Es gibt Texte und Erzählungen in der Bibel, die scheinen einem so vertraut, dass schon bei der bloßen Erwähnung der Szene Bilder entstehen, die an Eindeutigkeit nur wenig zu wünschen übrig lassen. Zu diesen Erzählung gehört zweifellos auch das Evangelium von ungläubigen Thomas, der nur dann an den Auferstandenen zu glauben bereit ist, wenn er seine Finger in die Male der Nägel und seine Hand in die Wunde seine Seite legen darf. Diese Begebenheit, die im Johannesevangelium überliefert ist (Johannes 20,19-31), wird jährlich am 2. Sonntag der Osterzeit, dem sogenannten „Weißen Sonntag“ verkündet. Fast unwillkürlich erscheint vor dem inneren Auge des Hörers ein Bild, dass Michelangelo Merisi da Caravaggio, der italienische Maler des Frühbarocks, 1603 auf die Leinwand bannte.
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Von Papst Franziskus wird erzählt, er sei nicht nur regelmäßig in den Armenküchen seines Bistums zu Gast gewesen, sondern habe diese Besuche auch sehr geschätzt, weil die Armen oft nicht nur das Essen mit ihm teilten, sondern auch ihr Herz. Vor nicht allzu langer Zeit durfte ich einem Gespräch lauschen, in dem ein deutscher Bischof sich über seine häuslichen Verhältnisse ohne regelmäßiges Mittagessen beklagte und dem Einwand seines Gesprächspartners, sicher könnten doch die Herren Prälaten – womit er offensichtlich auch die Weihbischöfe meinte – an den Angeboten der Kantine im Generalvikariat einer – nicht der Kölner – deutschen Diözese partizipieren, verständnislos begegnete: „Ja, die Prälaten sicherlich, aber die Bischöfe doch nicht?!“ Der völlig irritierte Gesichtsausdruck des hohen Würdenträgers unter der Last seiner Würde ist mir noch in Erinnerung.
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Er hat es tatsächlich getan. Papst Franz hat es wirklich getan. Er hat seine erste Messe als Papst in der sixtinischen Kapelle zum Volk gewandt an einem Sperrholzaltar gefeiert. Er hat auf die traditionellen päpstlichen Kleidungsstücke wie Mozzetta und die roten Schuhe verzichtet. Und unglaublich: Er verzichtet auf das goldene Papstkreuz. Er fährt Bus! Und er bezahlt seine Rechnung! Eine Sensation jagt die Nächste. Da kommt manche im Alten verhaftete katholische Seele nicht mit, so dass etwa das traditionalistische Online-Organ „Katholisches. Magazin für Kirche und Kultur“ in einem Beitrag, der sowohl im Ton wie in der Zielrichtung mehr an verschrobener Geisteshaltung offenbart, als den Autoren lieb sein kann, erschrocken die Frage stellt, ob die Kurienreform mit dem falschen Schritt beginnt (Quelle: Katholisches).
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Das bisherige Jahr war für die katholische Kirche sehr ereignisreich. Die Aufkündigung der Zusammenarbeit der deutschen Bischöfe mit dem Kriminologischen Institut Niedersachsen bezüglich des Forschungsprojektes zu den Missbrauchsfällen und dem Köln Klinikskandal war Anlass für eine tiefgreifende Kritik am Vorgehen der Kirche. Der am 11. Februar 2013 angekündigte und am 28. Februar 2013 um 20 Uhr wirksam gewordene Rücktritt Papst Benedikts XVI hat ebenfalls zu einer intensiven Diskussion geführt. Nun steht das Konklave an, das am kommenden Dienstag, dem 12. März 2013, beginnen soll. Mit Spannung erwartet nicht nur die katholische Öffentlichkeit, wen die am Konklave teilnehmenden Kardinäle zum neuen Nachfolger auf dem Stuhl Petri wählen werden.
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In der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln zitierte der Chefredakteur vor einiger Zeit seinen Sohn, der gemeint hatte, die Situation der Kirche sei mit dem Ruf: „Merken die denn nicht, dass die Hütte brennt?“ zutreffend beschrieben. Manch einer aber lebt und schreibt so vor sich hin in unseren Diözesen, als stünde nicht das ganze Haus schon lichterloh in Flammen, sondern als seien es lediglich kleinere Rodungsfeuerchen, die zwar unsere volkskirchlichen Strukturen in Europa vernichten, aber doch nur, um auf deren Asche entweltlichte und damit seligmachende neue Gemeinden erstehen zu lassen, herrlicher, geistlicher und frömmer als je zu Menschengedenken.
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Die diesjährige Fastenzeit ist von einer außergewöhnlichen Dynamik geprägt. Die Angekündigung Papst Benedikts XVI, am 28.2.2013 um 20 Uhr vom Petrusamt zurückzutreten und das damit bevorstehende Konklave, gibt der österlichen Vorbereitungszeit eine ganz eigene Dramaturgie.
