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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Erster Fastensonntag, Lesejahr B

Der Fluch der Freiheit lastet schwer auf dem Menschen. Zur Freiheit ist er geboren. Die Aufgabe der Freiheit ist nicht nur Recht, sondern auch Pflicht. Nicht wenige schaffen sich die Illusion einer absoluten Freiheit, des Tun-und-Lassen-Könnens nach eigenem Gusto. Dabei sind der Freiheit natürliche Grenzen gesetzt. Das Phänomen der Zeit alleine begrenzt das menschliche Streben nach absoluter Freiheit. Wenn überhaupt, dann ist ein Mensch nur bei seiner ersten Entscheidung absolut frei. Mit dieser Entscheidung aber setzt er einen irreversiblen Akt, zumal dann, wenn diese freiheitliche Entscheidung auch in eine Tat umgesetzt wird. Aber sowohl der bloße Gedanke wie auch die ausgeführte Tat setzen ein Faktum in die Welt, eine Tatsache, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Die fortlaufende Zeit verhindert eine Rückkehr zum Status ante quo. Man kann weder den gedachten Gedanken noch die ausgeführte Tat rückgängig machen. Sie sind geschehen. Man kann sie korrigieren, wiedergutmachen, ausnutzen, weiterverfolgen – aber ungeschehen machen kann man sie nicht. Der fortschreitende Lauf der Zeit verhindert das. Jede freiheitliche Entscheidung zeitigt so unmittelbar Konsequenzen, die den Rahmen für alle folgenden Entscheidungen bilden. Jede folgende Entscheidung ist nie mehr absolut frei, sondern beeinflusst vor den vorhergehenden Entscheidungen. Und das ist allein die Betrachtung aus der Perspektive des Individuums. Nimmt man die soziale Dimension des Menschsein hinzu, dann wird das Streben nach Freiheit noch weiter eingegrenzt. Denn jede individuelle Entscheidung hat ihre mehr oder weniger großen Auswirkungen auf die Entscheidungen anderer Individuen.

Die Freiheit ist ein wahrhaft hohes Gut. Sie ist kostbar, gerade weil sie begrenzt ist. Freiheit ist nicht unbegrenzt verfügbar. Ein Mensch, der sich absolut frei im Sinne einer „Freiheit von Zwängen“ wähnt, erliegt deshalb einer Illusion. Gerade weil die eigenen freiheitlichen Entscheidung korrelierend auf die freiheitlichen Entscheidungen anderer einwirken, kann Freiheit eigentlich nicht im Sinn einer „Freiheit von“ verstanden werden. Die Freiheit als kostbares Gut gedeiht nur auf einem Boden, der mit Verantwortung gedüngt ist. Wahre Freiheit setzt die Übernahme von Verantwortung voraus.

Eine Freiheit ohne vorausgehendes Verantwortungsbewusstsein trägt den Keim der Vernichtung in sich. Der Einzelne setzt sich selbst ohne Verantwortung den Mitmenschen gegenüber absolut. Er ist keinem Rechenschaft mehr schuldig, keinem Menschen, keinem Gegenüber, Gott schon gar nicht. Das Böse, die die Ordnung der Welt zerstörende Kraft gewinnt dann die Oberhand. In der Bibel wird diese Macht auch als שָׂטָן (hebräisch: Satan) bezeichnet. שָׂטָן/Satan bedeutet übersetzt „Gegner“. Der Begriff bezeichnet eine dem Willen Gottes gegenläufige Macht, die die Ordnung der Welt durcheinander bringt. Sie ist wahrhaft diabolisch (vom griechischen διάβολος – sprich: diábolos – wörtlich: der Durcheinanderbringer).

Die Macht des Bösen ist auch in diesen Zeiten wieder sichtbar. Menschen schneiden anderen die Köpfe ab, weil sie einen anderen Glauben haben. Der geschriebene Buchstabe entscheidet dann über ein Menschenleben. Der schwarz auf weiß gedruckte Buchstabe schafft dann ein Schwarz-Weiß-Denken, das dem frommen Mörder die Verantwortung abnimmt. Sie rufen dann „Gott will es so“, weil sie zwar lesen, aber nicht verstehen können. Sie berauben sich selbst ihrer Freiheit, ja sie hassen sie sogar und bekämpfen sie, weil sie der Versuchung der Verantwortungslosigkeit erlegen sind.

