden ist. Ganz im Gegenteil. Wo man sich trifft, findet so ein Virus neue Wirte. Es weiß ja nichts von den guten Absichten, von den politischen Beschlüssen, den Lockdown zu lockern, von den Bedürfnissen der Menschen. Es hält sich einfach nicht an Mehrheitsmeinungen und ob es den einen gefällt oder nicht, macht ihm nichts aus. Es geht halt auch so viral …


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Zweiter Adventssonntag, Lesejahr A

Das Gute hat in diesen Zeiten seine Schuldigkeit getan. Gutes tut man nicht mehr, man will es höchsten empfangen. Ein Gutmensch zu sein, ist zu einem Schimpfwort derer geworden, die tolldreist allem Glauben schenken, was sie hören wollen. Der tolle Mensch von heute schmäht den Gutmenschen als naiv. Der tolle Mensch hat ja die Wahrheit für sich gepachtet. Er ist die Mitte seiner Welt, jene Mitte, von der er Oben und Unten definiert, Rückwärts und Vorwärts und Seitwärts. Der tolle Mensch der Gegenwart betreibt ständig jene Selbstapotheose, die ihn über die Dinge erhebt. Er erschafft sich Reiche eigenen Wissens. Einem Gott gleich definiert er sein selbstkonstruiertes Wissen als alleine verbindlich. Die Huldigungen, die ihm die gefilterten Rückmeldungen der sogenannten „sozialen Netzwerke“ offerieren, bestätigen ihn, der in einer Blase sitzend in der eigenen heißen Luft räkelt. Im heißen Stream werberelevant gefilterter Meinungen nimmt er nicht mehr wahr, dass die Welt außerhalb der sogenannten „sozialen Netzwerke“ kälter wird. Dunkel wird es im Land des Abends, dunkel im Land der ehemaligen Dichter und Denker.

Es ist die Angst vor der inneren und äußeren Leere, die den tollen Menschen in die Filterblase treibt. Dort ist er zu Hause. Dort findet er die, die seines Sinnes gleichgeschaltet sind. Die Komplexität des leeren Raumes erträgt er nicht. Der tolle Mensch braucht die Vereinfachung. Er organisiert seine unterkomplexe Welt überschaubar, indem er polarisiert. Wo nur zwei Pole sind, braucht es keine bunte Welt mehr. Auf dem einen Pol sitzt er ja selbst, der tolle Mensch. Und wer auf dem anderen Pol sitzt, ist automatisch gegen ihn. Er ahnt wohl, dass es gut ist, dass da auf dem anderen Pol noch welche sind, die das Gleichgewicht halten. Die Gutmenschen stabilisieren ihn. Weil er in ihnen sein Spiegelbild sieht, erschrickt er aber ständig. Denn was er sieht, gefällt ihm nicht, dem tollen Menschen. Er erkennt in ihnen sein eigenes Nichtverstehen. Er nimmt seine Lüge wahr, will sie aber nicht wahrhaben. Der tolle Mensch mag niemanden, der möglicherweise Recht haben könnte. Denn dann kommt der Zweifel. Und Zweifel mag der tolle Mensch nicht. Er ist der Gott seiner selbsterschaffenen Welt. Was kümmert ihn die Realität. Er ist Gott!


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