Im Windschatten der weltkirchlichen Ereignisse hat nun auch die Deutsche Bischofkonferenz bei Ihrer Frühjahrs-Versammlung, die vom 18.-21. Februar 2013 in Trier tagte, versucht, ein Zeichen ganz eigener Art zu setzen. Kein geringerer als Kardinal Walter Kasper, der emeritiere Kuriendkardinal und ehemalige Präsident des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, hat vor den deutschen Bischöfen am 20. Februar 2013 zum Studientag „Das Zusammenwirken von Frauen und Männern im Dienst und Leben der Kirche“ eine Vortrag gehalten, dessen Quintessenz darin besteht, das Amt einer „Gemeindediakonin“ zu schaffen. Das Amt der „Gemeindediakonin“ wäre ein
„Amt für Frauen (…), das nicht das des Diakons wäre, das vielmehr so wie damals ein eigenes Profil hätte“ (Quelle: pdf-Dokument/Download www.dbk.de).
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Es ist sicher keine Untertreibung, wenn man die Ereignisse vom 11. Februar 2013 als historisch bezeichnet. Der überraschende Rücktritt Papst Benedikts XVI am Rosenmontag war selbst für Insider völlig unerwartet. Kein Wunder, dass die Spekulationen über die Gründe Anfang der Woche in zahlreichen Foren, Talkshows und Artikeln ins Kraut schossen.
Nicht alles, was dort zu lesen, zu hören und zu sehen war, entsprang wohlüberlebter Reflexion. Was da die Besserwisser nicht alles von sich gaben. In der WDR Sendung „Lokalzeit Bergisch Land“ vom 11.2.2013 verstieg sich ein im Bergischen Land wohnender, als Mitarbeiter von Radio Vatikan ausgewiesener Interviewpartner zu der Aussage, auf den Gängen des Vatikan wäre von Demenz die Rede – eine Information, die völlig ungeprüft in Umlauf gebracht wurde. In der Ausgabe der gleichen Sendung vom 12.2.2013 durfte ein junger Wuppertal unwidersprochen den Papst als „größten Abzieher“ bezeichnen, ohne dass nachgehakt wurde, wie er denn zu dieser Aussage käme.
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Es ist noch nicht allzu lange her, da hatte man als Katholik seinen Platz in der Welt. Die Gesellschaft hatte eine klare Struktur, aber sie war grundlegend christlich. Man war katholisch oder evangelisch. Die Grenzlinien konnten klar gezogen werden. So lebte jeder in seinem Milieu, in dem klare Regeln herrschten. Kritik gab es nicht. Eine kritische Auseinandersetzung war auch nicht nötig. Mit wem und über was hätte der Katholik in seinem Milieu denn auch streiten sollen – außer vielleicht über das Aroma des Weihrauchs.
Nicht erst seit der neuen Sinus-Milieu-Studie, die in diesen Tagen veröffentlicht wurde, dürfte auch dem letzten Katholiken deutlich geworden sein, dass die Zeit der katholischen Milieus vorbei sind. C. Meurer fasst das Ergebnis in einem Beitrag für katholisch.de folgendermaßen zusammen:
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Die vergangene Woche war von einer überraschenden Meldung geprägt: Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat am 31. Januar 2013 nach intensiver Beratung eine Erklärung zur „Pille danach“ abgegeben. Was von vielen Medien als fast schon revolutionäre Entwicklung vermeldet wurde, ist letztlich doch eine konsequente Entscheidung. Entgegen der landläufigen Meinung ist offensichtlich auch ein als konservativ eingestufter Erzbischof in der Lage, neue naturwissenschaftliche, in diesem Fall medizinische Erkenntnisse anzunehmen und die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Es mag sein, dass diese Entscheidung spät, vielleicht zu spät kam, wie manche Kommentatoren sicher nicht zu Unrecht bemerken. Der Entscheidung des Kardinals ist trotzdem mit Respekt zu begegnen. Sie entspricht überhaupt nicht der Erwartungshaltung, dass konservative Bischöfe stur an ihren Prinzipien festhalten. Und eine späte Entscheidung und Erkenntnis ist allemal besser als in sturer Unkenntnis zu verharren.
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„Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden.“ (1 Kor 12,12)
Liebe Leserinnen und Leser,
ohne erneut auf die Geschehnisse der letzten Wochen, für die die heutige Lesung sicherlich auch Relevanz hat, eingehen zu wollen, ist in dieser Botschaft, die der erste Korintherbrief uns an dieser Stelle übermittelt, viel Ermutigung für unseren Alltag als Christen.
Die Kirche befindet sich in Deutschland in einer großen Krise und zwar auch, aber nicht nur wegen persönlichen Fehlverhaltens einzelner. Wenn wir aus dieser Krise herauskommen wollen wird dies nur gemeinsam gehen. Jedes Glied der Kirche hat denselben Wert und eine enorm wichtige Bedeutung für den Leib, aber nicht jedes Glied ist gleich. So wie ein Körper Arme, Augen und einen Kopf hat, so hat dies auch der Leib der Kirche. Jeder hat seinen Platz, den er nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllen kann und soll. Warum ist aus so vielen Kommentaren in persönlichen Gesprächen aber auch Meinungsbekundungen zum Beispiel in den sozialen Netzwerken wie Facebook, immer wieder so eine große Sehnsucht der Laien zu spüren „wie Priester“ zu sein. Ist Laie, vielleicht sogar Mutter oder Vater zu sein, nichts wert? Hängt das persönliche Heil so sehr an der Erlaubnis Sakramente spenden zu dürfen?
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