Ihre Taten sind selbst Früchte der Unfreiheit und Verantwortungslosigkeit. Sie folgen einem Muster der Gewalt, das sich wie ein Krebsgeschwür durch die Menschheit frisst. Wie du mir so ich dir. Auge um Auge, Zahn um Zahn – das sind nicht bloß Denkweisen islamistisch verblendeter Unkulturen. Sie haben auch das Handeln westlich orientierter Staaten geprägt, wenn Unheil mit Unheil vergolten wurde. Vergeltung ist ein einfaches Muster, das nicht unbedingt verantwortungsbewusstes Denken voraussetzt. Vor allem aber schließt Vergeltung die Freiheit aus, denn sie beruht auf einem Zwang, dem Zwang die eigene Ehre wiederherzustellen. Aber wie soll eine solche Ehre aussehen, mit Blut an den Händen? Worauf sollen die Halsabschneider und Brandschatzer stolz sein? Darauf, dass sie des großen Gottes Geschöpfen den Atem genommen haben, den er selbst in sie hineingeblasen hat? Es heißt doch im Quran:

Wir haben doch bei der Erschaffung der Welt den Menschen aus feuchter Tonmasse geschaffen. Und die Geister haben wir vorher aus dem Feuer der sengenden Glut geschaffen. Und als dein Herr zu den Engeln sagt: „Ich werde einen Menschen aus feuchter Tonmasse schaffen. Wenn ich ihn dann geformt und ihm Geist von mir eingeblasen habe, dann fallt vor ihm nieder!“ (Sure 15,26-29 – Übersetzung von Rudi Paret)

Die Parallelen zur Bibel sind deutlich sichtbar. Dort heißt es im Buch Genesis:

Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden udn blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. (Genesis 2,7)

Für Juden, Christen und Muslime, für die Befolger des Tanach, der Bibel oder des Koran besteht hier kein Unterschied: Gottes Atem bringt dem Menschen Leben. Es ist der Atem Gottes, der im Menschen atmet. Wer einem Menschen diesen Atem raubt, kann also nie tun, was Gott will. Er handelt gegen den Willen Gottes.

Die diabolische Macht der Vergeltung aber ist wirksam. Das verdammte Ehrbedürfnis ist die eigentliche satanische Versuchung. Sie besteht darin, dass der Mensch wie Gott sein möchte. Er setzt sich an seine Stelle, indem er sich zum Herrn über Leben und Tod aufschwingt.

Die Versuchung ist groß. Sie ist in jedem Menschen wirksam. Auch Jesus kennt sie, wie das Evangelium vom ersten Fastensonntag im Lesejahr B zu berichten weiß:

In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste. Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. (Markus 1,12.13a)

Die Versuchung wird ihn versklaven, wenn er ihr nicht mit verantwortlichem Denken begegnet. Nur wer so denkt, wird frei sein. Er wird nicht frei von den steten Versuchen der Versuchungen; aber er wird in ihnen zunehmend den drohenden Verlust der Freiheit erkennen. Nicht umsonst heißt es deshalb in der zweiten Lesung vom ersten Fastensonntag im Lesejahr B:

Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen; dem Fleisch nach wurde er getötet, dem Geist nach lebendig gemacht. So ist er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt. (1 Petrus 3,18f)

Die Worte des ersten Petrusbriefes sind auf den ersten Blick rätselhaft. Sie setzten ein hartes Ringen um das Verständnis des Kreuzestodes Jesu voraus, ein Ringen um die Beantwortung der Frage, warum ein Gerechter einen ungerechten Tod stirbt, ja einen Tod, der eigentlich als absoluter Verlust der Nähe Gottes verstanden wurde, einem Fluchtod?

Der Autor des ersten Petrusbriefes bringt die Antwort auf den Punkt: Um uns, die Ungerechten, zu Gott hinzuführen. Der Tod des Sohnes Gottes wird zu einem Zeichen, zu einem Symbol und damit zum Gegenteil des Diabolischen. Symbol – dieses Wort geht auf das griechische συμβάλλειν (sprich: symballein – zusammenwerfen/zusammenfügen) zurück. Das Symbol des Kreuzestodes bringt Gott und Welt zusammen. Sünde ist ja da, was von Gott trennt. Wenn der Gerechte den Tod der Ungerechten stirbt und doch durch Gott von den Toten auferweckt wird, dann wird erkennbar, dass Gott jede Trennung von sich aus überwindet. Sein Lebensatem, sein heiliger Geist, macht lebendig – über den Tod hinaus. Und in seinem liebenden Lebensstreben will er alle erreichen; selbst die Geister, die im Gefängnis ihrer eigenen Selbstillusionen waren.

Die freiheitliche Entscheidung Jesu, sich dem Kreuzestod in Jerusalem zu stellen, durchbricht das Ehrstreben. Sicher hätte er fliehen können. Er hätte sich weiter in Bethanien oder noch besser im galiläischen Bergland, in diesem Kaff Nazareth verstecken können. Er hätte sein Leben als alter Mann friedlich aushauchen können. Bloß: Niemand hätte von ihm erfahren. Er aber hat den Fluchtod erlitten, den Tod der Ehrlosen. Selbst als Auferstandener, als Todessieger trägt er die Zeichen der Ehrlosigkeit noch an den Händen und Füßen. Die Botschaft darin ist unübersehbar: Ehre? Was zählt Ehre, wenn sie Menschenleben kostet? Ein Menschenleben kostet nicht weniger als den Geist Gottes. Kann man darin Ehre finden, wenn man den Geist Gottes sinnlos verschwendet?

