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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Die Zunge ist ein sensibles Organ. Nirgendwo ist die sensorische Dichte im menschlichen Leib höher als hier. Deshalb ist sie in der Lage, auch kleineste Unebenheiten aufzuspüren. Allein neun einzelne Muskeln verleihen ihr darüber hinaus eine große Beweglichkeit. Die Zunge ist ein flinkes Organ. Bei manchem übersteigt die Schnelligkeit die des eigenen Denkvermögens. Mit flotter Zunge ist schnell etwas gesagt, was nachgedacht oft bereut wird. Die Zunge zu zügeln ist eine echte Aufgabe – eine Herausforderung, die offenkundig auch der Autor des Jakobusbriefes kennt:

Wisset, meine geliebten Brüder und Schwestern: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn; denn der Zorn eines Mannes schafft keine Gerechtigkeit vor Gott. (Jakobus 1,19f)

Wer also zu schnell mit der Rede bei der Zunge ist, anstatt die Worte erst in Herz und Hirn abzuwägen, kommt ebenso flink ins Stolpern. Wenn er anders handelt, als das, was er sagt, wird er als Heuchler entlarvt; handelt sie gar nicht trotz aller großen Worte, erweist sie sich als Schwätzerin. Redet die Zunge gar bewusst Unwahres, ist ihr Träger schlicht ein Lügner. Falsche Zungen sind zwar zum Meineid, nicht aber zur Meinung fähig. Und trotzdem ist die Macht falscher Zungen groß, wie man auch in der Gegenwart immer wieder erfahren kann. Trotz erdrückender Beweise wird ein amerikanischer Präsident, der gerade als Herr der Lüge viele in seine Gefolgschaft bringt, die den falschen und alternativen Wirklichkeiten nur zu gern glauben schenken, weil sie sich nicht mit der Wahrheit auseinandersetzen möchten, von seinen Anhängern „freigesprochen“. Und im Thüringer Landtag bringt eine Partei mit Fallenstellertricks die Grundfesten der Demokratie ins Wanken – sind da wirklich Ehrenmänner und -frauen am Werk, wenn sie im Thüringer Landtag am 5.2.2020 zwar im dritten Wahlgang, in dem die Mehrheit der Stimmen zur Wahl als Ministerpräsident reicht, ins Rennen schickt, ihm dann aber keine Stimmen gibt, sondern den FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich wählt, der trotz großspuriger Versprechen, sich nicht von der AfD wählen zu lassen, die Wahl flugs annimmt anstatt sie abzulehnen. Wer sie verspricht, hat sich wohl versprochen. Kann man einem Menschen glauben, dessen Lippenbekenntnisse schon beim kleinsten Zungenschlag Ausschlag und Herpes bekommen? Mit dem Psalmisten möchte man in diesen Tagen mehr als einmal flehend rufen:


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Worte können die Welt verändern. Und manches Wort ist schärfer als ein Schwert. Wer mit Worten umzugehen weiß, ist mächtig. Und dass Worte gefährlich sein können, erfahren gerade in der letzten Zeit viele Wortgewandte ganz gewaltig. Es ist nicht nur die unschickliche Bemerkung eines scheidenden Erzbischofs über die Bedeutung der Religionszugehörigkeit für den Wert von Familien, die vor kurzem für rechten Unbill und heilige Entrüstung sorgte. Auch andere, für die das Wortführen geradezu existentielle Bedeutung hat, haben erfahren müssen, dass gewandte Worte sich gegen den wenden können, der sie verwendet: Publizistinnen und Politiker, Politikerinnen und Publizisten setzen eben manchmal nicht nur schneidige verbale Attacken, sondern drehen mit Worten auch an der Wirklichkeit. Zuletzt waren es die Feministin und Publizistin Alice Schwarzer und der ehemalige NRW-Landesfinanzminister und CDU-Schatzmeister Helmut Linssen, die durch ihr Finanzgebaren die eigene Glaubwürdigkeit verschacherten.

Glaubwürdigkeit ist das eigentliche Kapital all derer, die mit Worten und vom Wort leben. Das Wort allein ist ein Nichts. Das Wort ist lediglich eine semantische Hülle für etwas, das es bezeichnet. Worte können solche Wirklichkeiten schaffen. Worte können wirken. Damit das gelingt bedarf es der Übereinstimmung von dem, was als Wort gesagt wird, und dem, was gemeint ist. Erst diese Kongruenz macht das Wort scharf und wirkmächtig. Fehlt diese Kongruenz, erweist sich ein gesprochenes Wort als hohl und gebrochen.

Die Macht des Wortes erweist sich erst in der Tat. Selbst die Schöpfungsmacht des göttlichen Wortes erweist sich erst darin, in dem die Schöpfung wirklich wird. Wahre Worte stehen in einer unauflösbaren Korrelation mit einer Tat, die dem Wort entspricht. Erst indem das Wort Fleisch wird, erweist es seine Wirkmächtigkeit. So erweist sich in der unüberbietbaren Fleischwerdung des göttlichen Wortes in Jesus Christus, dass Gottes Verheißungen mehr als hohle Wort sind: Gott ist treu!


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