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kath 2:30 Dies DominiDies domini – 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

In den Schriftlesungen am Ende des Kirchenjahres wird mit dem Thema der Vergänglichkeit ein düsteres Bild gezeichnet. Der eigene Fokus kann dadurch auf Aspekte unseres Lebens gerichtet werden, die man gerne außer Acht lässt oder bei denen man gelernt hat, sie gekonnt zu ignorieren.

Bei allem, was in der vergangenen Jahren in Deutschland und in der Welt passiert ist, ist es nicht schwer, in Weltuntergangsstimmung zu verfallen. Das eigene Sicherheitsgefühl gerät immer mehr ins Wanken. Man verliert die Hoffnung, ob die aus den Kriegen im letzten Jahrhundert gezogenen Lehren noch eine Bedeutung haben. Oder am Ende allen Grübelns stellt sich einem einfach nur die Frage: Was ist morgen, nächste Woche, nächstes Jahr?

Ist all das, was um uns herum geschieht, genug, um die Segel zu streichen, den Kopf in den Sand zu stecken und nichts mehr zu tun? Sich dem Wandel der Welt hinzugeben und passiv zu ertragen, was einem gegeben wurde? Nein!

Seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und alle Frevler zu Spreu und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen, spricht der HERR der Heerscharen. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen dann bleiben. Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung. Mal 3,19f

Der Prophet Maleachi zeichnet hier auf den ersten Blick ein wahres Schreckensbild: Am Ende aller Tage kommt ein brennender Ofen, der alle verbrennt. Doch so düster ist dieses Bild nicht, denn nur für die Überheblichen und die Frevler ist dieser Ofen eine Gefahr. Sie werden von ihm verzehrt, für die Gottesfürchtigen aber ist es ein Läuterungsfeuer, eines, das reinigt und Heilung bringt.

Ob man diese Perikope nun als zu erwartende Begebenheit der letzten Tage liest oder als zeitübergreifende Metapher, ist einerlei. Bei beiden Lesarten ist die Botschaft ein Lichtblick, eine Hoffnung, die sich uns anbietet. Wenn wir standhaft (den nicht ausschließlich) christlichen Werten folgen – um beim Bild Maleachis zu bleiben – und uns dem Licht Gottes öffnen, dann haben wir ein erstes Werkzeug, um nicht an der Welt und ihren Problemen zu verzagen: Eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Auch bei Paulus findet sich das Element der Beständigkeit. Er ermahnt seine Gemeinde in Thessaloniki, sich an seinem Beispiel und an seinen Werten zu orientieren.

Ihr selbst wisst, wie man uns nachahmen soll. Wir haben bei euch kein unordentliches Leben geführt und bei niemandem unser Brot umsonst gegessen; wir haben uns gemüht und geplagt, Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen. Nicht als hätten wir keinen Anspruch auf Unterhalt; wir wollten euch aber ein Beispiel geben, damit ihr uns nachahmen könnt. II Tess 3, 7f

Er wendet sich in seiner Ansprache an seine Gemeinde gegen die Verlockung im Angesicht der Probleme der Zeit und warnt davor, in Untätigkeit und Fahrlässigkeit zu verfallen. Er mahnt weiterhin, sich in die Gesellschaft und ihre Gepflogenheiten einzugliedern.

Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. II Tess 3, 10

Auch wenn dieser Vers auf den ersten Blick wunderbar in neoliberale, rechtskonservative oder libertäre Positionen passt, so ist von Paulus ursprünglich etwas ganz anderes damit gemeint. Paulus sagt nicht, dass faule und untätige Subjekte nicht unterstützt werden oder dem Hunger überlassen werden sollen, sondern er wendet sich gegen eine besondere Variante seines eigenen Berufsstandes – die Verkünder und Propheten. Da gab es nämlich solche, die sich haben aushalten lassen und die sich nur wenig am Gemeinwohl orientiert haben. Auch diese sollen wegen ihrer Ängste nicht in Passivität und Verantwortungslosigkeit verfallen. Sie sollen weiterhin ein gesellschaftlich ‚ordentliches‘ Leben führen.

Vielmehr bezweckt Paulus mit seiner ganzen Ansprache, dass der Glaube kein Vehikel ist, um sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern er ist eine Quelle der Zuversicht für uns. Mit ihm können wir nicht nur große Katastrophen ertragen, sondern auch den Alltag mit dem Blick auf das Gute gestalten.

Und damit kommen wir zum Evangelium, dass uns davor warnt, sich von falschen Propheten und zu einfachen Lösungen in die Irre führen zu lassen.

Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. Lk 21,8

Die gesamte Passage des Evangeliums spricht ebenfalls von Erschütterungen dessen, was man gewöhnt ist. Für die ersten Christen und Christinnen, aber auch die Juden und Jüdinnen der damaligen Zeit, war das vor allem die Zerstörung des Tempels, aber auch Verfolgungen, Kriege und Unruhen, sowie Naturkatastrophen. Sehr viel anders ist die Lage aber auch für uns heute nicht. Und das gilt auch für die Warnung vor den falschen Propheten und Heilsbringern. Denn auch heute gibt es politische Führer, die versprechen, komplexe Probleme mit einfachen Lösungen zu beheben, Ideologen, die schnelle Erklärungen für die Ängste unserer Zeit liefern und Stimmen, die sich als Anwälte des Volkes ausgeben und in Wahrheit die Verunsicherung der Menschen ausnutzen. Alle zum eigenen Nutzen, aber nie für die Allgemeinheit. Alle haben sie göttliches Geheim- oder Expertenwissen, verkünden Wege zum Heil, die keine sind, und finden vermeintliche Sündenböcke für all das, was ihrer Meinung nach schief läuft in der Welt.

Jesu Aufforderung hingegen ist klar:

Lauft ihnen nicht nach! Lk 21,8

Denn auch hier wächst das, was uns zu Christen und Christinnen macht, nicht aus der Vereinfachung oder der Polarisierung, sondern aus der Standhaftigkeit, sich für die Wahrheit einzusetzen, aus Demut und dem Vertrauen auf Gott. Jesus will nicht, dass nur die Angst uns steuert oder Panik unser einziger Ratgeber ist. Er fordert nicht auf zu verdrängen oder zu verharmlosen, er leitet uns an, nüchtern zu betrachten, was ist. Mit klarem Blick die Zeichen unserer Zeit zu erkennen, ohne zu verzagen, da wir wissen, dass Gott bei uns ist. Standhaft ist nicht die- oder derjenige, die ohne Angst jedes Wagnis auf sich nimmt, sondern die- oder derjenige, der obwohl die Angst sie oder ihn im Griff hat, es trotzdem wagt.

Für Paulus und Jesus ist das Aufgeben im Angesicht von realen Bedrohungen keine Lösung. Die Frage ‚Was kann ich schon ändern?‘ stellt sich ihnen nicht. Fatalistische Resignation im Angesicht des göttlichen Heilsplans ist keine Denkoption. Standhaft sein bedeutet nicht, hart und unnachgiebig zu werden, sondern an den eigenen Normen und Werten festzuhalten, egal wie stürmisch die Welt um einen herum ist. Christliches Wirken zeigt sich gerade darin, die eigenen Überzeugungen nicht einfach aufzugeben, sondern im standhaften Wirken für unsere Mitmenschen, für Gerechtigkeit und Frieden, sowie die gesamte Schöpfung. Somit werden wir zum Gegenbild aller, die einfache Lösungen propagieren.

Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen. Lk 21,19

Jan Wacker

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

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