Die Terrortaten sind Fakt. Sie prägen unser Denken und Handeln. Sie sind irreversibel. Der Ruf nach Vergeltung wird sofort laut. Und der Kreislauf, der dem Leben die Ordnung nimmt, der Kreislauf, der nichts zusammenführt, sondern alles trennt, wird weiter gehen.

Es wird Zeit Verantwortung zu übernehmen. Wer jetzt auf Rache sind, wird seine Freiheit verlieren. Und das Böse wird gewinnen. Freiheit aber ist die einzige, die zählt.

Und so steht die Menschheit, wie so oft, am Scheideweg. Es gilt zu entscheiden, welcher Pfad beschritten werden soll. Irrlichtern tappt die Menschheit durch die Geschichte. Menschen unterschiedlicher Religionen beten, wie es der Psalmist tut:

Zeige mir, Herr, deine Wege
lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich;
denn du bist der Gott meines Heiles.
Auf dich hoffe ich allezeit.
Denk an dein Erbarmen, Herr,
und die Taten deiner Huld;
denn sie bestehen seit Ewigkeit.
Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel!
In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig.
Gut und gerecht ist der Herr,
darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.
Die Demütigen leitet er nach seinem Recht,
die Gebeugten lehrt er seinen Weg. (Psalm 25,4-9)

Wer den rechten Weg Gottes gehen will, wird im Handeln Jesu den Wegweiser finden. Das wahre Fasten, das Gott wohlgefällt, besteht im Verzicht auf die Versuchungen falschen Ehrstrebens. Es besteht im Verzicht auf Gewaltinitiierung. Es besteht in der Besinnung auf den Bund Gottes mit den Menschen, mit dem in Kreuzestod und Auferstehung Jesu endgültig besiegelt wurde, was im Noachbund begann. Der Noachmythos erzählt eindrücklich, wie das Handeln der Menschen immer mehr von Verantwortungslosigkeit geprägt wird:

Der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. (Genesis 6,5)

Das Handeln der Menschen und ihre Konsequenzen sind dermaßen irreversibel, dass die Schöpfung als Ganzes bedroht wird. Weil Entscheidungen immer andere Entscheidungen prägen, ist ein Neuanfang nur möglich, wenn er absolut ist. Der Noachmythos sieht hierin den Grund für die Sintflut.

Die Vernichtung der Menschheit mit Ausnahme Noachs und seiner Familie aber ist selbst eine Entscheidung, die irreversibel ist. Angesichts eines Gottes, der Böses mit Tod und Vernichtung vergilt, kann kein Mensch mehr bestehen. Ein Gott, der so in die Geschichte der Menschen eingreift, nimmt dem Menschen seine Freiheit. Der Mensch wird in sich zu einem Zwangwesen, das seine Menschlichkeit verliert. Gott kann also nicht noch einmal in dieser Art in die Welt eingreifen, ohne das der Mensch seine grundlegende Bestimmung zu Verantwortung und Freiheit und damit zum Menschsein verlieren würde. Er muss einen anderen Weg wählen. Und so schließt er mit Noach einen Bund, den die erste Lesung vom ersten Fastensonntag im Lesejahr B vergegenwärtigt:

Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. (Genesis 9,11)

Es ist ein einseitiger Bund, ein Bund ohne Gegenleistung. Es ist der Verzicht Gottes auf die Vergeltung um der Vergeltung willen. Das Symbol dieses Bundes ist der Regenbogen:

Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken, er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde. (Genesis 9,12f)

Der Regenbogen ist hier mehr als ein buntes beeindruckendes Farbenspiel am Himmel. Er ist ein mächtiges Zeichen. Es ist der hingehängte Kriegsbogen, dessen Kraft nicht mehr gegen die Erde gerichtet ist. Gott selbst legt die Waffe aus der Hand und wandelt sie zu einem Hoffnungszeichen, zu einem Symbol, das Himmel und Erde verbindet.

Freiheit ist ein kostbares Gut. Wer sich selbst zum Sklaven der Vergeltung macht, gibt seine Freiheit auf. Keine Diktatur kann dem Menschen die Freiheit so nehmen, wie die vergeltungssüchtige Selbstversklavung, denn sie nimmt dem Menschen das eigentliche Menschliche: Die innere Freiheit, die niemand von außen nehmen kann.

