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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Die letzten Tage waren geprägt von wichtigen geschichtlichen und politischen Ereignissen, die vom Jahrestag eines der dunkelsten Tage deutscher Geschichte, der Reichspogromnacht vor 80 Jahren, bis zu einer großen Errungenschaft des letzten Jahrhunderts, dem Wahlrecht für Frauen, das genau vor 100 Jahren erfolgreich erkämpft worden ist, eine große Spanne menschlicher Gefühle, Situationen, Erfolge, aber auch Abgründe aufzeigen.

Auch aktuelle kirchliche und politische Ereignisse stellen uns immer wieder vor große Herausforderungen. Im Bistum Hildesheim berichtet ein inzwischen Mitte 70jähriger von Missbrauch in seiner Kindheit und Jugend durch einige Priester und sogar durch den damaligen Bischof, den Hirten (!) der Diözese. Nach allem, was man liest, scheint das Bistum hier alles an Aufklärung und Wiedergutmachung leisten zu wollen, was möglich ist. Das heilt das erlittene Leid sicher nicht, aber es ist dennoch ein Schritt in die richtige Richtung, ein Schritt der zeigt, dass hier etwas verstanden worden ist.

Wenig verstanden zu haben scheint hingegen der amtierende amerikanische Präsident. Da kommen Menschen in Not an seiner Grenze an und er entsendet keinen Sozialminister oder Fachleute für Integration, sondern schickt den Verteidigungsminister an die Grenze. Dazu wird kaum mehr gesagt werden müssen. Hier geht es nicht um differenzierte, überlegte und reflektierte Flüchtlingspolitik, sondern um Populismus in seiner Reinform. Manchmal fragt man sich, ob das nicht einer der apokalyptischen Reiter sein könnte, die Unheil über die Welt bringen sollen.

Nun behandeln alle Texte, die die Leseordnung für diesen Sonntag vorsieht, das Thema der Endzeit und dem ewigen Leben bei Gott – oder eben auch nicht bei ihm.

Ein mir bekannter Priester sagte einmal: Seit wir aufgehört haben, von der Hölle zu predigen, werden die Kirchen immer leerer. Selbst wenn es diesen zeitlichen Zusammenhang geben sollte, was mindestens skeptisch gesehen werden kann, ist dies sicherlich nicht der Weg der Wahl, die Menschen (wieder) zu Gott, zum Glauben und zur Kirche zu führen, indem man ihnen Angst macht. Wie der Hebräerbrief es unmissverständlich mitteilt:

„Wo aber die Sünden vergeben sind, da gibt es kein Sündopfer mehr“ (Hebr 10,18)

Jesus hat den Tod und die Sünde überwunden, sodass wir für die Sünde tot sind. Das bedeutet weder, dass unser Handeln gar nicht mehr falsch sein kann, noch, dass es unerheblich ist, wie wir uns uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Umgebung und Umwelt, für die wir Sorge tragen, gegenüber verhalten. Vielmehr heißt dies, dass kein Mensch mehr Sünder, im Sinne von Abgesonderter, ist. Nichts kann uns trennen von Gott, er vergibt und verzeiht alles, wenn wir es nur zulassen. 

Gerade der Monat November mit seinen beiden Heiligen- und Totengedenktagen zu Beginn gibt Anlass, über das eigene Leben und auch die eigene begrenzte irdische Verweildauer zu reflektieren. So sind Themen wie Himmel, Hölle, Gericht und Fegefeuer präsenter als zu anderen Jahreszeiten. Die Frage: (wie) geht es mit mir nach meinem Tod weiter – oder auch nicht – beschäftigt vermutlich jeden Menschen mehr oder weniger und auch mal mehr und mal weniger. Die christliche Botschaft ist eindeutig und lässt sich zusammenfassen mit der Zusage, die Jesus dem Schächer am Kreuz macht: heute noch wirst du mit mir im Paradies sein – eine Zusage an uns alle.

Vermutlich haben die Menschen in Kalifornien bei den gewaltigen Waldbränden, die dort nach wie vor wüten, eine apokalyptische Ahnung bekommen. Die Ereignisse der Reichspogromnacht und des unfassbaren Verbrechens an den jüdischen Mitmenschen im Nationalsozialismus, die an vielen Stellen der Erde herrschenden Kriege, unendlich viel Elend und Not in der Welt – all das führt dazu, dass wir sehr bildhafte Vorstellungen von der Hölle haben – himmlische oder paradiesische Zustände hingegen sind seltener, sodass der Himmel für uns Menschen etwas sehr viel Abstrakteres ist. 

Vielleicht kann diese Erkenntnis uns ein Ansporn und Anspruch sein. Der Himmel bedeutet ja nicht weniger als das ewige Leben bei und mit Gott. Auch heute schon können wir im Angesicht eines jeden Menschen Gott erkennen – auch, wenn es leider manchmal sehr gut versteckt ist und vielleicht dem „Träger“ selbst gar nicht bewusst ist. Was für jede Beziehung gilt, gilt auch für das gesamte Weltgeschehen: wir können nur uns selber ändern, nicht den anderen. Fangen wir heute und jeden Tag neu damit an. Versuchen wir uns, wenn wir am Abend über den vergangenen Tag nachdenken, bewusst zu machen, ob wir jemanden eher einen Einblick in die Hölle verschafft oder „den Himmel auf Erden bereitet“ haben. Wenn wir uns selbst so in den Blick nehmen und versuchen positiv zu verändern, dürfen wir auch zuversichtlich auf den Tag warten, an dem der Menschensohn wiederkommen und alle, die zu ihm gehören (wollen) in das ewige Reich bei Gott mitnehmen wird und von dem es heißt:

„jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.“ (Mk 13,32)

Ich wünsche uns allen eine himmlische Woche,
Ihre Katharina Nowak

Author: Katharina Nowak

Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.

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