Deus lo vult (Gott will es so) – so riefen einst die Kreuzfahrer. Allahu akhbar (Gott ist groß) – so brüllen jetzt die Mörder, die das Meer mit Blut tränken wollen. Die Freiheit werden sie nie besiegen, denn sie sind Gefangene des Bösen. Würden sie Gott die Ehre geben – sie würden den Atem Gottes im Nächsten ehren und die Waffen aus der Hand legen. Für jeden aufrechten Gottgläubigen aber gilt es gerade jetzt, Verantwortung zu übernehmen. Um der Freiheit willen dürfen wir ihr nicht ausweichen. Keinen Schritt weit!

Dr. Werner Kleine

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

4 Kommentare

  1. Gast auf Erden schrieb am 22. Februar 2015 um 02:15 :

    Ein ganz grossartiger Artikel über die Freiheit!
    Die wahrhaft katholische Definition von Freiheit.

    Das Wort Freiheit kommt in dem Beitrag fünfunddreissdig mal vor. Und ist jedesmal negativ konnotiert.

    Freiheit, DAS Unwort in der römisch katholischen Kirche.

    Wenn es noch eines Belegs für diese Aussage bedurft hätte, dieser Beitrag hat diesen sehr, sehr eindtücklich erledigt. Danke dafür!

    • Dr. Werner Kleine schrieb am 22. Februar 2015 um 16:25 :

      Negativ konnotiert? Sehe ich nicht so. Ist es negativ, Freiheit mit Verantwortung zu verbinden? Ist es negativ, Freiheit als Grundaufgabe und Verpflichtung des Menschen zu sehen, der er nicht ausweichen kann? Hier wird der Freiheitsbegriff hinterfragt. Wenn Sie Ihre Kritik vielleicht noch durch einen eigenen Ansatz ergänzten, könnten wir diskutieren. So aber bleibt Ihr Kommentar in der Luft hängen. Was wollen Sie denn eigentlich sagen?

      • Gast auf Erden schrieb am 22. Februar 2015 um 19:43 :

        Der Fluch der Freiheit

        Nicht negativ konnotiert? Na dann probieren wir das mal aus; mit Begriffen, die Sie eigentlich als positiv einschätzen könnten:

        Der Fluch der Taufe, der Fluch, der Fluch der Beichte, der Euch… nein, lassen wir das lieber.

      • Dr. Werner Kleine schrieb am 22. Februar 2015 um 20:07 :

        Ah, das dachte ich mir. Sie gehören zu denen, die nach der Überschrift aufhören zu lesen und nur wenig Sinn für metaphorische Sprache haben. Deshalb erkläre ich es Ihnen gerne. „Fluch“ ist hier eine Metapher dafür, dass sich der Mensch der Freiheit nicht entziehen kann. Er ist gewissermaßen zur Freiheit verdammt (Achtung: Metapher!). Nicht jeder schafft das und übt die Freiheit in Verantwortung aus (deshalb Fluch – Achtung: Metapher!). Das wird aber im ersten Absatz deutlich.

        Taufe und Beichte werden übrigens dann zum Fluch, wenn der Empfang ohne freie Zustimmung erfolgt. Denn vor allem die Taufe bewirkt einen irreversiblen Zustand. Wird sie frei empfangen, hat auch das Konsequenzen. Selbst bei der Eucharistie, die Sie nur andeutungsweise erwähnen, spielt der Gedanke eine Rolle. Man muss nur auf 1 Korinther 11,27 verweisen: „Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn.“ Paulus rekurriert hier auf das Missverhältnis zwischen Eucharistieempfang und fehlender sozialer Konsequenz, die den Leib Christi beschädigt. Auch hier zeitigt also die Handlung ohne eine entsprechende Gesinnung entsprechende Konsequenzen. Freiheit und Verantwortung bleiben korrelativ – auch und gerade bei den Sakramenten. Wer sie in Freiheit empfängt, muss aus ihnen für sein Leben und Handeln entsprechende Konsequenzen ziehen. Sie sehen, dass Ihre polemische Einwendung auch hier ins Leere zielt.

        Sie verstehen „Fluch“ lediglich in einem umgangssprachlichen Sinn als Unheilsspruch. Er meint aber tatsächlich ursprünglich eine aus einer Handlung erwachsene ernsthafte Konsequenz, der sich der Träger bzw. Verursacher der Handlung nicht entziehen kann. In diesem Sinne übertrage ich den Begriff hier. Ich denke, dass das frei von jeder negativen Konnotation ist. Was ist daran negativ, wenn ich die Freiheit als kostbares Gut beschreibe. Niemand aber kann sich der freiheitlichen Pflichten ohne Konsequenz entziehen. Oder sehen Sie das anders (Sie haben meine Frage aus meinem ersten Kommentar leider nicht beantwortet)?

        Wenn Sie einen Sinn für Metaphorik entwickeln, werden Sie auch verstehen. Lesen alleine reicht nicht immer.

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